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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
A. Vom Mathematisch-Erhabenen
§ 27 Von der Qualität des Wohlgefallens in der Beurteilung des Erhabenen
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§ 27
Von der
Qualität
des
Wohlgefallens
in der
Beurteilung
des
Erhabenen
Das
Gefühl
der
Unangemessenheit
unseres
Vermögens
zur
Erreichung
einer
Idee
, die
für
uns
Gesetz
ist, ist
Achtung
. Nun ist die
Idee
der
Zusammenfassung
einer
jeden
Erscheinung
, die uns
gegeben
werden
mag
, in die
Anschauung
eines
Ganzen
, eine solche
welche
uns durch ein
Gesetz
der
Vernunft
auferlegt
ist, die kein
anderes
bestimmtes
für
jedermann
gültiges
und
unveränderliches
Maß
erkennt
, als das
Absolut-Ganze
.
Unsere
Einbildungskraft
aber
beweiset
, selbst in ihrer
größten
Anstrengung
, in
Ansehung
der von ihr
verlangten
Zusammenfassung
eines
gegebenen
Gegenstandes
in ein
Ganzes
der
Anschauung
(
mithin
zur
Darstellung
der
Idee
der
Vernunft
) ihre
Schranken
und
Unangemessenheit
, doch aber
zugleich
ihre
Bestimmung
zur
Bewirkung
der
Angemessenheit
mit
derselben
als einem
Gesetze
. Also ist das
Gefühl
des
Erhabenen
in der
Natur
Achtung
für
unsere
eigene
Bestimmung
, die wir einem
Objekte
der
Natur
durch eine
gewisse
Subreption
(
Verwechselung
einer
Achtung
für
das
Objekt
statt der
für
die
Idee
der
Menschheit
in unserm
Subjekte
)
beweisen
,
welches
uns die
Überlegenheit
der
Vernunftbestimmung
unserer
Erkenntnisvermögen
über das
größte
Vermögen
der
Sinnlichkeit
gleichsam
anschaulich
macht
.
Das
Gefühl
des
Erhabenen
ist also ein
Gefühl
der
Unlust
, aus der
Unangemessenheit
der
Einbildungskraft
in der
ästhetischen
Größenschätzung
, zu der
Schätzung
durch die
Vernunft
, und eine dabei
zugleich
erweckte
Lust
, aus der
Übereinstimmung
eben
dieses
Urteils
der
Unangemessenheit
des
größten
sinnlichen
Vermögens
mit
Vernunftideen
,
sofern
die
Bestrebung
zu
denselben
doch
für
uns
Gesetz
ist. Es ist
nämlich
für
uns
Gesetz
(der
Vernunft
) und
gehört
zu unserer
Bestimmung
, alles, was die
Natur
als
Gegenstand
der
Sinne
für
uns
Großes
enthält
, in
Vergleichung
mit
Ideen
der
Vernunft
für
klein
zu
schätzen
; und, was das
Gefühl
dieser
übersinnlichen
Bestimmung
in uns
rege
macht
,
stimmt
zu jenem
Gesetze
zusammen
. Nun ist die
größte
Bestrebung
der
Einbildungskraft
in
Darstellung
der
Einheit
für
die
Größenschätzung
eine
Beziehung
auf etwas
Absolut-Großes
,
folglich
auch eine
Beziehung
auf das
Gesetz
der
Vernunft
, dieses allein zum
obersten
Maße
der
Größen
anzunehmen
. Also ist die
innere
Wahrnehmung
der
Unangemessenheit
alles
sinnlichen
Maßstabes
zur
Größenschätzung
der
Vernunft
eine
Übereinstimmung
mit
Gesetzen
derselben
, und eine
Unlust
,
welche
das
Gefühl
unserer
übersinnlichen
Bestimmung
in uns
rege
macht
, nach
welcher
es
zweckmäßig
,
mithin
Lust
ist,
jeden
Maßstab
der
Sinnlichkeit
den
Ideen
der
Vernunft
unangemessen
zu
finden
.
Das
Gemüt
fühlt
sich in der
Vorstellung
des
Erhabenen
in der
Natur
bewegt
:
da
es in dem
ästhetischen
Urteile
über das
Schöne
derselben
in
ruhiger
Kontemplation
ist. Diese
Bewegung
kann (
vornehmlich
in ihrem
Anfange
) mit einer
Erschütterung
verglichen
werden,
d.i.
mit einem
schnellwechselnden
Abstoßen
und
Anziehen
ebendesselben
Objekts
. Das
überschwengliche
für
die
Einbildungskraft
(bis zu
welchem
sie in der
Auffassung
der
Anschauung
getrieben
wird) ist
gleichsam
ein
Abgrund
,
worin
sie sich selbst zu
verlieren
fürchtet
; aber doch auch
für
die
Idee
der
Vernunft
vom
Übersinnlichen
nicht
überschwenglich
,
sondern
gesetzmäßig
, eine solche
Bestrebung
der
Einbildungskraft
hervorzubringen
:
mithin
in
eben
dem
Maße
wiederum
anziehend
, als es
für
die
bloße
Sinnlichkeit
abstoßend
war. Das
Urteil
selber
bleibt
aber
hiebei
immer nur
ästhetisch
, weil es, ohne einen
bestimmten
Begriff
vom
Objekte
zum
Grunde
zu haben,
bloß
das
subjektive
Spiel
der
Gemütskräfte
(
Einbildungskraft
und
Vernunft
) selbst durch ihren
Kontrast
als
harmonisch
vorstellt
.
