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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
Deduktion der reinen ästhetischen Urteile
§ 49 Von den Vermögen des Gemüts, welche das Genie ausmachen
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§ 49
Von den
Vermögen
des
Gemüts
,
welche
das
Genie
ausmachen
Man
sagt
von
gewissen
Produkten
, von
welchen
man
erwartet
, daß sie sich, zum
Teil
wenigstens
, als
schöne
Kunst
zeigen
sollten
: sie sind ohne
Geist
; ob man
gleich
an ihnen, was den
Geschmack
betrifft
, nichts zu
tadeln
findet
. Ein
Gedicht
kann
recht
nett
und
elegant
sein
, aber es ist ohne
Geist
. Eine
Geschichte
ist
genau
und
ordentlich
, aber ohne
Geist
. Eine
feierliche
Rede
ist
gründlich
und
zugleich
zierlich
, aber ohne
Geist
.
Manche
Konversation
ist nicht ohne
Unterhaltung
, aber doch ohne
Geist
; selbst von einem
Frauenzimmer
sagt
man
wohl
, sie ist
hübsch
,
gesprächig
und
artig
, aber ohne
Geist
. Was ist
denn
das, was man hier unter
Geist
versteht
?
Geist
, in
ästhetischer
Bedeutung
,
heißt
das
belebende
Prinzip
im
Gemüte
.
Dasjenige
aber,
wodurch
dieses
Prinzip
die
Seele
belebt
, der
Stoff
, den es dazu
anwendet
, ist das, was die
Gemütskräfte
zweckmäßig
in
Schwung
versetzt
,
d.i.
in ein
solches
Spiel
,
welches
sich von selbst
erhält
und selbst die
Kräfte
dazu
stärkt
.
Nun
behaupte
ich, dieses
Prinzip
sei
nichts anders, als das
Vermögen
der
Darstellung
ästhetischer
Ideen
; unter einer
ästhetischen
Idee
aber
verstehe
ich
diejenige
Vorstellung
der
Einbildungskraft
, die viel zu
denken
veranlaßt
, ohne daß ihr doch irgendein
bestimmter
Gedanke
,
d.i.
Begriff
,
adäquat
sein
kann, die
folglich
keine
Sprache
völlig
erreicht
und
verständlich
machen
kann. - Man
sieht
leicht
, daß sie das
Gegenstück
(
Pendant
) von einer
Vernunftidee
sei
,
welche
umgekehrt
ein
Begriff
ist, dem keine
Anschauung
(
Vorstellung
der
Einbildungskraft
)
adäquat
sein
kann.
Die
Einbildungskraft
(als
produktives
Erkenntnisvermögen
) ist
nämlich
sehr
mächtig
in
Schaffung
gleichsam
einer
andern
Natur
, aus dem
Stoffe
, den ihr die
wirkliche
gibt
. Wir
unterhalten
uns mit ihr, wo uns die
Erfahrung
zu
alltäglich
vorkommt
;
bilden
diese auch
wohl
um: zwar noch immer nach
analogischen
Gesetzen
, aber doch auch nach
Prinzipien
, die
höher
hinauf in der
Vernunft
liegen
(und die uns
eben
sowohl
natürlich
sind, als die, nach
welchen
der
Verstand
die
empirische
Natur
auffaßt
);
wobei
wir
unsere
Freiheit
vom
Gesetze
der
Assoziation
(
welches
dem
empirischen
Gebrauche
jenes
Vermögens
anhängt
)
fühlen
, nach
welchem
uns von der
Natur
zwar
Stoff
geliehen
, dieser aber von uns zu etwas
ganz
anderem
,
nämlich
dem, was die
Natur
übertrifft
,
verarbeitet
werden kann.
Man kann
dergleichen
Vorstellungen
der
Einbildungskraft
Ideen
nennen
:
einesteils
darum, weil sie zu etwas über die
Erfahrungsgrenze
hinaus
Liegendem
wenigstens
streben
, und so einer
Darstellung
der
Vernunftbegriffe
(der
intellektuellen
Ideen
)
nahe
zu
kommen
suchen
,
welches
ihnen den
Anschein
einer
objektiven
Realität
gibt
;
andrerseits
, und zwar
hauptsächlich
, weil ihnen, als
innern
Anschauungen
, kein
Begriff
völlig
adäquat
sein
kann. Der
Dichter
wagt
es,
Vernunftideen
von
unsichtbaren
Wesen
, das
Reich
der
Seligen
, das
Höllenreich
, die
Ewigkeit
, die
Schöpfung
u
.
dgl
. zu
versinnlichen
; oder auch das, was zwar
Beispiele
in der
Erfahrung
findet
,
z
.
