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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Allgemeine Anmerkung zur Exposition der ästhetischen reflektierenden Urteile
zurück
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Allgemeine
Anmerkung
zur
Exposition
der
ästhetischen
reflektierenden
Urteile
In
Beziehung
auf das
Gefühl
der
Lust
ist ein
Gegenstand
entweder zum
Angenehmen
, oder
Schönen
, oder
Erhabenen
, oder
Guten
(
schlechthin
) zu
zählen
(
iucundum
,
pulchrum
,
sublime
,
honestum
).
Das
Angenehme
ist, als
Triebfeder
der
Begierden
,
durchgängig
von
einerlei
Art
, woher es auch
kommen
, und wie
spezifisch-verschieden
auch die
Vorstellung
(des
Sinnes
und der
Empfindung
,
objektiv
betrachtet
)
sein
mag
. Daher
kommt
es bei der
Beurteilung
des
Einflusses
desselben
auf das
Gemüt
nur auf die
Menge
der
Reize
(
zugleich
und
nacheinander
), und
gleichsam
nur auf die
Masse
der
angenehmen
Empfindung
an; und diese
läßt
sich also durch nichts als die
Quantität
verständlich
machen
. Es
kultiviert
auch nicht,
sondern
gehört
zum
bloßen
Genusse
. - Das
Schöne
erfordert
dagegen
die
Vorstellung
einer
gewissen
Qualität
des
Objekts
, die sich auch
verständlich
machen
, und auf
Begriffe
bringen
läßt
(
wiewohl
es im
ästhetischen
Urteile
darauf nicht
gebracht
wird); und
kultiviert
,
indem
es
zugleich
auf
Zweckmäßigkeit
im
Gefühle
der
Lust
acht zu haben
lehrt
. - Das
Erhabene
besteht
bloß
in der
Relation
,
worin
das
Sinnliche
in der
Vorstellung
der
Natur
für
einen
möglichen
übersinnlichen
Gebrauch
desselben
als
tauglich
beurteilt
wird. - Das
Schlechthin-Gute
,
subjektiv
nach dem
Gefühle
,
welches
es
einflößt
,
beurteilt
(das
Objekt
des
moralischen
Gefühls
), als die
Bestimmbarkeit
der
Kräfte
des
Subjekts
, durch die
Vorstellung
eines
schlechthin-nötigenden
Gesetzes
,
unterscheidet
sich
vornehmlich
durch die
Modalität
einer auf
Begriffen
a
priori
beruhenden
Notwendigkeit
, die nicht
bloß
Anspruch
,
sondern
auch
Gebot
des
Beifalls
für
jedermann
in sich
enthält
, und
gehört
an sich zwar nicht
für
die
ästhetische
,
sondern
die
reine
intellektuelle
Urteilskraft
; wird auch nicht in einem
bloß
reflektierenden
,
sondern
bestimmenden
Urteile
, nicht der
Natur
,
sondern
der
Freiheit
beigelegt
. Aber die
Bestimmbarkeit
des
Subjekts
durch diese
Idee
, und zwar eines
Subjekts
,
welches
in sich an der
Sinnlichkeit
Hindernisse
,
zugleich
aber
Überlegenheit
aber
dieselbe
durch die
Überwindung
derselben
als
Modifikation
seines
Zustandes
empfinden
kann,
d.i.
das
moralische
Gefühl
, ist doch mit der
ästhetischen
Urteilskraft
und deren
formalen
Bedingungen
sofern
verwandt
, daß es dazu
dienen
kann, die
Gesetzmäßigkeit
der
Handlung
aus
Pflicht
zugleich
als
ästhetisch
,
d.i.
als
erhaben
, oder auch als
schön
vorstellig
zu
machen
, ohne an seiner
Reinigkeit
einzubüßen
:
welches
nicht
stattfindet
, wenn man es mit dem
Gefühl
des
Angenehmen
in
natürliche
Verbindung
setzen
wollte
.
Wenn man das
Resultat
aus der
bisherigen
Exposition
beiderlei
Arten
ästhetischer
Urteile
zieht
, so
würden
sich daraus
folgende
kurze
Erklärungen
ergeben
:
Schön
ist das, was in der
bloßen
Beurteilung
(also nicht
vermittelst
der
Empfindung
des
Sinnes
nach einem
Begriffe
des
Verstandes
)
gefällt
.
Hieraus
folgt
von selbst, daß es ohne alles
Interesse
gefallen
müsse
.
Erhaben
ist das, was durch seinen
Widerstand
gegen das
Interesse
der
Sinne
unmittelbar
gefällt
.
Beide
, als
Erklärungen
ästhetischer
allgemeingültiger
Beurteilung
,
beziehen
sich auf
subjektive
Gründe
,
nämlich
einerseits
der
Sinnlichkeit
, so wie sie zu
Gunsten
des
kontemplativen
Verstandes
;
andererseits
wie sie wider
dieselbe
,
dagegen
für
die
Zwecke
der
praktischen
Vernunft
, und doch
beide
in demselben
Subjekte
vereinigt
, in
Beziehung
auf das
moralische
Gefühl
zweckmäßig
sind. Das
Schöne
bereitet
uns
vor
, etwas, selbst die
Natur
, ohne
Interesse
zu
lieben
; das
Erhabene
, es, selbst wider unser (
sinnliches
)
Interesse
,
hochzuschätzen
.
Man kann des
Erhabene
so
beschreiben
: es ist ein
Gegenstand
(der
Natur
), dessen
Vorstellung
das
Gemüt
bestimmt
, sich die
Unerreichbarkeit
der
Natur
als
Darstellung
von
Ideen
zu
denken
.
