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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Zweiter Abschnitt. Die Dialektik der ästhetischen Urteilskraft
§ 57 Auflösung der Antinomie des Geschmacks
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§ 57
Auflösung
der
Antinomie
des
Geschmacks
Es ist keine
Möglichkeit
, den
Widerstreit
jener
jedem
Geschmacksurteil
unterlegten
Prinzipien
(
welche
nichts anders sind, als die oben in der
Analytik
vorgestellten
zwei
Eigentümlichkeiten
des
Geschmacksurteils
) zu
heben
, als daß man
zeigt
: der
Begriff
,
worauf
man das
Objekt
in dieser
Art
Urteile
bezieht
,
werde
in
beiden
Maximen
der
ästhetischen
Urteilskraft
nicht in
einerlei
Sinn
genommen
; dieser
zwiefache
Sinn
, oder
Gesichtspunkt
, der
Beurteilung
sei
unserer
transzendentalen
Urteilskraft
notwendig
; aber auch der
Schein
, in der
Vermengung
des einen mit dem
andern
, als
natürliche
Illusion
,
unvermeidlich
.
Auf
irgendeinen
Begriff
muß
sich das
Geschmacksurteil
beziehen
;
denn
sonst
könnte
es
schlechterdings
nicht auf
notwendige
Gültigkeit
für
jedermann
Anspruch
machen
. Aber aus einem
Begriffe
darf
es darum
eben
nicht
erweislich
sein
, weil ein
Begriff
entweder
bestimmbar
, oder auch an sich
unbestimmt
und
zugleich
unbestimmbar
,
sein
kann. Von der
erstern
Art
ist der
Verstandesbegriff
, der durch
Prädikate
der
sinnlichen
Anschauung
, die
ihm
korrespondieren
kann,
bestimmbar
ist; von der
zweiten
aber der
transzendentale
Vernunftbegriff
von dem
Übersinnlichen
, was aller
jener
Anschauung
zum
Grunde
liegt
, der also weiter nicht
theoretisch
bestimmte
werden kann.
Nun
geht
das
Geschmacksurteil
auf
Gegenstände
der
Sinne
, aber nicht um einen
Begriff
derselben
für
den
Verstand
zu
bestimmen
;
denn
es ist kein
Erkenntnisurteil
. Es ist daher, als auf das
Gefühl
der
Lust
bezogene
anschauliche
einzelne
Vorstellung
, nur ein
Privaturteil
: und
sofern
würde
es seiner
Gültigkeit
nach auf das
urteilende
Individuum
allein
beschränkt
sein
: der
Gegenstand
ist
für
mich ein
Gegenstand
des
Wohlgefallens
,
für
andre
mag
es sich anders
verhalten
; - ein jeder hat seinen
Geschmack
.
Gleichwohl
ist ohne
Zweifel
im
Geschmacksurteile
eine
erweiterte
Beziehung
der
Vorstellung
des
Objekts
(
zugleich
auch des
Subjekts
)
enthalten
,
worauf
wir eine
Ausdehnung
dieser
Art
Urteile
, als
notwendig
für
jedermann
,
gründen
:
welcher
daher
notwendig
irgendein
Begriff
zum
Grunde
liegen
muß
; aber ein
Begriff
, der sich
gar
nicht durch
Anschauung
bestimmen
, durch den sich nichts
erkennen
,
mithin
auch kein
Beweis
für
das
Geschmacksurteil
führen
läßt
. Ein
dergleichen
Begriff
aber ist der
bloße
reine
Vernunftbegriff
von dem
Übersinnlichen
, was dem
Gegenstande
(und auch dem
urteilenden
Subjekte
) als
Sinnenobjekte
,
mithin
als
Erscheinung
, zum
Grunde
liegt
.
Denn
nähme
man eine solche
Rücksicht
nicht an, so
wäre
der
Anspruch
des
Geschmacksurteils
auf
allgemeine
Gültigkeit
nicht zu
retten
;
wäre
der
Begriff
,
worauf
es sich
gründet
, ein nur
bloß
verworrener
Verstandesbegriff
, etwa von
Vollkommenheit
, dem man
korrespondierend
die
sinnliche
Anschauung
des
Schönen
beigeben
könnte
: so
würde
es
wenigstens
an sich
möglich
sein
, das
Geschmacksurteil
auf
Beweise
zu
gründen
,
welches
der
Thesis
widerspricht
.
Nun
fällt
aber aller
Widerspruch
weg
, wenn ich
sage
: das
Geschmacksurteil
gründet
sich auf einem
Begriffe
(eines
Grundes
überhaupt
von der
subjektiven
Zweckmäßigkeit
der
Natur
für
die
Urteilskraft
), aus dem aber nichts in
Ansehung
des
Objekts
erkannt
und
bewiesen
werden kann, weil er an sich
unbestimmbar
und zum
Erkenntnis
untauglich
ist; es
bekommt
aber durch
eben
denselben
doch
zugleich
Gültigkeit
für
jedermann
(bei jedem zwar als
einzelnes
, die
Anschauung
unmittelbar
begleitendes
,
Urteil
): weil der
Bestimmungsgrund
desselben
vielleicht im
Begriffe
von
demjenigen
liegt
, was als das
übersinnliche
Substrat
der
Menschheit
angesehen
werden kann.