B
. den
Tod
, den
Neid
und alle
Laster
,
imgleichen
die
Liebe
, den
Ruhm
u
.
dgl
. über die
Schranken
der
Erfahrung
hinaus,
vermittelst
einer
Einbildungskraft
, die dem
Vernunft-Vorspiele
in
Erreichung
eines
Größten
nacheifert
, in einer
Vollständigkeit
sinnlich
zu
machen
,
für
die sich in der
Natur
kein
Beispiel
findet
; und es ist
eigentlich
die
Dichtkunst
, in
welcher
sich das
Vermögen
ästhetischer
Ideen
in seinem
ganzen
Maße
zeigen
kann. Dieses
Vermögen
aber,
für
sich allein
betrachtet
, ist
eigentlich
nur ein
Talent
(der
Einbildungskraft
).
Wenn nun einem
Begriffe
eine
Vorstellung
der
Einbildungskraft
untergelegt
wird, die zu seiner
Darstellung
gehört
, aber
für
sich allein so viel zu
denken
veranlaßt
, als sich
niemals
in einem
bestimmten
Begriff
zusammenfassen
läßt
,
mithin
den
Begriff
selbst auf
unbegrenzte
Art
ästhetisch
erweitert
; so ist die
Einbildungskraft
hiebei
schöpferisch
, und
bringt
das
Vermögen
intellektueller
Ideen
(die
Vernunft
) in
Bewegung
, mehr
nämlich
bei
Veranlassung
einer
Vorstellung
zu
denken
(was zwar zu dem
Begriffe
des
Gegenstandes
gehört
), als in ihr
aufgefaßt
und
deutlich
gemacht
werden kann.
Man
nennt
diejenigen
Formen
,
welche
nicht die
Darstellung
eines
gegebenen
Begriffs
selber
ausmachen
,
sondern
nur, als
Nebenvorstellungen
der
Einbildungskraft
, die damit
verknüpften
Folgen
und die
Verwandtschaft
desselben
mit
andern
ausdrücken
,
Attribute
(
ästhetische
) eines
Gegenstandes
, dessen
Begriff
, als
Vernunftidee
, nicht
adäquat
dargestellt
werden kann. So ist der
Adler
Jupiters
, mit dem
Blitze
in den
Klauen
, ein
Attribut
des
mächtigen
Himmelskönigs
, und der
Pfau
der
prächtigen
Himmelskönigin
. Sie
stellen
nicht wie die
logischen
Attribute
, das was in unsern
Begriffen
von der
Erhabenheit
und
Majestät
der
Schöpfung
liegt
,
sondern
etwas
anderes
vor
, was der
Einbildungskraft
Anlaß
gibt
, sich über eine
Menge
von
verwandten
Vorstellungen
zu
verbreiten
, die mehr
denken
lassen
, als man in einem durch
Worte
bestimmten
Begriff
ausdrücken
kann; und
geben
eine
ästhetische
Idee
, die
jener
Vernunftidee
statt
logischer
Darstellung
dient
,
eigentlich
aber um das
Gemüt
zu
beleben
,
indem
sie
ihm
die
Aussicht
in ein
unabsehliches
Feld
verwandter
Vorstellungen
eröffnet
. Die
schöne
Kunst
aber tut dieses nicht allein in der
Malerei
oder
Bildhauerkunst
(wo der
Namen
der
Attribute
gewöhnlich
gebraucht
wird);
sondern
die
Dichtkunst
und
Beredsamkeit
nehmen
den
Geist
, der ihre
Werke
belebt
, auch
lediglich
von den
ästhetischen
Attributen
der
Gegenstände
her,
welche
den
logischen
zur
Seite
gehen
, und der
Einbildungskraft
einen
Schwung
geben
, mehr dabei,
obzwar
auf
unentwickelte
Art
, zu
denken
, als sich in einem
Begriffe
,
mithin
in einem
bestimmten
Sprachausdrucke
,
zusammenfassen
läßt
. - Ich
muß
mich der
Kürze
wegen nur auf wenige
Beispiele
einschränken
.