Buchstäblich
genommen
, und
logisch
betrachtet
,
können
Ideen
nicht
dargestellt
werden. Aber, wenn wir unser
empirisches
Vorstellungsvermögen
(
mathematisch
, oder
dynamisch
)
für
die
Anschauung
der
Natur
erweitern
; so
tritt
unausbleiblich
die
Vernunft
hinzu, als
Vermögen
der
Independenz
der
absoluten
Totalität
, und
bringt
die,
obzwar
vergebliche
,
Bestrebung
des
Gemüts
hervor
, die
Vorstellung
der
Sinne
dieser
angemessen
zu
machen
. Diese
Bestrebung
, und das
Gefühl
der
Unerreichbarkeit
der
Idee
durch die
Einbildungskraft
, ist selbst eine
Darstellung
der
subjektiven
Zweckmäßigkeit
unseres
Gemüts
im
Gebrauche
der
Einbildungskraft
für
dessen
übersinnliche
Bestimmung
, und
nötigt
uns,
subjektiv
die
Natur
selbst in ihrer
Totalität
, als
Darstellung
von etwas
übersinnlichem
, zu
denken
, ohne diese
Darstellung
objektiv
zustande
bringen
zu
können
.
Denn
das werden wir
bald
inne
, daß der
Natur
im
Raume
und der
Zeit
das
Unbedingte
,
mithin
auch die
absolute
Größe
,
ganz
abgehe
, die doch von der
gemeinsten
Vernunft
verlangt
wird.
Eben
dadurch
werden wir auch
erinnert
, daß wir es nur mit einer
Natur
als
Erscheinung
zu tun haben, und diese selbst noch als
bloße
Darstellung
einer
Natur
an sich (
welche
die
Vernunft
in der
Idee
hat)
müsse
angesehen
werden. Diese
Idee
des
Übersinnlichen
aber, die wir zwar nicht weiter
bestimmen
,
mithin
die
Natur
als
Darstellung
derselben
nicht
erkennen
,
sondern
nur
denken
können
, wird in uns durch einen
Gegenstand
erweckt
, dessen
ästhetische
Beurteilung
die
Einbildungskraft
bis zu ihrer
Grenze
, es
sei
der
Erweiterung
(
mathematisch
), oder ihrer
Macht
über das
Gemüt
(
dynamisch
),
anspannt
,
indem
sie sich auf dem
Gefühle
einer
Bestimmung
desselben
gründet
,
welche
das
Gebiet
der
ersteren
gänzlich
überschreitet
(dem
moralischen
Gefühl
), in
Ansehung
dessen die
Vorstellung
des
Gegenstandes
als
subjektiv-zweckmäßig
beurteilt
wird.
In der
Tat
läßt
sich ein
Gefühl
für
das
Erhabene
der
Natur
nicht
wohl
denken
, ohne eine
Stimmung
des
Gemüts
, die der zum
moralischen
ähnlich
ist, damit zu
verbinden
; und, obgleich die
unmittelbare
Lust
am
Schönen
der
Natur
gleichfalls
eine
gewisse
Liberalität
der
Denkungsart
,
d.i.
Unabhängigkeit
des
Wohlgefallens
vom
bloßen
Sinnengenusse
,
voraussetzt
und
kultiviert
, so wird
dadurch
noch mehr die
Freiheit
im
Spiele
, als unter einem
gesetzlichen
Geschäfte
vorgestellt
:
welches
die
echte
Beschaffenheit
der
Sittlichkeit
des
Menschen
ist, wo die
Vernunft
der
Sinnlichkeit
Gewalt
antun
muß
; nur daß im
ästhetischen
Urteile
über das
Erhabene
diese
Gewalt
durch die
Einbildungskraft
selbst, als durch ein
Werkzeug
der
Vernunft
,
ausgeübt
vorgestellt
wird.
Das
Wohlgefallen
am
Erhabenen
der
Natur
ist daher auch nur
negativ
(statt dessen das am
Schönen
positiv
ist),
nämlich
ein
Gefühl
der
Beraubung
der
Freiheit
der
Einbildungskraft
durch sie selbst,
indem
sie nach einem
andern
Gesetze
, als dem des
empirischen
Gebrauchs
,
zweckmäßig
bestimmt
wird.
Dadurch
bekommt
sie eine
Erweiterung
und
Macht
,
welche
größer
ist, als die,
welche
sie
aufopfert
, deren
Grund
aber ihr selbst
verborgen
ist, statt dessen sie die
Aufopferung
oder die
Beraubung
, und
zugleich
die
Ursache
fühlt
, der sie
unterworfen
wird. Die
Verwunderung
, die an
Schreck
grenzt
, das
Grausen
und der
heilige
Schauer
,
welcher
den
Zuschauer
bei dem
Anblicke
himmelansteigender
Gebirgsmassen
,
tiefer
Schlünde
und darin
tobender
Gewässer
,
tiefbeschatteter
, zum
schwermütigen
Nachdenken
einladender
Einöden
usw
.
ergreift
, ist, bei der
Sicherheit
,
worin
er sich
weiß
, nicht
wirkliche
Furcht
,
sondern
nur ein
Versuch
, uns mit der
Einbildungskraft
darauf
einzulassen
, um die
Macht
ebendesselben
Vermögens
zu
fühlen
, die
dadurch
erregte
Bewegung
des
Gemüts
mit dem
Ruhestande
desselben
zu
verbinden
, und so der
Natur
in uns selbst,
mithin
auch der
außer
uns,
sofern
sie auf das
Gefühl
unseres
Wohlbefindens
Einfluß
haben kann,
überlegen
zu
sein
.
