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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
B. Vom Dynamisch-Erhabenen der Natur
§ 29 Von der Modalität des Urteils über das Erhabene der Natur
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§ 29
Von der
Modalität
des
Urteils
über das
Erhabene
der
Natur
Es
gibt
unzählige
Dinge
der
schönen
Natur
,
worüber
wir
Einstimmigkeit
des
Urteils
mit dem
unsrigen
jedermann
geradezu
ansinnen
, und auch, ohne
sonderlich
zu
fehlen
,
erwarten
können
; aber mit unserm
Urteile
über das
Erhabene
in der
Natur
können
wir uns nicht so
leicht
Eingang
bei
andern
versprechen
.
Denn
es
scheint
eine bei
weitem
größere
Kultur
, nicht
bloß
der
ästhetischen
Urteilskraft
,
sondern
auch der
Erkenntnisvermögen
, die ihr zum
Grunde
liegen
,
erforderlich
zu
sein
, um über diese
Vorzüglichkeit
der
Naturgegenstände
ein
Urteil
fällen
zu
können
.
Die
Stimmung
des
Gemüts
zum
Gefühl
des
Erhabenen
erfordert
eine
Empfänglichkeit
desselben
für
Ideen
;
denn
eben
in der
Unangemessenheit
der
Natur
zu den
letztern
,
mithin
nur unter der
Voraussetzung
derselben
und der
Anspannung
der
Einbildungskraft
, die
Natur
als ein
Schema
für
die
letztern
zu
behandeln
,
besteht
das
Abschreckende
für
die
Sinnlichkeit
,
welches
doch
zugleich
anziehend
ist: weil es eine
Gewalt
ist,
welche
die
Vernunft
auf
jene
ausübt
, nur um sie ihrem
eigentlichen
Gebiete
(dem
praktischen
)
angemessen
zu
erweitern
, und sie auf das
Unendliche
hinausgehen
zu
lassen
,
welches
für
jene
ein
Abgrund
ist. In der
Tat
wird ohne
Entwickelung
sittlicher
Ideen
das, was wir, durch
Kultur
vorbereitet
,
erhaben
nennen
, dem
rohen
Menschen
bloß
abschreckend
vorkommen
. Er wird an den
Beweistümern
der
Gewalt
der
Natur
in ihrer
Zerstörung
und dem
großen
Maßstabe
ihrer
Macht
,
wogegen
die
seinige
in nichts
verschwindet
,
lauter
Mühseligkeit
,
Gefahr
und
Not
sehen
, die den
Menschen
umgeben
würden
, der
dahin
gebannt
wäre
. So
nannte
der
gute
,
übrigens
verständige
savoyische
Bauer
(wie
Hr
.
v
.
Saussure
erzählt
), alle
Liebhaber
der
Eisgebirge
ohne
Bedenken
Narren
. Wer
weiß
auch, ob er so
ganz
Unrecht
gehabt
hätte, wenn
jener
Beobachter
die
Gefahren
, denen er sich hier
aussetzte
,
bloß
, wie die
meisten
Reisenden
pflegen
, aus
Liebhaberei
, oder um
dereinst
pathetische
Beschreibungen
davon
geben
zu
können
,
übernommen
hätte? So aber war seine
Absicht
,
Belehrung
der
Menschen
; und die
seelenerhebende
Empfindung
hatte und
gab
der
vortreffliche
Mann den
Lesern
seiner
Reisen
in ihren
Kauf
obenein
.
Darum aber, weil das
Urteil
über das
Erhabene
der
Natur
Kultur
bedarf
(mehr als das über das
Schöne
), ist es doch
dadurch
nicht
eben
von der
Kultur
zuerst
erzeugt
, und etwa
bloß
konventionsmäßig
in der
Gesellschaft
eingeführt
;
sondern
es hat seine
Grundlage
in der
menschlichen
Natur
, und zwar
demjenigen
, was man mit dem
gesunden
Verstande
zugleich
jedermann
ansinnen
und von
ihm
fordern
kann,
nämlich
in der
Anlage
zum
Gefühl
für
(
praktische
)
Ideen
,
d.i.
zu dem
moralischen
.
Hierauf
gründet
sich nun die
Notwendigkeit
der
Beistimmung
des
Urteils
anderer vom
Erhabenen
zu dem
unsrigen
,
welche
wir in diesem
zugleich
mit
einschließen
.
Denn
, so wie wir dem, der in der
Beurteilung
eines
Gegenstandes
der
Natur
,
welchen
wir
schön
finden
,
gleichgültig
ist,
Mangel
des
Geschmacks
vorwerfen
; so
sagen
wir von dem, der bei dem, was wir
erhaben
zu
sein
urteilen
,
unbewegt
bleibt
, er habe kein
Gefühl
.
Beides
aber
fordern
wir von jedem
Menschen
, und
setzen
es auch, wenn er einige
Kultur
hat, an
ihm
voraus
: nur mit dem
Unterschiede
, daß wir das
erstere
, weil die
Urteilskraft
darin die
Einbildung
bloß
auf den
Verstand
, als
Vermögen
der
Begriffe
,
bezieht
,
geradezu
von
jedermann
; das
zweite
aber, weil sie darin die
Einbildungskraft
auf
Vernunft
, als
Vermögen
der
Ideen
,
bezieht
, nur unter einer
subjektiven
Voraussetzung
(die wir aber
jedermann
ansinnen
zu
dürfen
uns
berechtigt
glauben
),
fordern
,
nämlich
der des
moralischen
Gefühls
im
Menschen
, und
hiemit
auch diesem
ästhetischen
Urteile
Notwendigkeit
beilegen
.
In dieser
Modalität
der
ästhetischen
Urteile
,
nämlich
der
angemaßten
Notwendigkeit
derselben
,
liegt
ein
Hauptmoment
für
die
Kritik
der
Urteilskraft
.
Denn
die
macht
eben
an ihnen ein
Prinzip
a
priori
kenntlich
, und
erhebt
sie aus der
empirischen
Psychologie
, in
welcher
sie sonst unter den
Gefühlen
des
Vergnügens
und
Schmerzens
(nur mit dem
nichtssagenden
Beiwort
eines
feinern
Gefühls
)
begraben
bleiben
würden
, um sie, und
vermittelst
ihrer die
Urteilskraft
, in die
Klasse
derer zu
stellen
,
welche
Prinzipien
a
priori
zum
Grunde
haben, als solche aber sie in die
Transzendentalphilosophie
hinüberzuziehen
.
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