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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 48 Vom Verhältnisse des Genies zum Geschmack
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§ 48
Vom
Verhältnisse
des
Genies
zum
Geschmack
Zur
Beurteilung
schöner
Gegenstände
, als
solcher
, wird
Geschmack
; zur
schönen
Kunst
selbst aber,
d.i.
der
Hervorbringung
solcher
Gegenstände
, wird
Genie
erfordert
.
Wenn man das
Genie
als
Talent
zur
schönen
Kunst
betrachtet
(
welches
die
eigentümliche
Bedeutung
des
Worts
mit sich
bringt
), und es in dieser
Absicht
in die
Vermögen
zergliedern
will, die ein
solches
Talent
auszumachen
zusammen
kommen
müssen
; so ist
nötig
, zuvor den
Unterschied
zwischen der
Naturschönheit
, deren
Beurteilung
nur
Geschmack
, und der
Kunstschönheit
, deren
Möglichkeit
(
worauf
in der
Beurteilung
eines
dergleichen
Gegenstandes
auch
Rücksicht
genommen
werden
muß
)
Genie
erfordert
,
genau
zu
bestimmen
.
Eine
Naturschönheit
ist ein
schönes
Ding
; die
Kunstschönheit
ist eine
schöne
Vorstellung
von einem
Dinge
.
Um eine
Naturschönheit
als eine solche zu
beurteilen
,
brauche
ich nicht
vorher
einen
Begriff
davon zu haben, was der
Gegenstand
für
ein
Ding
sein
solle
;
d.i.
ich habe nicht
nötig
, die
materiale
Zweckmäßigkeit
(den
Zweck
) zu
kennen
,
sondern
die
bloße
Form
ohne
Kenntnis
des
Zwecks
gefällt
in der
Beurteilung
für
sich selbst. Wenn aber der
Gegenstand
für
ein
Produkt
der
Kunst
gegeben
ist, und als
solches
für
schön
erklärt
werden
soll
; so
muß
, weil
Kunst
immer einen
Zweck
in der
Ursache
(und deren
Kausalität
)
voraussetzt
,
zuerst
ein
Begriff
von dem zum
Grunde
gelegt
werden, was das
Ding
sein
soll
; und,
da
die
Zusammenstimmung
des
Mannigfaltigen
in einem
Dinge
, zu einer
innern
Bestimmung
desselben
als
Zweck
, die
Vollkommenheit
des
Dinges
ist, so wird in der
Beurteilung
der
Kunstschönheit
zugleich
die
Vollkommenheit
des
Dinges
in
Anschlag
gebracht
werden
müssen
,
wornach
in der
Beurteilung
einer
Naturschönheit
(als einer
solchen
)
gar
nicht die
Frage
ist. - Zwar wird in der
Beurteilung
vornehmlich
der
belebten
Gegenstände
der
Natur
,
z
.
B
. des
Menschen
oder eines
Pferdes
, auch die
objektive
Zweckmäßigkeit
gemeiniglich
mit in
Betracht
gezogen
, um über die
Schönheit
derselben
zu
urteilen
;
alsdann
ist aber auch das
Urteil
nicht mehr
rein-ästhetisch
,
d.i.
bloßes
Geschmacksurteil
. Die
Natur
wird nicht mehr
beurteilt
, wie sie als
Kunst
erscheint
,
sondern
sofern
sie
wirklich
(
obzwar
übermenschliche
)
Kunst
ist; und das
teleologische
Urteil
dient
dem
ästhetischen
zur
Grundlage
und
Bedingung
,
worauf
dieses
Rücksicht
nehmen
muß
. In einem
solchen
Falle
denkt
man auch, wenn
z
.
B
.
gesagt
wird: das ist ein
schönes
Weib
, in der
Tat
nichts anders, als: die
Natur
stellt
in ihrer
Gestalt
die
Zwecke
im
weiblichen
Baue
schön
vor
;
denn
man
muß
noch über die
bloße
Form
auf einen
Begriff
hinausgehen
, damit der
Gegenstand
auf solche
Art
durch ein
logisch-bedingtes
ästhetisches
Urteil
gedacht
werde
.