Wenn der
große
König
sich in einem seiner
Gedichte
so
ausdrückt
: "
Laßt
uns aus dem
Leben
ohne
Murren
weichen
und ohne etwas zu
bedauern
,
indem
wir die
Welt
noch
alsdann
mit
Wohltaten
überhäuft
zurücklassen
. So
verbreitet
die
Sonne
, nachdem sie ihren
Tageslauf
vollendet
hat, noch ein
mildes
Licht
im
Himmel
; und die
letzten
Strahlen
, die sie in die
Lüfte
schickt
, sind ihre
letzten
Seufzer
für
das
Wohl
der
Welt
"; so
belebt
er seine
Vernunftidee
von
weltbürgerlicher
Gesinnung
noch am
Ende
des
Lebens
, durch ein
Attribut
,
welches
die
Einbildungskraft
(in der
Erinnerung
an alle
Annnehmlichkeiten
eines
vollbrachten
schönen
Sommertages
, die uns ein
heiterer
Abend
ins
Gemüt
ruft
)
jener
Vorstellung
beigesellt
, und
welches
eine
Menge
von
Empfindungen
und
Nebenvorstellungen
rege
macht
,
für
die sich kein
Ausdruck
findet
.
Andererseits
kann sogar ein
intellektueller
Begriff
umgekehrt
zum
Attribut
einer
Vorstellung
der
Sinne
dienen
, und so diese
letztere
durch die
Idee
des
Übersinnlichen
beleben
; aber nur,
indem
das
Ästhetische
, was dem
Bewußtsein
des
letztern
subjektiv
anhänglich
ist,
hiezu
gebraucht
wird. So
sagt
z
.
B
. ein
gewisser
Dichter
in der
Beschreibung
eines
schönen
Morgens
: "Die
Sonne
quoll
hervor
, wie
Ruh
aus
Tugend
quillt
." Das
Bewußtsein
der
Tugend
, wenn man sich auch nur in
Gedanken
in die
Stelle
eines
Tugendhaften
versetzt
,
verbreitet
im
Gemüte
eine
Menge
erhabener
und
beruhigender
Gefühle
, und eine
grenzenlose
Aussicht
in eine
frohe
Zukunft
, die kein
Ausdruck
,
welcher
einem
bestimmten
Begriffe
angemessen
ist,
völlig
erreicht
.
16
Mit einem
Worte
, die
ästhetische
Idee
ist eine einem
gegebenen
Begriffe
beigesellte
Vorstellung
der
Einbildungskraft
,
welche
mit einer
solchen
Mannigfaltigkeit
der
Teilvorstellungen
in dem
freien
Gebrauche
derselben
verbunden
ist, daß
für
sie kein
Ausdruck
, der einen
bestimmten
Begriff
bezeichnet
,
gefunden
werden kann, die also zu einem
Begriffe
viel
Unnennbares
hinzu
denken
läßt
, dessen
Gefühl
die
Erkenntnisvermögen
belebt
und mit der
Sprache
, als
bloßem
Buchstaben
,
Geist
verbindet
.
