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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Zweiter Abschnitt. Die Dialektik der ästhetischen Urteilskraft
§ 56 Vorstellung der Antinomie des Geschmacks
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§ 56
Vorstellung
der
Antinomie
des
Geschmacks
Der
erste
Gemeinort
des
Geschmacks
ist in dem
Satze
, womit sich jeder
Geschmacklose
gegen
Tadel
zu
verwahren
denkt
,
enthalten
: ein jeder hat seinen
eignen
Geschmack
. Das
heißt
soviel, als der
Bestimmungsgrund
dieses
Urteils
ist
bloß
subjektiv
(
Vergnügen
oder
Schmerz
); und das
Urteil
hat kein
Recht
auf die
notwendige
Beistimmung
anderer.
Der
zweite
Gemeinort
desselben
, der auch von denen sogar
gebraucht
wird, die dem
Geschmacksurteile
das
Recht
einräumen
,
für
jedermann
gültig
auszusprechen
, ist: über den
Geschmack
läßt
sich nicht
disputieren
. Das
heißt
soviel, als: der
Bestimmungsgrund
eines
Geschmacksurteils
mag
zwar auch
objektiv
sein
, aber er
läßt
sich nicht auf
bestimmte
Begriffe
bringen
;
mithin
kann über das
Urteil
selbst durch
Beweise
nichts
entschieden
werden, obgleich
darüber
gar
wohl
und mit
Recht
gestritten
werden kann.
Denn
Streiten
und
Disputieren
sind zwar darin
einerlei
, daß sie durch
wechselseitigen
Widerstand
der
Urteile
Einhelligkeit
derselben
hervorzubringen
suchen
, darin aber verschieden, daß das
letztere
dieses nach
bestimmten
Begriffen
als
Beweisgründen
zu
bewirken
hofft
,
mithin
objektive
Begriffe
als
Gründe
des
Urteils
annimmt
. Wo dieses aber als
untunlich
betrachtet
wird,
da
wird das
Disputieren
ebensowohl
als
untunlich
beurteilt
.
Man
sieht
leicht
, daß zwischen diesen
zweien
Gemeinörtern
ein
Satz
fehlt
, der zwar nicht
sprichwörtlich
im
Umlaufe
, aber doch in
jedermanns
Sinne
enthalten
ist,
nämlich
: über den
Geschmack
läßt
sich
streiten
(obgleich nicht
disputieren
). Dieser
Satz
aber
enthält
das
Gegenteil
des
obersten
Satzes
.
Denn
worüber
es
erlaubt
sein
soll
zu
streiten
,
da
muß
Hoffnung
sein
untereinander
übereinzukommen
;
mithin
muß
man auf
Gründe
des
Urteils
, die nicht
bloß
Privatgültigkeit
haben und also nicht
bloß
subjektiv
sind,
rechnen
können
;
welchem
gleichwohl
jener
Grundsatz
: ein jeder hat seinen
eignen
Geschmack
,
gerade
entgegen
ist.
Es
zeigt
sich also in
Ansehung
des
Prinzips
des
Geschmacks
folgende
Antinomie
:
1)
Thesis
. Das
Geschmacksurteil
gründet
sich nicht auf
Begriffen
;
denn
sonst
ließe
sich
darüber
disputieren
(durch
Beweise
entscheiden
).
2)
Antithesis
. Das
Geschmacksurteil
gründet
sich auf
Begriffen
;
denn
sonst
ließe
sich,
ungeachtet
der
Verschiedenheit
desselben
,
darüber
auch nicht
einmal
streiten
(auf die
notwendige
Einstimmung
anderer mit diesem
Urteile
Anspruch
machen
).
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