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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 46 Schöne Kunst ist Kunst des Genies
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§ 46
Schöne
Kunst
ist
Kunst
des
Genies
Genie
ist das
Talent
(
Naturgabe
),
welches
der
Kunst
die
Regel
gibt
.
Da
das
Talent
, als
angebornes
produktives
Vermögen
des
Künstlers
, selbst zur
Natur
gehört
, so
könnte
man sich auch so
ausdrücken
:
Genie
ist die
angeborne
Gemütsanlage
(
ingenium
), durch
welche
die
Natur
der
Kunst
die
Regel
gibt
.
Was es auch mit dieser
Definition
für
eine
Bewandtnis
habe, und ob sie
bloß
willkürlich
, oder dem
Begriffe
,
welchen
man mit dem
Worte
Genie
zu
verbinden
gewohnt
ist,
angemessen
sei
, oder nicht (
welches
in dem
folgenden
§
erörtert
werden
soll
): so kann man doch schon zum
voraus
beweisen
, daß, nach der hier
angenommenen
Bedeutung
des
Worts
,
schöne
Künste
notwendig
als
Künste
des
Genies
betrachtet
werden
müssen
.
Denn
eine jede
Kunst
setzt
Regeln
voraus
, durch deren
Grundlegung
allererst
ein
Produkt
, wenn es
künstlich
heißen
soll
, als
möglich
vorgestellt
wird. Der
Begriff
der
schönen
Kunst
aber
verstattet
nicht, daß das
Urteil
über die
Schönheit
ihres
Produkts
von irgendeiner
Regel
abgeleitet
werde
, die einen
Begriff
zum
Bestimmungsgrunde
habe,
mithin
einen
Begriff
von der
Art
, wie es
möglich
sei
, zum
Grunde
lege
. Also kann die
schöne
Kunst
sich selbst nicht die
Regel
ausdenken
, nach der sie ihr
Produkt
zustande
bringen
soll
.
Da
nun
gleichwohl
ohne
vorhergehende
Regel
ein
Produkt
niemals
Kunst
heißen
kann, so
muß
die
Natur
im
Subjekte
(und durch die
Stimmung
der
Vermögen
desselben
) der
Kunst
die
Regel
geben
,
d.i.
die
schöne
Kunst
ist nur als
Produkt
des
Genies
möglich
.
Man
sieht
hieraus
, daß
Genie
1) ein
Talent
sei
,
dasjenige
, wozu sich keine
bestimmte
Regel
geben
läßt
,
hervorzubringen
: nicht
Geschicklichkeitsanlage
zu dem, was nach irgendeiner
Regel
gelernt
werden kann;
folglich
daß
Originalität
seine
erste
Eigenschaft
sein
müsse
. 2)Daß,
da
es auch
originalen
Unsinn
geben
kann, seine
Produkte
zugleich
Muster
,
d.i.
exemplarisch
sein
müssen
;
mithin
, selbst nicht durch
Nachahmung
entsprungen
,
anderen
doch dazu,
d.i.
zum
Richtmaße
oder
Regel
der
Beurteilung
,
dienen
müssen
. 3)Daß es, wie es
sein
Produkt
zustande
bringe
, selbst nicht
beschreiben
, oder
wissenschaftlich
anzeigen
könne
,
sondern
daß es als
Natur
die
Regel
gebe
; und daher der
Urheber
eines
Produkts
,
welches
er seinem
Genie
verdankt
, selbst nicht
weiß
, wie sich in
ihm
die
Ideen
dazu
herbei
finden
, auch es nicht in seiner
Gewalt
hat,
dergleichen
nach
Belieben
oder
planmäßig
auszudenken
, und
anderen
in
solchen
Vorschriften
mitzuteilen
, die sie in
Stand
setzen
,
gleichmäßige
Produkte
hervorzubringen
. (Daher
denn
auch
vermutlich
das
Wort
Genie
von
genius
, dem
eigentümlichen
einem
Menschen
bei der
Geburt
mitgegebenen
,
schützenden
und
leitenden
Geist
, von dessen
Eingebung
jene
originale
Ideen
herrührten
,
abgeleitet
ist.) 4)Daß die
Natur
durch das
Genie
nicht der
Wissenschaft
,
sondern
der
Kunst
die
Regel
vorschreibe
; und auch dieses nur,
insofern
diese
letztere
schöne
Kunst
sein
soll
.
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