Die
Gemütskräfte
also, deren
Vereinigung
(in
gewissem
Verhältnisse
) das
Genie
ausmacht
, sind
Einbildungskraft
und
Verstand
. Nur,
da
, im
Gebrauch
der
Einbildungskraft
zum
Erkenntnisse
, die
Einbildungskraft
unter dem
Zwange
des
Verstandes
und der
Beschränkung
unterworfen
ist, dem
Begriffe
desselben
angemessen
zu
sein
; in
ästhetischer
Absicht
aber die
Einbildungskraft
frei
ist, um noch über
jene
Einstimmung
zum
Begriffe
, doch
ungesucht
,
reichhaltigen
unentwickelten
Stoff
für
den
Verstand
,
worauf
dieser in seinem
Begriffe
nicht
Rücksicht
nahm
, zu
liefern
,
welchen
dieser aber nicht sowohl
objektiv
zum
Erkenntnisse
, als
subjektiv
zur
Belebung
der
Erkenntniskräfte
,
indirekt
also doch auch zu
Erkenntnissen
,
anwendet
: so
besteht
das
Genie
eigentlich
in dem
glücklichen
Verhältnisse
,
welches
keine
Wissenschaft
lehren
und kein
Fleiß
erlernen
kann, zu einem
gegebenen
Begriffe
Ideen
aufzufinden
, und
andrerseits
zu diesen den
Ausdruck
zu
treffen
, durch den die
dadurch
bewirkte
subjektive
Gemütsstimmung
, als
Begleitung
eines
Begriffs
,
anderen
mitgeteilt
werden kann. Das
letztere
Talent
ist
eigentlich
dasjenige
, was man
Geist
nennt
;
denn
das
Unnennbare
in dem
Gemütszustande
bei einer
gewissen
Vorstellung
auszudrücken
und
allgemein
mitteilbar
zu
machen
, der
Ausdruck
mag
nun in
Sprache
, oder
Malerei
, oder
Plastik
bestehen
: das
erfordert
ein
Vermögen
, das
schnell
vorübergehende
Spiel
der
Einbildungskraft
aufzufassen
und in einen
Begriff
(der
eben
darum
original
ist, und
zugleich
eine
neue
Regel
eröffnet
, die aus
keinen
vorhergehenden
Prinzipien
oder
Beispielen
hat
gefolgert
werden
können
) zu
vereinigen
, der sich ohne
Zwang
der
Regeln
mitteilen
läßt
.
*
Wenn wir nach diesen
Zergliederungen
auf die oben
gegebene
Erklärung
dessen, was man
Genie
nennt
,
zurücksehen
, so
finden
wir:
erstlich
, daß es ein
Talent
zur
Kunst
sei
, nicht zur
Wissenschaft
, in
welcher
deutlich
gekannte
Regeln
vorangehen
und das
Verfahren
in
derselben
bestimmen
müssen
;
zweitens
, daß es, als
Kunsttalent
, einen
bestimmten
Begriff
von dem
Produkte
, als
Zweck
,
mithin
Verstand
, aber auch eine (wenn
gleich
unbestimmte
)
Vorstellung
von dem
Stoff
,
d.i.
der
Anschauung
, zur
Darstellung
dieses
Begriffs
,
mithin
ein
Verhältnis
der
Einbildungskraft
zum
Verstande
voraussetze
; daß es sich
drittens
nicht sowohl in der
Ausführung
des
vorgesetzten
Zwecks
in
Darstellung
eines
bestimmten
Begriffs
, als
vielmehr
im
Vortrage
, oder dem
Ausdrucke
ästhetischer
Ideen
,
welche
zu
jener
Absicht
reichen
Stoff
enthalten
,
zeige
,
mithin
die
Einbildungskraft
, in ihrer
Freiheit
von aller
Anleitung
der
Regeln
,
dennoch
als
zweckmäßig
zur
Darstellung
des
gegebenen
Begriffs
vorstellig
mache
; daß
endlich
viertens
die
ungesuchte
unabsichtliche
subjektive
Zweckmäßigkeit
in der
freien
Übereinstimmung
der
Einbildungskraft
zur
Gesetzlichkeit
des
Verstandes
eine solche
Proportion
und
Stimmung
dieser
Vermögen
voraussetze
, als keine
Befolgung
von
Regeln
, es
sei
der
Wissenschaft
oder
mechanischen
Nachahmung
,
bewirken
,
sondern
bloß
die
Natur
des
Subjekts
hervorbringen
kann.
Nach diesen
Voraussetzungen
ist
Genie
: die
musterhafte
Originalität
der
Naturgabe
eines
Subjekts
im
freien
Gebrauche
seiner
Erkenntnisvermögen
. Auf solche
Weise
ist das
Produkt
eines
Genies
(nach
demjenigen
, was in demselben dem
Genie
, nicht der
möglichen
Erlernung
oder der
Schule
,
zuzuschreiben
ist) ein
Beispiel
nicht der
Nachahmung
(
denn
da
würde
das, was daran
Genie
ist und den
Geist
des
Werks
ausmacht
,
verlorengehen
),
sondern
der
Nachfolge
für
ein
anderes
Genie
,
welches
dadurch
zum
Gefühl
seiner
eigenen
Originalität
aufgeweckt
wird,
Zwangsfreiheit
von
Regeln
so in der
Kunst
auszuüben
, daß diese
dadurch
selbst eine
neue
Regel
bekommt
,
wodurch
das
Talent
sich als
musterhaft
zeigt
. Weil aber das
Genie
ein
Günstling
der
Natur
ist,
dergleichen
man nur als
seltene
Erscheinung
anzusehen
hat; so
bringt
sein
Beispiel
für
andere
gute
Köpfe
eine
Schule
hervor
,
d.i.