Denn
die
Einbildungskraft
nach dem
Assoziationsgesetze
macht
unseren
Zustand
der
Zufriedenheit
physisch
abhängig
; aber
ebendieselbe
nach
Prinzipien
des
Schematisms
der
Urteilskraft
(
folglich
sofern
der
Freiheit
untergeordnet
), ist
Werkzeug
der
Vernunft
und ihrer
Ideen
, als
solches
aber eine
Macht
,
unsere
Unabhängigkeit
gegen die
Natureinflüsse
zu
behaupten
, das, was nach der
ersteren
groß
ist, als
klein
abzuwürdigen
, und so das
Schlechthin-Große
nur in seiner (des
Subjekts
)
eigenen
Bestimmung
zu
setzen
. Diese
Reflexion
der
ästhetischen
Urteilskraft
, sich zur
Angemessenheit
mit der
Vernunft
(doch ohne einen
bestimmten
Begriff
derselben
) zu
erheben
,
stellt
den
Gegenstand
, selbst durch die
objektive
Unangemessenheit
der
Einbildungskraft
, in ihrer
größten
Erweiterung
für
die
Vernunft
(als
Vermögen
der
Ideen
) doch als
subjektiv-zweckmäßig
vor
.
Man
muß
hier
überhaupt
darauf acht haben, was oben schon
erinnert
worden
ist, daß in der
transzendentalen
Ästhetik
der
Urteilskraft
lediglich
von
reinen
ästhetischen
Urteilen
die
Rede
sein
müsse
,
folglich
die
Beispiele
nicht von
solchen
schönen
oder
erhabenen
Gegenständen
der
Natur
hergenommen
werden
dürfen
, die den
Begriff
von einem
Zwecke
voraussetzen
;
denn
alsdann
würde
es entweder
teleologische
, oder sich auf
bloßen
Empfindungen
eines
Gegenstandes
(
Vergnügen
oder
Schmerz
)
gründende
,
mithin
im
ersteren
Falle
nicht
ästhetische
, im
zweiten
nicht
bloße
formale
Zweckmäßigkeit
sein
. Wenn man also den
Anblick
des
bestirnten
Himmels
erhaben
nennt
, so
muß
man der
Beurteilung
desselben
nicht
Begriffe
von
Welten
, von
vernünftigen
Wesen
bewohnt
, und nun die
hellen
Punkte
, womit wir den
Raum
über uns
erfüllt
sehen
, als ihre
Sonnen
, in sehr
zweckmäßig
für
sie
gestellten
Kreisen
bewegt
, zum
Grunde
legen
,
sondern
bloß
, wie man
ihn
sieht
, als ein
weites
Gewölbe
, was alles
befaßt
; und
bloß
unter dieser
Vorstellung
müssen
wir die
Erhabenheit
setzen
, die ein
reines
ästhetisches
Urteil
diesem
Gegenstande
beilegt
.
Ebenso
den
Anblick
des
Ozeans
nicht so, wie wir, mit
allerlei
Kenntnissen
(die aber nicht in der
unmittelbaren
Anschauung
enthalten
sind)
bereichert
,
ihn
denken
; etwa als ein
weites
Reich
von
Wassergeschöpfen
, als den
großen
Wasserschatz
für
die
Ausdünstungen
,
welche
die
Luft
mit
Wolken
zum
Behuf
der
Länder
beschwängern
, oder auch als ein
Element
, das zwar
Weltteile
voneinander
trennt
,
gleichwohl
aber die
größte
Gemeinschaft
unter ihnen
möglich
macht
:
denn
das
gibt
lauter
teleologische
Urteile
;
sondern
man
muß
den
Ozean
bloß
, wie die
Dichter
es tun, nach dem, was der
Augenschein
zeigt
, etwa, wenn er in
Ruhe
betrachtet
wird, als einen
klaren
Wasserspiegel
, der
bloß
vom
Himmel
begrenzt
ist, aber ist er
unruhig
, wie einen alles zu
verschlingen
drohenden
Abgrund
,
dennoch
erhaben
finden
können
.
Ebendas
ist von dem
Erhabenen
und
Schönen
in der
Menschengestalt
zu
sagen
, wo wir nicht auf
Begriffe
der
Zwecke
, wozu alle seine
Gliedmaßen
da
sind, als
Bestimmungsgründe
des
Urteils
zurücksehen
, und die
Zusammenstimmung
mit ihnen auf unser (
alsdann
nicht mehr
reines
)
ästhetisches
Urteil
nicht
einfließen
lassen
müssen
, obgleich, daß sie
jenen
nicht
widerstreiten
,
freilich
eine
notwendige
Bedingung
auch des
ästhetischen
Wohlgefallens
ist. Die
ästhetische
Zweckmäßigkeit
ist die
Gesetzmäßigkeit
der
Urteilskraft
in ihrer
Freiheit
. Das
Wohlgefallen
an dem
Gegenstande
hängt
von der
Beziehung
ab, in
welcher
wir die
Einbildungskraft
setzen
wollen
: nur daß sie
für
sich selbst das
Gemüt
in
freier
Beschäftigung
unterhalte
. Wenn
dagegen
etwas
anderes
, es
sei
Sinnenempfindung
, oder
Verstandesbegriff
, das
Urteil
bestimmt
; so ist es zwar
gesetzmäßig
, aber nicht das
Urteil
einer
freien
Urteilskraft
.
Wenn man also von
intellektueller
Schönheit
oder
Erhabenheit
spricht
, so sind
erstlich
diese
Ausdrücke
nicht
ganz
richtig, weil es
ästhetische
Vorstellungsarten
sind, die, wenn wir
bloße
reine
Intelligenzen
wären
(oder uns auch in
Gedanken
in diese
Qualität
versetzen
), in uns
gar
nicht
anzutreffen
sein
würden
;
zweitens
, obgleich
beide
, als
Gegenstände
eines
intellektuellen
(
moralischen
)
Wohlgefallens
, zwar
sofern
mit dem
ästhetischen
vereinbar
sind, als sie auf
keinem
Interesse
beruhen
: so sind sie doch darin
wiederum
mit diesem
schwer
zu
vereinigen
, weil sie ein
Interesse
bewirken
sollen
,
welches
, wenn die
Darstellung
zum
Wohlgefallen
in der
ästhetischen
Beurteilung
zusammenstimmen
soll
, in dieser
niemals
anders als durch ein
Sinneninteresse
,
welches
man damit in der
Darstellung
verbindet
,
geschehen
würde
,
wodurch
aber der
intellektuellen
Zweckmäßigkeit
Abbruch
geschieht
, und sie
verunreinigt
wird.
