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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 44 Von der schönen Kunst
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§ 44
Von der
schönen
Kunst
Es
gibt
weder eine
Wissenschaft
des
Schönen
,
sondern
nur
Kritik
, noch
schöne
Wissenschaft
,
sondern
nur
schöne
Kunst
.
Denn
was die
erstere
betrifft
, so
würde
in ihr
wissenschaftlich
,
d.i.
durch
Beweisgründe
ausgemacht
werden
sollen
, ob etwas
für
schön
zu
halten
sei
oder nicht; das
Urteil
über
Schönheit
würde
also, wenn es zur
Wissenschaft
gehörte
, kein
Geschmacksurteil
sein
. Was das
zweite
anlangt
, so ist eine
Wissenschaft
, die, als solche,
schön
sein
soll
, ein
Unding
.
Denn
wenn man in ihr als
Wissenschaft
nach
Gründen
und
Beweisen
fragte
, so
würde
man durch
geschmackvolle
Aussprüche
(
Bonmots
)
abgefertigt
. - Was den
gewöhnlichen
Ausdruck
,
schöne
Wissenschaften
,
veranlaßt
hat, ist ohne
Zweifel
nichts anders, als daß man
ganz
richtig
bemerkt
hat, es
werde
zur
schönen
Kunst
in ihrer
ganzen
Vollkommenheit
viel
Wissenschaft
, als
z
.
B
.
Kenntnis
alter
Sprachen
,
Belesenheit
der
Autoren
die
für
Klassiker
gelten
,
Geschichte
,
Kenntnis
der
Altertümer
usw
.,
erfordert
, und deshalb diese
historischen
Wissenschaften
, weil sie zur
schönen
Kunst
die
notwendige
Vorbereitung
und
Grundlage
ausmachen
, zum
Teil
auch weil darunter selbst die
Kenntnis
der
Produkte
der
schönen
Kunst
(
Beredsamkeit
und
Dichtkunst
)
begriffen
worden
, durch eine
Wortverwechselung
, selbst
schöne
Wissenschaften
genannt
hat.
Wenn die
Kunst
, dem
Erkenntnisse
eines
möglichen
Gegenstandes
angemessen
,
bloß
ihn
wirklich
zu
machen
die dazu
erforderlichen
Handlungen
verrichtet
, so ist sie
mechanische
; hat sie aber das
Gefühl
der
Lust
zur
unmittelbaren
Absicht
, so
heißt
sie
ästhetische
Kunst
. Diese ist entweder
angenehme
oder
schöne
Kunst
. Das
erste
ist sie, wenn der
Zweck
derselben
ist, daß die
Lust
die
Vorstellungen
als
bloße
Empfindungen
, das
zweite
, daß sie
dieselben
als
Erkenntnisarten
begleite
.
Angenehme
Künste
sind die,
welche
bloß
zum
Genusse
abgezweckt
werden;
dergleichen
alle die
Reize
sind,
welche
die
Gesellschaft
an einer
Tafel
vergnügen
können
: als
unterhaltend
zu
erzählen
, die
Gesellschaft
in
freimütige
und
lebhafte
Gesprächigkeit
zu
versetzen
, durch
Scherz
und
Lachen
sie zu einem
gewissen
Tone
der
Lustigkeit
zu
stimmen
, wo, wie man
sagt
,
manches
ins
Gelag
hinein
geschwatzt
werden kann, und niemand über das, was er
spricht
,
verantwortlich
sein
will, weil es nur auf die
augenblickliche
Unterhaltung
, nicht auf einen
bleibenden
Stoff
zum
Nachdenken
oder
Nachsagen
,
angelegt
ist. (
Hiezu
gehört
denn
auch die
Art
, wie der
Tisch
zum
Genusse
ausgerüstet
ist, oder
wohl
gar
bei
großen
Gelagen
die
Tafelmusik
: ein
wunderliches
Ding
,
welches
nur als ein
angenehmes
Geräusch
die
Stimmung
der
Gemüter
zur
Fröhlichkeit
unterhalten
soll
, und, ohne daß
jemand
auf die
Komposition
derselben
die
mindeste
Aufmerksamkeit
verwendet
, die
freie
Gesprächigkeit
eines
Nachbars
mit dem
andern
begünstigt
.) Dazu
gehören
ferner alle
Spiele
, die weiter kein
Interesse
bei sich
führen
, als die
Zeit
unvermerkt
verlaufen
zu
machen
.
Schöne
Kunst
dagegen
ist eine
Vorstellungsart
, die
für
sich selbst
zweckmäßig
ist, und obgleich ohne
Zweck
,
dennoch
die
Kultur
der
Gemütskräfte
zur
geselligen
Mitteilung
befördert
.
Die
allgemeine
Mitteilbarkeit
einer
Lust
führt
es schon in ihrem
Begriffe
mit sich, daß diese nicht eine
Lust
des
Genusses
, aus
bloßer
Empfindung
,
sondern
der
Reflexion
sein
müsse
; und so ist
ästhetische
Kunst
, als
schöne
Kunst
, eine solche, die die
reflektierende
Urteilskraft
und nicht die
Sinnenempfindung
zum
Richtmaße
hat.
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