Die
schöne
Kunst
zeigt
darin
eben
ihre
Vorzüglichkeit
, daß sie
Dinge
, die in der
Natur
häßlich
oder
mißfällig
sein
würden
,
schön
beschreibt
. Die
Furien
,
Krankheiten
,
Verwüstungen
des
Krieges
,
u
.
dgl
.
können
, als
Schädlichkeiten
, sehr
schön
beschrieben
, ja sogar im
Gemälde
vorgestellt
werden; nur eine
Art
Häßlichkeit
kann nicht der
Natur
gemäß
vorgestellt
werden, ohne alles
ästhetische
Wohlgefallen
,
mithin
die
Kunstschönheit
,
zugrunde
zu
richten
:
nämlich
diejenige
,
welche
Ekel
erweckt
.
Denn
, weil in dieser
sonderbaren
, auf
lauter
Einbildung
beruhenden
Empfindung
, der
Gegenstand
gleichsam
, als ob er sich zum
Genusse
aufdränge
, wider den wir doch mit
Gewalt
streben
,
vorgestellt
wird; so wird die
künstliche
Vorstellung
des
Gegenstandes
von der
Natur
dieses
Gegenstandes
selbst in unserer
Empfindung
nicht mehr
unterschieden
, und
jene
kann
alsdann
unmöglich
für
schön
gehalten
werden. Auch hat die
Bildhauerkunst
, weil an ihren
Produkten
die
Kunst
mit der
Natur
beinahe
verwechselt
wird, die
unmittelbare
Vorstellung
häßlicher
Gegenstände
von ihren
Bildungen
ausgeschlossen
und dafür
z
.
B
. den
Tod
(in einem
schönen
Genius
), den
Kriegsmut
(am
Mars
), durch eine
Allegorie
oder
Attribute
, die sich
gefällig
ausnehmen
,
mithin
nur
indirekt
vermittelst
einer
Auslegung
der
Vernunft
, und nicht
bloß
für
ästhetische
Urteilskraft
,
vorzustellen
erlaubt
.
So viel von der
schönen
Vorstellung
eines
Gegenstandes
, die
eigentlich
nur die
Form
der
Darstellung
eines
Begriffs
ist, durch
welche
dieser
allgemein
mitgeteilt
wird. - Diese
Form
aber dem
Produkte
der
schönen
Kunst
zu
geben
, dazu wird
bloß
Geschmack
erfordert
, an
welchem
der
Künstler
, nachdem er
ihn
durch
mancherlei
Beispiele
der
Kunst
, oder der
Natur
,
geübt
und
berichtigt
hat,
sein
Werk
hält
, und, nach
manchen
oft
mühsamen
Versuchen
denselben
zu
befriedigen
,
diejenige
Form
findet
, die
ihm
Genüge
tut: daher diese nicht
gleichsam
eine
Sache
der
Eingebung
, oder eines
freien
Schwunges
der
Gemütskräfte
,
sondern
einer
langsamen
und
gar
peinlichen
Nachbesserung
ist, um sie dem
Gedanken
angemessen
und doch der
Freiheit
im
Spiele
derselben
nicht
nachteilig
werden zu
lassen
.
Geschmack
ist aber
bloß
ein
Beurteilungs-
, nicht ein
produktives
Vermögen
; und, was
ihm
gemäß
ist, ist darum
eben
nicht ein
Werk
der
schönen
Kunst
: es kann ein zur
nützlichen
und
mechanischen
Kunst
, oder
gar
zur
Wissenschaft
gehöriges
Produkt
nach
bestimmten
Regeln
sein
, die
gelernt
werden
können
und
genau
befolgt
werden
müssen
. Die
gefällige
Form
aber, die man
ihm
gibt
, ist nur das
Vehikel
der
Mitteilung
und eine
Manier
gleichsam
des
Vortrages
, in
Ansehung
dessen man noch in
gewissem
Maße
frei
bleibt
, wenn er doch
übrigens
an einen
bestimmten
Zweck
gebunden
ist. So
verlangt
man, daß das
Tischgeräte
, oder auch eine
moralische
Abhandlung
, sogar eine
Predigt
, diese
Form
der
schönen
Kunst
, ohne doch
gesucht
zu
scheinen
, an sich haben
müsse
; man wird sie aber darum nicht
Werke
der
schönen
Kunst
nennen
. Zu der
letzteren
aber wird ein
Gedicht
, eine
Musik
, eine
Bildergalerie
u
.
dgl
.
gezählt
; und
da
kann man an einem
seinsollenden
Werke
der
schönen
Kunst
oftmals
Genie
ohne
Geschmack
, an einem
andern
Geschmack
ohne
Genie
,
wahrnehmen
.
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