Der
Gegenstand
eines
reinen
und
unbedingten
intellektuellen
Wohlgefallens
ist das
moralische
Gesetz
in seiner
Macht
, die es in uns über alle und jede
vor
ihm
vorhergehende
Triebfedern
des
Gemüts
ausübt
; und,
da
diese
Macht
sich
eigentlich
nur durch
Aufopferungen
ästhetisch-kenntlich
macht
(
welches
eine
Beraubung
, obgleich zum
Behuf
der
innern
Freiheit
, ist,
dagegen
eine
unergründliche
Tiefe
dieses
übersinnlichen
Vermögens
, mit ihren
ins
Unabsehliche
sich
erstreckenden
Folgen
, in uns
aufdeckt
): so ist das
Wohlgefallen
von der
ästhetischen
Seite
(in
Beziehung
auf
Sinnlichkeit
)
negativ
,
d.i.
wider dieses
Interesse
, von der
intellektuellen
aber
betrachtet
,
positiv
, und mit einem
Interesse
verbunden
.
Hieraus
folgt
: daß das
intellektuelle
, an sich selbst
zweckmäßige
(das
Moralisch-
)
Gute
,
ästhetisch
beurteilt
, nicht sowohl
schön
, als
vielmehr
erhaben
vorgestellt
werden
müsse
, so daß es mehr das
Gefühl
der
Achtung
(
welches
den
Reiz
verschmäht
), als der
Liebe
und
vertraulichen
Zuneigung
erwecke
; weil die
menschliche
Natur
nicht so von selbst,
sondern
nur durch
Gewalt
,
welche
die
Vernunft
der
Sinnlichkeit
antut
, zu jenem
Guten
zusammenstimmt
.
Umgekehrt
, wird auch das, was wir in der
Natur
außer
uns, oder auch in uns (
z
.
B
.
gewisse
Affekten
),
erhaben
nennen
, nur als eine
Macht
des
Gemüts
, sich über
gewisse
Hindernisse
der
Sinnlichkeit
durch
moralische
Grundsätze
zu
schwingen
,
vorgestellt
, und
dadurch
interessant
werden.
Ich will bei dem
letztern
etwas
verweilen
. Die
Idee
des
Guten
mit
Affekt
heißt
der
Enthusiasm
. Dieser
Gemütszustand
scheint
erhaben
zu
sein
,
dermaßen
, daß man
gemeiniglich
vorgibt
: ohne
ihn
könne
nichts
Großes
ausgerichtet
werden. Nun ist aber jeder
Affekt
10
blind
, entweder in der
Wahl
seines
Zwecks
, oder, wenn dieser auch durch
Vernunft
gegeben
worden
, in der
Ausführung
desselben
;
denn
er ist
diejenige
Bewegung
des
Gemüts
,
welche
es
unvermögend
macht
,
freie
Überlegung
der
Grundsätze
anzustellen
, um sich
darnach
zu
bestimmen
. Also kann er auf
keinerlei
Weise
ein
Wohlgefallen
der
Vernunft
verdienen
.
Ästhetisch
gleichwohl
ist der
Enthusiasm
erhaben
, weil er eine
Anspannung
der
Kräfte
durch
Ideen
ist,
welche
dem
Gemüte
einen
Schwung
geben
, der
weit
mächtiger
und
dauerhafter
wirkt
, als der
Antrieb
durch
Sinnenvorstellungen
. Aber (
welches
befremdlich
scheint
) selbst
Affektlosigkeit
(
Apatheia
,
Phlegma
in
significatu
bono
) eines seinen
unwandelbaren
Grundsätzen
nachdrücklich
nachgehenden
Gemüts
ist, und zwar auf
weit
vorzüglichere
Art
,
erhaben
, weil sie
zugleich
das
Wohlgefallen
der
reinen
Vernunft
auf ihrer
Seite
hat. Eine
dergleichen
Gemütsart
heißt
allein
edel
:
welcher
Ausdruck
nachher auch auf
Sachen
,
z
.
B
.
Gebäude
, ein
Kleid
,
Schreibart
,
körperlichen
Anstand
u
.
dgl
.,
angewandt
wird, wenn diese nicht sowohl
Verwunderung
(
Affekt
in der
Vorstellung
der
Neuigkeit
,
welche
die
Erwartung
übersteigt
), als
Bewunderung
(eine
Verwunderung
, die beim
Verlust
der
Neuigkeit
nicht
aufhört
)
erregt
,
welches
geschieht
, wenn
Ideen
in ihrer
Darstellung
unabsichtlich
und ohne
Kunst
zum
ästhetischen
Wohlgefallen
zusammenstimmen
.
Ein jeder
Affekt
von der
wackern
Art
(der
nämlich
das
Bewußtsein
unserer
Kräfte
,
jeden
Widerstand
zu
überwinden
(
animi
strenui
)
rege
macht
) ist
ästhetisch
erhaben
,
z
.