Denn
, so wie
Einbildungskraft
und
Verstand
in der
Beurteilung
des
Schönen
durch ihre
Einhelligkeit
, so
bringen
Einbildungskraft
und
Vernunft
hier durch ihren
Widerstreit
,
subjektive
Zweckmäßigkeit
der
Gemütskräfte
hervor
:
nämlich
ein
Gefühl
, daß wir
reine
selbständige
Vernunft
haben, oder ein
Vermögen
der
Größenschätzung
, dessen
Vorzüglichkeit
durch nichts
anschaulich
gemacht
werden kann, als durch die
Unzulänglichkeit
desjenigen
Vermögens
,
welches
in
Darstellung
der
Größen
(
sinnlicher
Gegenstände
) selbst
unbegrenzt
ist.
Messung
eines
Raums
(als
Auffassung
) ist
zugleich
Beschreibung
desselben
,
mithin
objektive
Bewegung
in der
Einbildung
und ein
Progressus
; die
Zusammenfassung
der
Vielheit
in die
Einheit
, nicht des
Gedankens
,
sondern
der
Anschauung
,
mithin
des
Sukzessiv-Aufgefaßten
in einen
Augenblick
, ist
dagegen
ein
Regressus
, der die
Zeitbedingung
im
Progressus
der
Einbildungskraft
wieder
aufhebt
und das
Zugleichsein
anschaulich
macht
. Sie ist also (
da
die
Zeitfolge
eine
Bedingung
des
innern
Sinnes
und einer
Anschauung
ist) eine
subjektive
Bewegung
der
Einbildungskraft
,
wodurch
sie dem
innern
Sinne
Gewalt
antut
, die
desto
merklicher
sein
muß
,
je
größer
das
Quantum
ist,
welches
die
Einbildungskraft
in eine
Anschauung
zusammenfaßt
. Die
Bestrebung
also, ein
Maß
für
Größen
in eine
einzelne
Anschauung
aufzunehmen
,
welches
aufzufassen
merkliche
Zeit
erfordert
, ist eine
Vorstellungsart
,
welche
,
subjektiv
betrachtet
,
zweckwidrig
;
objektiv
aber zur
Größenschätzung
erforderlich
,
mithin
zweckmäßig
ist:
wobei
aber doch
eben
dieselbe
Gewalt
, die dem
Subjekte
durch die
Einbildungskraft
widerfährt
,
für
die
ganze
Bestimmung
des
Gemüts
als
zweckmäßig
beurteilt
wird.
Die
Qualität
des
Gefühls
des
Erhabenen
ist: daß sie ein
Gefühl
der
Unlust
über das
ästhetische
Beurteilungsvermögen
an einem
Gegenstande
ist, die darin doch
zugleich
als
zweckmäßig
vorgestellt
wird;
welches
dadurch
möglich
ist, daß das
eigne
Unvermögen
das
Bewußtsein
eines
unbeschränkten
Vermögens
desselben
Subjekts
entdeckt
, und das
Gemüt
das
letztere
nur durch das
erstere
ästhetisch
beurteilen
kann.
In der
logischen
Größenschätzung
ward
die
Unmöglichkeit
, durch den
Progressus
der
Messung
der
Dinge
der
Sinnenwelt
in
Zeit
und
Raum
jemals
zur
absoluten
Totalität
zu
gelangen
,
für
objektiv
,
d.i.
eine
Unmöglichkeit
, das
Unendliche
als
bloß
gegeben
zu
denken
, und nicht als
bloß
subjektiv
,
d.i.
als
Unvermögen
, es zu
fassen
,
erkannt
: weil
da
auf den
Grad
der
Zusammenfassung
in eine
Anschauung
, als
Maß
,
gar
nicht
gesehen
wird,
sondern
alles auf einen
Zahlbegriff
ankommt
. Allein in einer
ästhetischen
Größenschätzung
muß
der
Zahlbegriff
wegfallen
oder
verändert
werden, und die
Komprehension
der
Einbildungskraft
zur
Einheit
des
Maßes
(
mithin
mit
Vermeidung
der
Begriffe
von einem
Gesetze
der
sukzessiven
Erzeugung
der
Größenbegriffe
) ist allein
für
sie
zweckmäßig
. - Wenn nun eine
Größe
beinahe
das
Äußerste
unseres
Vermögens
der
Zusammenfassung
in eine
Anschauung
erreicht
, und die
Einbildungskraft
doch durch
Zahlgrößen
(
für
die wir uns unseres
Vermögens
als
unbegrenzt
bewußt
sind) zur
ästhetischen
Zusammenfassung
in eine
größere
Einheit
aufgefordert
wird, so
fühlen
wir uns im
Gemüt
als
ästhetisch
in
Grenzen
eingeschlossen
; aber die
Unlust
wird doch, in
Hinsicht
auf die
notwendige
Erweiterung
der
Einbildungskraft
zur
Angemessenheit
mit dem, was in unserm
Vermögen
der
Vernunft
unbegrenzt
ist,
nämlich
der
Idee
des
absoluten
Ganzen
,
mithin
die
Unzweckmäßigkeit
des
Vermögens
der
Einbildungskraft
doch
für
Vernunftideen
und deren
Erweckung
als
zweckmäßig
vorgestellt
.
Eben
dadurch
wird aber das
ästhetische
Urteil
selbst
subjektiv-zweckmäßig
für
die
Vernunft
, als
Quell
der
Ideen
,
d.i.
einer
solchen
intellektuellen
Zusammenfassung
,
für
die alle
ästhetische
klein
ist; und der
Gegenstand
wird als
erhaben
mit einer
Lust
aufgenommen
, die nur
vermittelst
einer
Unlust
möglich
ist.
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