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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 41 Vom empirischen Interesse am Schönen
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§ 41
Vom
empirischen
Interesse
am
Schönen
Daß das
Geschmacksurteil
,
wodurch
etwas
für
schön
erklärt
wird, kein
Interesse
zum
Bestimmungsgrunde
haben
müsse
, ist oben
hinreichend
dargetan
worden
. Aber daraus
folgt
nicht, daß, nachdem es, als
reines
ästhetische
Urteil
,
gegeben
worden
, kein
Interesse
damit
verbunden
werden
könne
. Diese
Verbindung
wird aber immer nur
indirekt
sein
können
,
d.i.
der
Geschmack
muß
allererst
mit etwas
anderem
verbunden
vorgestellt
werden, um mit dem
Wohlgefallen
der
bloßen
Reflexion
über einen
Gegenstand
noch eine
Lust
an der
Existenz
desselben
(als
worin
alles
Interesse
besteht
)
verknüpfen
zu
können
.
Denn
es
gilt
hier im
ästhetischen
Urteile
, was im
Erkenntnisurteile
(von
Dingen
überhaupt
)
gesagt
wird,
a
posse
ad
esse
non
valet
consequentia
. Dieses
andere
kann nun etwas
Empirisches
sein
,
nämlich
eine
Neigung
, die der
menschlichen
Natur
eigen ist; oder etwas
Intellektuelles
als
Eigenschaft
des
Willens
,
a
priori
durch
Vernunft
bestimmt
werden zu
können
:
welche
beide
ein
Wohlgefallen
am
Dasein
eines
Objekts
enthalten
, und so den
Grund
zu einem
Interesse
an
demjenigen
legen
können
, was schon
für
sich und ohne
Rücksicht
auf irgendein
Interesse
gefallen
hat.
Empirisch
interessiert
das
Schöne
nur in der
Gesellschaft
; und, wenn man den
Trieb
zur
Gesellschaft
als dem
Menschen
natürlich
, die
Tauglichkeit
aber und den
Hang
dazu,
d.i.
die
Geselligkeit
, zur
Erfordernis
des
Menschen
, als
für
die
Gesellschaft
bestimmten
Geschöpfs
, also als zur
Humanität
gehörige
Eigenschaft
einräumt
: so kann es nicht
fehlen
, daß man nicht auch den
Geschmack
als ein
Beurteilungsvermögen
alles dessen,
wodurch
man sogar
sein
Gefühl
jedem
andern
mitteilen
kann,
mithin
als
Beförderungsmittel
dessen, was eines
jeden
natürliche
Neigung
verlangt
,
ansehen
sollte
.
Für
sich allein
würde
ein
verlassener
Mensch
auf einer
wüsten
Insel
weder seine
Hütte
, noch sich selbst
ausputzen
, oder
Blumen
aufsuchen
, noch
weniger
sie
pflanzen
, um sich damit
auszuschmücken
;
sondern
nur in
Gesellschaft
kommt
es
ihm
ein, nicht
bloß
Mensch
,
sondern
auch nach seiner
Art
ein
feiner
Mensch
zu
sein
(der
Anfang
der
Zivilisierung
):
denn
als einen
solchen
beurteilt
man
denjenigen
,
welcher
seine
Lust
andern
mitzuteilen
geneigt
und
geschickt
ist, und den ein
Objekt
nicht
befriedigt
, wenn er das
Wohlgefallen
an demselben nicht in
Gemeinschaft
mit
andern
fühlen
kann. Auch
erwartet
und
fordert
ein jeder die
Rücksicht
auf
allgemeine
Mitteilung
von
jedermann
,
gleichsam
als aus einem
ursprünglichen
Vertrage
, der durch die
Menschheit
selbst
diktiert
ist; und so werden
freilich
anfangs
nur
Reize
,
z
.
B
.
Farben
, um sich zu
bemalen
(
Rocou
bei den
Karaiben
und
Zinnober
bei den
Irokesen
), oder
Blumen
,
Muschelschalen
,
schönfarbige
Vogelfedern
, mit der
Zeit
aber auch
schöne
Formen
(als an
Kanus
,
Kleidern
,
usw
.), die
gar
kein
Vergnügen
,
d.i.
Wohlgefallen
des
Genusses
bei sich
führen
, in der
Gesellschaft
wichtig
und mit
großem
Interesse
verbunden
: bis
endlich
die auf den
höchsten
Punkt
gekommene
Zivilisierung
daraus
beinahe
das
Hauptwerk
der
verfeinerten
Neigung
macht
, und
Empfindungen
nur so viel
wert
gehalten
werden, als sie sich
allgemein
mitteilen
lassen
; wo
denn
,
wenngleich
die
Lust
, die jeder an einem
solchen
Gegenstande
hat, nur
unbeträchtlich
und
für
sich ohne
merkliches
Interesse
ist, doch die
Idee
von ihrer
allgemeinen
Mitteilbarkeit
ihren
Wert
beinahe
unendlich
vergrößert
.
Dieses
indirekt
dem
Schönen
, durch
Neigung
zur
Gesellschaft
,
angehängte
,
mithin
empirische
Interesse
, ist aber
für
uns hier von keiner
Wichtigkeit
, die wir nur darauf zu
sehen
haben, was auf das
Geschmacksurteil
a
priori
,
wenngleich
nur
indirekt
,
Beziehung
haben
mag
.
Denn
, wenn auch in dieser
Form
sich ein damit
verbundenes
Interesse
entdecken
sollte
, so
würde
Geschmack
einen
Übergang
unseres
Beurteilungsvermögens
von dem
Sinnengenuß
zum
Sittengefühl
entdecken
; und nicht allein, daß man
dadurch
den
Geschmack
zweckmäßig
zu
beschäftigen
besser
geleitet
werden
würde
, es
würde
auch ein
Mittelglied
der
Kette
der
menschlichen
Vermögen
a
priori
, von denen alle
Gesetzgebung
abhängen
muß
, als ein
solches
dargestellt
werden. So viel kann man von dem
empirischen
Interesse
an
Gegenständen
des
Geschmacks
und am
Geschmack
selbst
wohl
sagen
, daß es,
da
dieser der
Neigung
frönt
, obgleich sie noch so
verfeinert
sein
mag
, sich doch auch mit
allen
Neigungen
und
Leidenschaften
, die in der
Gesellschaft
ihre
größte
Mannigfaltigkeit
und
höchste
Stufe
erreichen
,
gern
zusammenschmelzen
läßt
, und das
Interesse
am
Schönen
, wenn es darauf
gegründet
ist, einen nur sehr
zweideutigen
Übergang
vom
Angenehmen
zum
Guten
abgeben
könne
. Ob aber dieser nicht etwa doch durch den
Geschmack
, wenn er in seiner
Reinigkeit
genommen
wird,
befördert
werden
könne
, haben wir zu
untersuchen
Ursache
.
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