B
. der
Zorn
, sogar die
Verzweiflung
(
nämlich
die
entrüstete
, nicht aber die
verzagte
). Der
Affekt
von der
schmelzenden
Art
aber (
welcher
die
Bestrebung
zu
widerstehen
selbst zum
Gegenstande
der
Unlust
(
animum
languidum
)
macht
) hat nichts
Edeles
an sich, kann aber zum
Schönen
der
Sinnesart
gezählt
werden. Daher sind die
Rührungen
,
welche
bis zum
Affekt
stark
werden
können
, auch sehr verschieden. Man hat
mutige
, man hat
zärtliche
Rührungen
. Die
letztern
, wenn sie bis zum
Affekt
steigen
,
taugen
gar
nichts; der
Hang
dazu
heißt
die
Empfindelei
. Ein
teilnehmender
Schmerz
, der sich nicht will
trösten
lassen
, oder auf den wir uns, wenn er
erdichtete
Übel
betrifft
, bis zur
Täuschung
durch die
Phantasie
, als ob es
wirkliche
wären
,
vorsätzlich
einlassen
,
beweiset
und
macht
eine
weiche
aber
zugleich
schwache
Seele
, die eine
schöne
Seite
zeigt
, und zwar
phantastisch
, aber nicht
einmal
enthusiastisch
genannt
werden kann.
Romane
,
weinerliche
Schauspiele
,
schale
Sittenvorschriften
, die mit (
obzwar
fälschlich
)
sogenannten
edlen
Gesinnungen
tändeln
, in der
Tat
aber das
Herz
welk
, und
für
die
strenge
Vorschrift
der
Pflicht
unempfindlich
, aller
Achtung
für
die
Würde
der
Menschheit
in unserer
Person
und das
Recht
der
Menschen
(
welches
ganz
etwas
anderes
als ihre
Glückseligkeit
ist) und
überhaupt
aller
festen
Grundsätze
unfähig
machen
; selbst ein
Religionsvortrag
,
welcher
kriechende
,
niedrige
Gunstbewerbung
und
Einschmeichelung
empfiehlt
, die alles
Vertrauen
auf eigenes
Vermögen
zum
Widerstande
gegen das
Böse
in uns
aufgibt
, statt der
rüstigen
Entschlossenheit
, die
Kräfte
, die uns bei aller unserer
Gebrechlichkeit
doch noch
übrigbleiben
, zu
Überwindung
der
Neigungen
zu
versuchen
; die
falsche
Demut
,
welche
in der
Selbstverachtung
, in der
winselnden
erheuchelten
Reue
, und einer
bloß
leidenden
Gemütsfassung
die
Art
setzt
, wie man allein dem
höchsten
Wesen
gefällig
werden
könne
:
vertragen
sich nicht
einmal
mit dem, was zur
Schönheit
,
weit
weniger
aber noch mit dem, was zur
Erhabenheit
der
Gemütsart
gezählt
werden
könnte
.
Aber auch
stürmische
Gemütsbewegungen
, sie
mögen
nun unter dem
Namen
der
Erbauung
, mit
Ideen
der
Religion
, oder als
bloß
zur
Kultur
gehörig
, mit
Ideen
, die ein
gesellschaftliches
Interesse
enthalten
,
verbunden
werden,
können
, so sehr sie auch die
Einbildungskraft
spannen
,
keinesweges
auf die
Ehre
einer
erhabenen
Darstellung
Anspruch
machen
, wenn sie nicht eine
Gemütsstimmung
zurücklassen
, die,
wenngleich
nur
indirekt
, auf das
Bewußtsein
seiner
Stärke
und
Entschlossenheit
zu dem, was
reine
intellektuelle
Zweckmäßigkeit
bei sich
führt
(dem
Übersinnlichen
),
Einfluß
hat.
Denn
sonst
gehören
alle diese
Rührungen
nur zur
Motion
,
welche
man der
Gesundheit
wegen
gerne
hat. Die
angenehme
Mattigkeit
,
welche
auf eine solche
Rüttelung
durch das
Spiel
der
Affekten
folgt
, ist ein
Genuß
des
Wohlbefindens
aus dem
hergestellten
Gleichgewichte
der
mancherlei
Lebenskräfte
in uns:
welcher
am
Ende
auf
dasselbe
hinausläuft
, als
derjenige
, den die
Wollüstlinge
des
Orients
so
behaglich
finden
, wenn sie ihren
Körper
gleichsam
durchkneten
, und alle ihre
Muskeln
und
Gelenke
sanft
drücken
und
biegen
lassen
; nur daß dort das
bewegende
Prinzip
größtenteils
in uns, hier
hingegen
gänzlich
außer
uns ist.
Da
glaubt
sich nun
mancher
durch eine
Predigt
erbaut
, in dem doch nichts
aufgebauet
(kein
System
guter
Maximen
) ist; oder durch ein
Trauerspiel
gebessert
, der
bloß
über
glücklich
vertriebne
Langeweile
froh
ist. Also
muß
das
Erhabene
jederzeit
Beziehung
auf die
Denkungsart
haben,
d.i.
auf
Maximen
, dem
Intellektuellen
und den
Vernunftideen
über die
Sinnlichkeit
Obermacht
zu
verschaffen
.
Man
darf
nicht
besorgen
, daß das
Gefühl
des
Erhabenen
durch eine
dergleichen
abgezogene
Darstellungsart
, die in
Ansehung
des
Sinnlichen
gänzlich
negativ
wird,
verlieren
werde
;
denn
die
Einbildungskraft
, ob sie zwar über das
Sinnliche
hinaus nichts
findet
,
woran
sie sich
halten
kann,
fühlt
sich doch auch
eben
durch diese
Wegschaffung
der
Schranken
derselben
unbegrenzt
: und
jene
Absonderung
ist also eine
Darstellung
des
Unendlichen
,
welche
zwar
ebendarum
niemals
anders als
bloß
negative
Darstellung
sein
kann, die aber doch die
Seele
erweitert
. Vielleicht
gibt
es keine
erhabenere
Stelle
im
Gesetzbuche
der
Juden
, als das
Gebot
: Du
sollst
dir kein
Bildnis
machen
, noch irgendein
Gleichnis
, weder dessen was im
Himmel
, noch auf der
Erden
, noch unter der
Erden
ist
usw
. Dieses
Gebot
allein kann den
Enthusiasm
erklären
, den das
jüdische
Volk
in seiner
gesitteten
Epoche
für
seine
Religion
fühlte
, wenn es sich mit
andern
Völkern
verglich
, oder
denjenigen
Stolz
, den der
Mohammedanism
einflößt
.
