Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 33 Zweite Eigentümlichkeit des Geschmacksurteils
zurück
-
vor
Hier klicken um die Links zu den Konkordanzen auszublenden
§ 33
Zweite
Eigentümlichkeit
des
Geschmacksurteils
Das
Geschmacksurteil
ist
gar
nicht durch
Beweisgründe
bestimmbar
,
gleich
als ob es
bloß
subjektiv
wäre
.
Wenn
jemand
ein
Gebäude
, eine
Aussicht
, ein
Gedicht
nicht
schön
findet
, so
läßt
er sich
erstlich
den
Beifall
nicht durch hundert
Stimmen
, die es alle
hoch
preisen
,
innerlich
aufdringen
. Er
mag
sich zwar
stellen
, als ob es
ihm
auch
gefalle
, um nicht
für
geschmacklos
angesehen
zu werden; er kann sogar zu
zweifeln
anfangen
, ob er seinen
Geschmack
, durch
Kenntnis
einer
genugsamen
Menge
von
Gegenständen
einer
gewissen
Art
, auch genug
gebildet
habe (wie einer, der in der
Entfernung
etwas
für
einen
Wald
zu
erkennen
glaubt
, was alle
andere
für
eine
Stadt
ansehen
, an dem
Urteile
seines
eigenen
Gesichts
zweifelt
). Das
sieht
er aber doch
klar
ein: daß der
Beifall
anderer
gar
keinen
für
die
Beurteilung
der
Schönheit
gültigen
Beweis
abgebe
; daß
andere
allenfalls
für
ihn
sehen
und
beobachten
mögen
, und was viele auf
einerlei
Art
gesehen
haben, als ein
hinreichender
Beweisgrund
für
ihn
, der es anders
gesehen
zu haben
glaubt
, zum
theoretischen
,
mithin
logischen
,
niemals
aber das, was
andern
gefallen
hat, zum
Grunde
eines
ästhetischen
Urteils
dienen
könne
. Das uns
ungünstige
Urteil
anderer kann uns zwar mit
Recht
in
Ansehung
des
unsrigen
bedenklich
machen
,
niemals
aber von der
Unrichtigkeit
desselben
überzeugen
. Also
gibt
es
keinen
empirischen
Beweisgrund
, das
Geschmacksurteil
jemanden
abzunötigen
.
Zweitens
kann noch
weniger
ein
Beweis
a
priori
nach
bestimmten
Regeln
das
Urteil
über
Schönheit
bestimmen
. Wenn mir
jemand
sein
Gedicht
vorliest
, oder mich in ein
Schauspiel
führt
,
welches
am
Ende
meinem
Geschmacke
nicht
behagen
will, so
mag
er den
Batteux
oder
Lessing
, oder noch
ältere
und
berühmtere
Kritiker
des
Geschmacks
, und alle von ihnen
aufgestellten
Regeln
zum
Beweise
anführen
, daß
sein
Gedicht
schön
sei
; auch
mögen
gewisse
Stellen
, die mir
eben
mißfallen
, mit
Regeln
der
Schönheit
(so wie sie dort
gegeben
und
allgemein
anerkannt
sind)
gar
wohl
zusammenstimmen
: ich
stopfe
mir die
Ohren
zu,
mag
keine
Gründe
und kein
Vernünfteln
hören
, und
werde
eher
annehmen
, daß
jene
Regeln
der
Kritiker
falsch
seien
, oder
wenigstens
hier nicht der
Fall
ihrer
Anwendung
sei
, als daß ich mein
Urteil
durch
Beweisgründe
a
priori
sollte
bestimmen
lassen
,
da
es ein
Urteil
des
Geschmacks
und nicht des
Verstandes
oder der
Vernunft
sein
soll
.
Es
scheint
, daß dieses eine der
Hauptursachen
sei
,
weswegen
man dieses
ästhetische
Beurteilungsvermögen
gerade
mit dem
Namen
des
Geschmacks
belegt
hat.
Denn
es
mag
mir
jemand
alle
Ingredienzien
eines
Gerichts
herzählen
, und von jedem
bemerken
, daß jedes
derselben
mir sonst
angenehm
sei
, auch
obenein
die
Gesundheit
dieses
Essens
mit
Recht
rühmen
; so bin ich gegen alle diese
Gründe
taub
,
versuche
das
Gericht
an meiner
Zunge
und
meinem
Gaumen
: und
darnach
(nicht nach
allgemeinen
Prinzipien
)
fälle
ich mein
Urteil
.
In der
Tat
wird das
Geschmacksurteil
durchaus
immer, als ein
einzelnes
Urteil
vom
Objekt
,
gefällt
. Der
Verstand
kann durch die
Vergleichung
des
Objekts
im
Punkte
des
Wohlgefälligen
mit dem
Urteile
anderer ein
allgemeines
Urteil
machen
:
z
.
B
. alle
Tulpen
sind
schön
; aber das ist
alsdann
kein
Geschmacks-
,
sondern
ein
logisches
Urteil
,
welches
die
Beziehung
eines
Objekts
auf den
Geschmack
zum
Prädikate
der
Dinge
von einer
gewissen
Art
überhaupt
macht
;
dasjenige
aber,
wodurch
ich eine
einzelne
gegebene
Tulpe
schön
,
d.i.
mein
Wohlgefallen
an
derselben
allgemeingültig
finde
, ist allein das
Geschmacksurteil
. Dessen
Eigentümlichkeit
besteht
aber darin: daß, ob es
gleich
bloß
subjektive
Gültigkeit
hat, es
dennoch
alle
Subjekte
so in
Anspruch
nimmt
, als es nur immer
geschehen
könnte
, wenn es ein
objektives
Urteil
wäre
, das auf
Erkenntnisgründen
beruht
, und durch einen
Beweis
könnte
erzwungen
werden.
zurück
-
vor
Index
|
Wörter
:
alphabetisch
-
Frequenz
-
rückläufig
-
Länge
-
Statistik
|
Hilfe
|
IntraText-Bibliothek
Best viewed with any browser at 800x600 or 768x1024 on Tablet PC
IntraText®
(V89) - Some rights reserved by
EuloTech SRL
- 1996-2007. Content in this page is licensed under a
Creative Commons License