Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
A. Vom Mathematisch-Erhabenen
§ 25 Namenerklärung des Erhabenen
zurück
-
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
A
. Vom
Mathematisch-Erhabenen
§ 25
Namenerklärung
des
Erhabenen
Erhaben
nennen
wir das, was
schlechthin
groß
ist.
Groß-sein
aber, und eine
Größe
sein
, sind
ganz
verschiedene
Begriffe
(
magnitudo
und
quantitas
).
Imgleichen
schlechtweg
(
simpliciter
)
sagen
, daß etwas
groß
sei
, ist auch
ganz
was
anderes
als
sagen
, daß es
schlechthin
groß
(
absolute
,
non
comparative
magnum
)
sei
. Das
letztere
ist das, was über alle
Vergleichung
groß
ist. - Was will nun aber der
Ausdruck
, daß etwas
groß
, oder
klein
, oder
mittelmäßig
sei
,
sagen
? Ein
reiner
Verstandesbegriff
ist es nicht, was
dadurch
bezeichnet
wird; noch
weniger
eine
Sinnenanschauung
; und
ebensowenig
ein
Vernunftbegriff
, weil es
gar
kein
Prinzip
der
Erkenntnis
bei sich
führt
. Es
muß
also ein
Begriff
der
Urteilskraft
sein
, oder von einem
solchen
abstammen
und eine
subjektive
Zweckmäßigkeit
der
Vorstellung
in
Beziehung
auf die
Urteilskraft
zum
Grunde
legen
. Daß etwas eine
Größe
(
quantum
)
sei
,
läßt
sich aus dem
Dinge
selbst, ohne alle
Vergleichung
mit
andern
,
erkennen
; wenn
nämlich
Vielheit
des
Gleichartigen
zusammen
Eines
ausmacht
. Wie
groß
es aber
sei
,
erfordert
jederzeit
etwas
anderes
,
welches
auch
Größe
ist, zu seinem
Maße
. Weil es aber in der
Beurteilung
der
Größe
nicht
bloß
auf die
Vielheit
(
Zahl
),
sondern
auch auf die
Größe
der
Einheit
(des
Maßes
)
ankommt
, und die
Größe
dieser
letztern
immer
wiederum
etwas
anderes
als
Maß
bedarf
, womit sie
verglichen
werden
könne
; so
sehen
wir: daß alle
Größenbestimmung
der
Erscheinungen
schlechterdings
keinen
absoluten
Begriff
von einer
Größe
,
sondern
allemal
nur einen
Vergleichungsbegriff
liefern
könne
.
Wenn ich nun
schlechtweg
sage
, daß etwas
groß
sei
, so
scheint
es, daß ich
gar
keine
Vergleichung
im
Sinne
habe,
wenigstens
mit
keinem
objektiven
Maße
, weil
dadurch
gar
nicht
bestimmt
wird, wie
groß
der
Gegenstand
sei
. Ob aber
gleich
der
Maßstab
der
Vergleichung
bloß
subjektiv
ist, so
macht
das
Urteil
nichtdestoweniger
auf
allgemeine
Beistimmung
Anspruch
; die
Urteile
. der Mann ist
schön
und er ist
groß
,
schränken
sich nicht
bloß
auf das
urteilende
Subjekt
ein,
sondern
verlangen
,
gleich
theoretischen
Urteilen
,
jedermanns
Beistimmung
.
Weil aber in einem
Urteile
,
wodurch
etwas
schlechtweg
als
groß
bezeichnet
wird, nicht
bloß
gesagt
werden will, daß der
Gegenstand
eine
Größe
habe,
sondern
diese
ihm
zugleich
vorzugsweise
vor
vielen
andern
gleicher
Art
beigelegt
wird, ohne doch diesen
Vorzug
bestimmt
anzugeben
; so wird demselben
allerdings
ein
Maßstab
zum
Grunde
gelegt
, den man
für
jedermann
, als
ebendenselben
,
annehmen
zu
können
voraussetzt
, der aber zu keiner
logischen
(
mathematisch-bestimmten
),
sondern
nur
ästhetischen
Beurteilung
der
Größe
brauchbar
ist, weil er ein
bloß
subjektiv
dem über
Größe
reflektierenden
Urteile
zum
Grunde
liegender
Maßstab
ist. Er
mag
übrigens
empirisch
sein
, wie etwa die
mittlere
Größe
der uns
bekannten
Menschen
,
Tiere
von
gewisser
Art
,
Bäume
,
Häuser
,
Berge
,
u
.
dgl
.; oder ein
a
priori
gegebener
Maßstab
, der durch die
Mängel
des
beurteilenden
Subjekts
auf
subjektive
Bedingungen
der
Darstellung
in
concreto
eingeschränkt
ist: als im
Praktischen
, die
Größe
einer
gewissen
Tugend
, oder der
öffentlichen
Freiheit
und
Gerechtigkeit
in einem
Lande
; oder im
Theoretischen
: die
Größe
der
Richtigkeit
oder
Unrichtigkeit
einer
gemachten
Observation
oder
Messung
u
.
dgl
.