Ebendasselbe
gilt
auch von der
Vorstellung
des
moralischen
Gesetzes
und der
Anlage
zur
Moralität
in uns. Es ist eine
ganz
irrige
Besorgnis
, daß, wenn man sie alles dessen
beraubt
, was sie den
Sinnen
empfehlen
kann, sie
alsdann
keine
andere
, als
kalte
,
leblose
Billigung
und keine
bewegende
Kraft
oder
Rührung
bei sich
führen
würde
. Es ist
gerade
umgekehrt
;
denn
da
, wo nun die
Sinne
nichts mehr
vor
sich
sehen
, und die
unverkennliche
und
unauslöschliche
Idee
der
Sittlichkeit
dennoch
übrigbleibt
,
würde
es
eher
nötig
sein
, den
Schwung
einer
unbegrenzten
Einbildungskraft
zu
mäßigen
, um
ihn
nicht bis zum
Enthusiasm
steigen
zu
lassen
, als, aus
Furcht
vor
Kraftlosigkeit
dieser
Ideen
,
für
sie in
Bildern
und
kindischem
Apparat
Hülfe
zu
suchen
. Daher haben auch
Regierungen
gerne
erlaubt
, die
Religion
mit dem
letztern
Zubehör
reichlich
versorgen
zu
lassen
, und so dem
Untertan
die
Mühe
,
zugleich
aber auch das
Vermögen
zu
benehmen
gesucht
, seine
Seelenkräfte
über die
Schranken
auszudehnen
, die man
ihm
willkürlich
setzen
, und
wodurch
man
ihn
, als
bloß
passiv
,
leichter
behandeln
kann.
Diese
reine
,
seelenerhebende
,
bloß
negative
Darstellung
der
Sittlichkeit
,
bringt
dagegen
keine
Gefahr
der
Schwärmerei
,
welche
ein
Wahn
ist, über alle
Grenze
der
Sinnlichkeit
hinaus etwas
sehen
,
d.i.
nach
Grundsätzen
träumen
(mit
Vernunft
rasen
) zu
wollen
;
eben
darum, weil die
Darstellung
bei
jener
bloß
negativ
ist.
Denn
die
Unerforschlichkeit
der
Idee
der
Freiheit
schneidet
aller
positiven
Darstellung
gänzlich
den
Weg
ab: das
moralische
Gesetz
aber ist an sich selbst in uns
hinreichend
und
ursprünglich
bestimmend
, so daß es nicht
einmal
erlaubt
, uns nach einem
Bestimmungsgrunde
außer
demselben
umzusehen
. Wenn der
Enthusiasm
mit dem
Wahnsinn
, so ist die
Schwärmerei
mit dem
Wahnwitz
zu
vergleichen
,
wovon
der
letztere
sich unter
allen
am
wenigsten
mit dem
Erhabenen
verträgt
, weil er
grüblerisch
lächerlich
ist. Im
Enthusiasm
, als
Affekt
, ist die
Einbildungskraft
zügellos
; in der
Schwärmerei
, als
eingewurzelter
brütender
Leidenschaft
,
regellos
. Der
erstere
ist
vorübergehender
Zufall
, der den
gesundesten
Verstand
bisweilen
wohl
betrifft
; der
zweite
eine
Krankheit
, die
ihn
zerrüttet
.
Einfalt
(
kunstlose
Zweckmäßigkeit
) ist
gleichsam
der
Stil
der
Natur
im
Erhabenen
, und so auch der
Sittlichkeit
,
welche
eine
zweite
(
übersinnliche
)
Natur
ist,
wovon
wir nur die
Gesetze
kennen
, ohne das
übersinnliche
Vermögen
in uns selbst, was den
Grund
dieser
Gesetzgebung
enthält
, durch
Anschauen
erreichen
zu
können
.
Noch ist
anzumerken
, daß, obgleich das
Wohlgefallen
am
Schönen
ebensowohl
, als das am
Erhabenen
, nicht allein durch
allgemeine
Mitteilbarkeit
unter den
andern
ästhetischen
Beurteilungen
kenntlich
unterschieden
ist,
sondern
auch durch diese
Eigenschaft
, in
Beziehung
auf
Gesellschaft
(in der es sich
mitteilen
läßt
), ein
Interesse
bekommt
,
gleichwohl
doch auch die
Absonderung
von aller
Gesellschaft
als etwas
Erhabenes
angesehen
werde
, wenn sie auf
Ideen
beruht
,
welche
über alles
sinnliche
Interesse
hinweg
sehen
. Sich selbst genug
sein
,
mithin
Gesellschaft
nicht
bedürfen
, ohne doch
ungesellig
zu
sein
,
d.i.
sie zu
fliehen
, ist etwas dem
Erhabenen
sich
Näherndes
, so wie jede
Überhebung
von
Bedürfnissen
.
Dagegen
ist
Menschen
zu
fliehen
, aus
Misanthropie
, weil man sie
anfeindet
, oder aus
Anthropophobie
(
Menschenscheu
), weil man sie als seine
Feinde
fürchtet
,
teils
häßlich
,
teils
verächtlich
.