eine
methodische
Unterweisung
nach
Regeln
,
soweit
man sie aus
jenen
Geistesprodukten
und ihrer
Eigentümlichkeit
hat
ziehen
können
: und
für
diese ist die
schöne
Kunst
sofern
Nachahmung
, der die
Natur
durch ein
Genie
die
Regel
gab
.
Aber diese
Nachahmung
wird
Nachäffung
, wenn der
Schüler
alles
nachmacht
bis auf das, was das
Genie
als
Mißgestalt
nur hat
zulassen
müssen
, weil es sich, ohne die
Idee
zu
schwächen
, nicht
wohl
wegschaffen
ließ
. Dieser
Mut
ist an einem
Genie
allein
Verdienst
; und eine
gewisse
Kühnheit
im
Ausdrucke
und
überhaupt
manche
Abweichung
von der
gemeinen
Regel
steht
demselben
wohl
an, ist aber
keinesweges
nachahmungswürdig
,
sondern
bleibt
immer an sich ein
Fehler
, den man
wegzuschaffen
suchen
muß
,
für
welchen
aber das
Genie
gleichsam
privilegiert
ist,
da
das
Unnachahmliche
seines
Geistesschwunges
durch
ängstliche
Behutsamkeit
leiden
würde
. Das
Manierieren
ist eine
andere
Art
von
Nachäffung
,
nämlich
der
bloßen
Eigentümlichkeit
(
Originalität
)
überhaupt
, um sich ja von
Nachahmern
so
weit
als
möglich
zu
entfernen
, ohne doch das
Talent
zu
besitzen
, dabei
zugleich
musterhaft
zu
sein
. - Zwar
gibt
es
zweierlei
Art
(
modus
)
überhaupt
der
Zusammenstellung
seiner
Gedanken
des
Vortrages
, deren die eine
Manier
(
modus
aestheticus
), die
andere
Methode
(
modus
logicus
)
heißt
, die sich darin
voneinander
unterscheiden
: daß die
erstere
kein
anderes
Richtmaß
hat, als das
Gefühl
der
Einheit
in der
Darstellung
, die
andere
aber hierin
bestimmte
Prinzipien
befolgt
;
für
die
schöne
Kunst
gilt
also nur die
erstere
. Allein
manieriert
heißt
ein
Kunstprodukt
nur
alsdann
, wenn der
Vortrag
seiner
Idee
in demselben auf die
Sonderbarkeit
angelegt
und nicht der
Idee
angemessen
gemacht
wird.
Prangende
(
Preziöse
), das
Geschrobene
und
Affektierte
, um sich nur vom
Gemeinen
(aber ohne
Geist
) zu
unterscheiden
, sind dem
Benehmen
desjenigen
ähnlich
, von dem man
sagt
, daß er sich
sprechen
höre
, oder
welcher
steht
und
geht
, als ob er auf einer
Bühne
wäre
, um
angegafft
zu werden,
welches
jederzeit
einen
Stümper
verrät
.
16
Vielleicht ist
nie
etwas
Erhabneres
gesagt
, oder ein
Gedanke
erhabener
ausgedrückt
worden
, als in
jener
Aufschrift
über dem
Tempel
der
Isis
(der
Mutter
Natur
): "Ich bin alles, was
da
ist, was
da
war, und was
da
sein
wird, und meinen
Schleier
hat kein
Sterblicher
aufgedeckt
."
Segner
benutzte
diese
Idee
durch eine
sinnreiche
seiner
Naturlehre
vorgesetzte
Vignette
, um seinen
Lehrling
, den er in diesen
Tempel
zu
führen
bereit
war,
vorher
mit dem
heiligen
Schauer
zu
erfüllen
, der das
Gemüt
zu
feierlicher
Aufmerksamkeit
stimmen
soll
.
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