Hier ist nun
merkwürdig
: daß, wenn wir
gleich
am
Objekte
gar
kein
Interesse
haben,
d.i.
die
Existenz
desselben
uns
gleichgültig
ist, doch die
bloße
Größe
desselben
, selbst wenn es als
formlos
betrachtet
wird, ein
Wohlgefallen
bei sich
führen
könne
, das
allgemein
mitteilbar
ist,
mithin
Bewußtsein
einer
subjektiven
Zweckmäßigkeit
im
Gebrauche
unsrer
Erkenntnisvermögen
enthalte
; aber nicht etwa ein
Wohlgefallen
am
Objekte
, wie beim
Schönen
(weil es
formlos
sein
kann), wo die
reflektierende
Urteilskraft
sich in
Beziehung
auf das
Erkenntnis
überhaupt
zweckmäßig
gestimmt
findet
:
sondern
an der
Erweiterung
der
Einbildungskraft
an sich selbst.
Wenn wir (unter der
obgenannten
Einschränkung
) von einem
Gegenstande
schlechtweg
sagen
, er
sei
groß
; so ist dies kein
mathematisch-bestimmendes
,
sondern
ein
bloßes
Reflexionsurteil
über die
Vorstellung
desselben
, die
für
einen
gewissen
Gebrauch
unserer
Erkenntniskräfte
in der
Größenschätzung
subjektiv
zweckmäßig
ist; und wir
verbinden
alsdann
mit der
Vorstellung
jederzeit
eine
Art
von
Achtung
, so wie mit dem, was wir
schlechtweg
klein
nennen
, eine
Verachtung
.
Übrigens
geht
die
Beurteilung
der
Dinge
als
groß
oder
klein
auf alles, selbst auf alle
Beschaffenheiten
derselben
; daher wir selbst die
Schönheit
groß
oder
klein
nennen
:
wovon
der
Grund
darin zu
suchen
ist, daß, was wir nach
Vorschrift
der
Urteilskraft
in der
Anschauung
nur immer
darstellen
(
mithin
ästhetisch
vorstellen
)
mögen
,
insgesamt
Erscheinung
,
mithin
auch ein
Quantum
ist.
Wenn wir aber etwas nicht allein
groß
,
sondern
schlechthin-
absolut-
in aller
Absicht-
(über alle
Vergleichung
)
groß
,
d.i.
erhaben
,
nennen
, so
sieht
man
bald
ein: daß wir
für
dasselbe
keinen
ihm
angemessenen
Maßstab
außer
ihm
,
sondern
bloß
in
ihm
zu
suchen
verstatten
. Es ist eine
Größe
, die
bloß
sich
selber
gleich
ist. Daß das
Erhabene
also nicht in den
Dingen
der
Natur
,
sondern
allein in unsern
Ideen
zu
suchen
sei
,
folgt
hieraus
; in
welchen
es aber
liege
,
muß
für
die
Deduktion
aufbehalten
werden.
Die
obige
Erklärung
kann auch so
ausgedrückt
werden:
Erhaben
ist das, mit
welchem
in
Vergleichung
alles
andere
klein
ist. Hier
sieht
man
leicht
: daß nichts in der
Natur
gegeben
werden
könne
, so
groß
als es auch von uns
beurteilt
werde
, was nicht in einem
andern
Verhältnisse
betrachtet
bis zum
Unendlich-Kleinen
abgewürdigt
werden
könnte
; und
umgekehrt
, nichts so
klein
, was sich nicht in
Vergleichung
mit noch
kleinern
Maßstäben
für
unsere
Einbildungskraft
bis zu einer
Weltgröße
erweitern
ließe
. Die
Teleskope
haben uns die
erstere
, die
Mikroskope
die
letztere
Bemerkung
zu
machen
reichlichen
Stoff
an die
Hand
gegeben
. Nichts also, was
Gegenstand
der
Sinnen
sein
kann, ist, auf diesen
Fuß
betrachtet
,
erhaben
zu
nennen
. Aber
eben
darum, daß in unserer
Einbildungskraft
ein
Bestreben
zum
Fortschritte
ins
Unendliche
, in unserer
Vernunft
aber ein
Anspruch
auf
absolute
Totalität
als auf eine
reelle
Idee
liegt
: ist selbst
jene
Unangemessenheit
unseres
Vermögens
der
Größenschätzung
der
Dinge
der
Sinnenwelt
für
diese
Idee
, die
Erweckung
des
Gefühls
eines
übersinnlichen
Vermögens
in uns; und der
Gebrauch
, den die
Urteilskraft
von
gewissen
Gegenständen
zum
Behuf
des
letzteren
(
Gefühls
)
natürlicherweise
macht
, nicht aber der
Gegenstand
der
Sinne
, ist
schlechthin
groß
, gegen
ihn
aber jeder
andere
Gebrauch
klein
.
Mithin
ist die
Geistesstimmung
, durch eine
gewisse
die
reflektierende
Urteilskraft
beschäftigende
Vorstellung
, nicht aber das
Objekt
,
erhaben
zu
nennen
.
Wir
können
also zu den
vorigen
Formeln
der
Erklärung
des
Erhabenen
noch diese
hinzutun
:
Erhaben
ist, was auch nur
denken
zu
können
ein
Vermögen
des
Gemüts
beweiset
, das
jeden
Maßstab
der
Sinne
übertrifft
.
zurück
-
vor
Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText®
(V89) - Some rights reserved by
EuloTech SRL
- 1996-2007. Content in this page is licensed under a
Creative Commons License