Gleichwohl
gibt
es eine (sehr
uneigentlich
sogenannte
)
Misanthropie
, wozu die
Anlage
sich mit dem
Alter
in
vieler
wohldenkenden
Menschen
Gemüt
einzufinden
pflegt
,
welche
zwar, was das
Wohlwollen
betrifft
,
philanthropisch
genug ist, aber vom
Wohlgefallen
an
Menschen
durch eine
lange
traurige
Erfahrung
weit
abgebracht
ist:
wovon
der
Hang
zur
Eingezogenheit
, der
phantastische
Wunsch
auf einem
entlegenen
Landsitze
, oder auch (bei
jungen
Personen
) die
erträumte
Glückseligkeit
auf einem der
übrigen
Welt
unbekannten
Eilande
, mit einer
kleinen
Familie
, seine
Lebenszeit
zubringen
zu
können
,
welche
die
Romanschreiber
, oder
Dichter
der
Robinsonaden
, so
gut
zu
nutzen
wissen
,
Zeugnis
gibt
.
Falschheit
,
Undankbarkeit
,
Ungerechtigkeit
, das
Kindische
in den von uns selbst
für
wichtig
und
groß
gehaltenen
Zwecken
, in deren
Verfolgung
sich
Menschen
selbst
untereinander
alle
erdenkliche
Übel
antun
,
stehen
mit der
Idee
dessen, was sie
sein
könnten
, wenn sie
wollten
, so im
Widerspruch
, und sind dem
lebhaften
Wunsche
, sie
besser
zu
sehen
, so sehr
entgegen
: daß, um sie nicht zu
hassen
,
da
man sie nicht
lieben
kann, die
Verzichtung
auf alle
gesellschaftliche
Freuden
nur ein
kleines
Opfer
zu
sein
scheint
. Diese
Traurigkeit
, nicht über die
Übel
,
welche
das
Schicksal
über
andere
Menschen
verhängt
(
wovon
die
Sympathie
Ursache
ist),
sondern
die sie sich selbst
antun
(
welche
auf der
Antipathie
in
Grundsätzen
beruht
), ist, weil sie auf
Ideen
beruht
,
erhaben
,
indessen
daß die
erstere
allenfalls
nur
für
schön
gelten
kann. - Der
ebenso
geistreiche
als
gründliche
Saussure
sagt
in der
Beschreibung
seiner
Alpenreisen
von
Bonhomme
, einem der
savoyischen
Gebirge
: "Es
herrscht
daselbst eine
gewisse
abgeschmackte
Traurigkeit
." Er
kannte
daher doch auch eine
interessante
Traurigkeit
,
welche
der
Anblick
einer
Einöde
einflößt
, in die sich
Menschen
wohl
versetzen
möchten
, um von der
Welt
nichts weiter zu
hören
, noch zu
erfahren
, die
denn
doch nicht so
ganz
unwirtbar
sein
muß
, daß sie nur einen
höchst
mühseligen
Aufenthalt
für
Menschen
darböte
. - Ich
mache
diese
Anmerkung
nur in der
Absicht
, um zu
erinnern
, daß auch
Betrübnis
(nicht
niedergeschlagene
Traurigkeit
) zu den
rüstigen
Affekten
gezählt
werden
könne
, wenn sie in
moralischen
Ideen
ihren
Grund
hat; wenn sie aber auf
Sympathie
gegründet
, und, als solche, auch
liebenswürdig
ist, sie
bloß
zu den
schmelzenden
Affekten
gehöre
: um
dadurch
auf die
Gemütsstimmung
, die nur im
ersteren
Falle
erhaben
ist,
aufmerksam
zu
machen
.
*
Man kann mit der jetzt
durchgeführten
transzendentalen
Exposition
der
ästhetischen
Urteile
nun auch die
physiologische
, wie sie ein
Burke
und viele
scharfsinnige
Männer
unter uns
bearbeitet
haben,
vergleichen
, um zu
sehen
,
wohin
eine
bloß
empirische
Exposition
des
Erhabenen
und
Schönen
führe
.
Burke
11
, der in dieser
Art
der
Behandlung
als der
vornehmste
Verfasser
genannt
zu werden
verdient
,
bringt
auf diesem
Wege
(
S
.
223
seines
Werks
)
heraus
: "daß das
Gefühl
des
Erhabenen
sich auf dem
Triebe
zur
Selbsterhaltung
und auf
Furcht
,
d.i.
einem
Schmerze
,
gründe
, der, weil er nicht bis zur
wirklichen
Zerrüttung
der
körperlichen
Teile
geht
,
Bewegungen
hervorbringt
, die,
da
sie die
feineren
oder
gröberen
Gefäße
von
gefährlichen
und
beschwerlichen
Verstopfungen
reinigen
,
imstande
sind,
angenehme
Empfindungen
zu
erregen
, zwar nicht
Lust
,
sondern
eine
Art
von
wohlgefälligem
Schauer
, eine
gewisse
Ruhe
, die mit
Schrecken
vermischt
ist." Das
Schöne
,
welches
er auf
Liebe
gründet
(
wovon
er doch die
Begierde
abgesondert
wissen
will),
führt
er (
S
.
251
-
252
) "auf die
Nachlassung
,
Losspannung
und
Erschlaffung
der
Fibern
des
Körpers
,
mithin
eine
Erweichung
,
Auflösung
,
Ermattung
, ein
Hinsinken
,
Hinsterben
,
Wegschmelzen
vor
Vergnügen
, hinaus". Und nun
bestätigt
er diese
Erklärungsart
nicht allein durch
Fälle
, in denen die
Einbildungskraft
in
Verbindung
mit dem
Verstande
,
sondern
sogar mit
Sinnesempfindung
in uns das
Gefühl
des
Schönen
sowohl als des
Erhabenen
erregen
könne
. - Als
psychologische
Bemerkungen
sind diese
Zergliederungen
der
Phänomene
unseres
Gemüts
überaus
schön
, und
geben
reichen
Stoff
zu den
beliebtesten
Nachforschungen
der
empirischen
Anthropologie
. Es ist auch nicht zu
leugnen
, daß alle
Vorstellungen
in uns, sie
mögen
objektiv
bloß
sinnlich
, oder
ganz
intellektuell
sein
, doch
subjektiv
mit
Vergnügen
oder
Schmerz
, so
unmerklich
beides
auch
sein
mag
,
verbunden
werden
können
(weil sie
insgesamt
das
Gefühl
des
Lebens
affizieren
, und keine
derselben
,
sofern
als sie
Modifikation
des
Subjekts
ist,
indifferent
sein
kann); sogar, daß, wie
Epikur
behauptete
, immer
Vergnügen
und
Schmerz
zuletzt
doch
körperlich
sei
, es
mag
nun von der
Einbildung
, oder
gar
von
Verstandesvorstellungen
anfangen
: weil das
Leben
ohne das
Gefühl
des
körperlichen
Organs
bloß
Bewußtsein
seiner
Existenz
, aber kein
Gefühl
des
Wohl-
oder
Übelbefindens
,
d.i.
der
Beförderung
oder
Hemmung
der
Lebenskräfte
,
sei
; weil das
Gemüt
für
sich allein
ganz
Leben
(das
Lebensprinzip
selbst) ist, und
Hindernisse
oder
Beförderungen
außer
demselben und doch im
Menschen
selbst,
mithin
in der
Verbindung
mit seinem
Körper
,
gesucht
werden
müssen
.
Setzt
man aber das
Wohlgefallen
am
Gegenstande
ganz
und
gar
darin, daß dieser durch
Reiz
oder durch
Rührung
vergnügt
: so
muß
man auch
keinem
andern
zumuten
, zu dem
ästhetischen
Urteile
, was wir
fällen
,
beizustimmen
;
denn
darüber
befragt
ein jeder mit
Recht
nur seinen
Privatsinn
.
Alsdann
aber
hört
auch alle
Zensur
des
Geschmacks
gänzlich
auf; man
müßte
denn
das
Beispiel
,
welches
andere
, durch die
zufällige
Übereinstimmung
ihrer
Urteile
,
geben
, zum
Gebot
des
Beifalls
für
uns
machen
, wider
welches
Prinzip
wir uns doch
vermutlich
sträuben
und auf das
natürliche
Recht
berufen
würden
, das
Urteil
,
welches
auf dem
unmittelbaren
Gefühle
des
eigenen
Wohlbefindens
beruht
, seinem
eigenen
Sinne
, und nicht anderer ihrem, zu
unterwerfen
.
Wenn also das
Geschmacksurteil
nicht
für
egoistisch
,
sondern
seiner
inneren
Natur
nach,
d.i.
um
sein
selbst, nicht um der
Beispiele
willen
, die
andere
von ihrem
Geschmack
geben
,
notwendig
als
pluralistisch
gelten
muß
, wenn man es als ein
solches
würdigt
,
welches
zugleich
verlangen
darf
, daß
jedermann
ihm
beipflichten
soll
; so
muß
ihm
irgendein (es
sei
objektives
oder
subjektives
)
Prinzip
a
priori
zum
Grunde
liegen
, zu
welchem
man durch
Aufspähung
empirischer
Gesetze
der
Gemütsveränderungen
niemals
gelangen
kann: weil diese nur zu
erkennen
geben
, wie
geurteilt
wird, nicht aber
gebieten
, wie
geurteilt
werden
soll
, und zwar
gar
so, daß das
Gebot
unbedingt
ist;
dergleichen
die
Geschmacksurteile
voraussetzen
,
indem
sie das
Wohlgefallen
mit einer
Vorstellung
unmittelbar
verknüpft
wissen
wollen
. Also
mag
die
empirische
Exposition
der
ästhetischen
Urteile
immer den
Anfang
machen
, um den
Stoff
zu einer
höhern
Untersuchung
herbeizuschaffen
; eine
transzendentale
Erörterung
dieses
Vermögens
ist doch
möglich
, und zur
Kritik
des
Geschmacks
wesentlich
gehörig
.
Denn
, ohne daß
derselbe
Prinzipien
a
priori
habe,
könnte
er
unmöglich
die
Urteile
anderer
richten
, und über sie, auch nur mit
einigem
Scheine
des
Rechts
,
Billigungs-
oder
Verwerfungsaussprüche
fällen
.
Das
übrige
zur
Analytik
der
ästhetischen
Urteilskraft
Gehörige
enthält
zuvörderst
die
10
Affekten
sind von
Leidenschaften
spezifisch
unterschieden
.
Jene
beziehen
sich
bloß
auf das
Gefühl
; diese
gehören
dem
Begehrungsvermögen
an, und sind
Neigungen
,
welche
alle
Bestimmbarkeit
der
Willkür
durch
Grundsätze
erschweren
oder
unmöglich
machen
.
Jene
sind
stürmisch
und
unvorsätzlich
, diese
anhaltend
und
überlegt
: so ist der
Unwille
, als
Zorn
, ein
Affekt
; aber als
Haß
(
Rachgier
) eine
Leidenschaft
. Die
letztere
kann
niemals
und in
keinem
Verhältnis
erhaben
genannt
werden; weil im
Affekt
die
Freiheit
des
Gemüts
zwar
gehemmt
, in der
Leidenschaft
aber
aufgehoben
wird.
11
Nach der
deutschen
Übersetzung
seiner
Schrift
:
Philosophische
Untersuchungen
über den
Ursprung
unserer
Begriffe
vom
Schönen
und
Erhabenen
.
Riga
, bei
Hartknoch
1773
.
zurück
-
vor
Index
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