Es
kommt
bei der
Auflösung
einer
Antinomie
nur auf die
Möglichkeit
an, daß zwei
einander
dem
Scheine
nach
widerstreitende
Sätze
einander
in der
Tat
nicht
widersprechen
,
sondern
nebeneinander
bestehen
können
,
wenngleich
die
Erklärung
der
Möglichkeit
ihres
Begriffs
unser
Erkenntnisvermögen
übersteigt
. Daß dieser
Schein
auch
natürlich
und der
menschlichen
Vernunft
unvermeidlich
sei
,
imgleichen
warum er es
sei
und
bleibe
, ob er
gleich
nach der
Auflösung
des
Scheinwiderspruchs
nicht
betrügt
, kann
hieraus
auch
begreiflich
gemacht
werden.
Wir
nehmen
nämlich
den
Begriff
,
worauf
die
Allgemeingültigkeit
eines
Urteils
sich
gründen
muß
, in
beiden
widerstreitenden
Urteilen
in
einerlei
Bedeutung
, und
sagen
doch von
ihm
zwei
entgegengesetzte
Prädikate
aus. In der
Thesis
sollte
es daher
heißen
: Das
Geschmacksurteil
gründet
sich nicht auf
bestimmten
Begriffen
; in der
Antithesis
aber: Das
Geschmacksurteil
gründet
sich doch auf einem,
obzwar
unbestimmten
,
Begriffe
(
nämlich
vom
übersinnlichen
Substrat
der
Erscheinungen
); und
alsdann
wäre
zwischen ihnen kein
Widerstreit
.
Mehr, als diesen
Widerstreit
in den
Ansprüchen
und
Gegenansprüchen
des
Geschmacks
zu
heben
,
können
wir nicht
leisten
. Ein
bestimmtes
objektives
Prinzip
des
Geschmacks
,
wornach
die
Urteile
desselben
geleitet
,
geprüft
und
bewiesen
werden
könnten
, zu
geben
, ist
schlechterdings
unmöglich
;
denn
es
wäre
alsdann
kein
Geschmacksurteil
. Das
subjektive
Prinzip
,
nämlich
die
unbestimmte
Idee
des
Übersinnlichen
in uns, kann nur als der
einzige
Schlüssel
der
Enträtselung
dieses uns selbst seinen
Quellen
nach
verborgenen
Vermögens
angezeigt
, aber durch nichts weiter
begreiflich
gemacht
werden.
Der hier
aufgestellten
und
ausgeglichenen
Antinomie
liegt
der
richtige
Begriff
des
Geschmacks
,
nämlich
als einer
bloß
reflektierenden
ästhetischen
Urteilskraft
, zum
Grunde
; und
da
wurden
beide
dem
Scheine
nach
widerstreitende
Grundsätze
miteinander
vereinigt
,
indem
beide
wahr
sein
können
,
welches
auch genug ist.
Würde
dagegen
zum
Bestimmungsgrunde
des
Geschmacks
(wegen der
Einzelnheit
der
Vorstellung
, die dem
Geschmacksurteil
zum
Grunde
liegt
), wie von
einigen
geschieht
, die
Annehmlichkeit
, oder, wie
andere
(wegen der
Allgemeingültigkeit
desselben
)
wollen
, das
Prinzip
der
Vollkommenheit
angenommen
, und die
Definition
des
Geschmacks
darnach
eingerichtet
; so
entspringt
daraus eine
Antinomie
, die
schlechterdings
nicht
auszugleichen
ist, als so, daß man
zeigt
, daß
beide
einander
(aber nicht
bloß
kontradiktorisch
)
entgegenstehende
Sätze
falsch
sind:
welches
dann
beweiset
, daß der
Begriff
,
worauf
ein jeder
gegründet
ist, sich selbst
widerspreche
. Man
sieht
also, daß die
Hebung
der
Antinomie
der
ästhetischen
Urteilskraft
einen
ähnlichen
Gang
nehme
mit dem,
welchen
die
Kritik
in
Auflösung
der
Antinomien
der
reinen
theoretischen
Vernunft
befolgte
; und daß,
ebenso
hier und auch in der
Kritik
der
praktischen
Vernunft
, die
Antinomien
wider
Willen
nötigen
, über das
Sinnliche
hinaus zu
sehen
, und im
Übersinnlichen
den
Vereinigungspunkt
aller unserer
Vermögen
a
priori
zu
suchen
: weil kein anderer
Ausweg
übrigbleibt
, die
Vernunft
mit sich selbst
einstimmig
zu
machen
.
Anmerkung
I
Da
wir in der
Transzendental-Philosophie
so
oft
Veranlassung
finden
,
Ideen
von
Verstandesbegriffen
zu
unterscheiden
, so kann es von
Nutzen
sein
, ihrem
Unterschiede
angemessene
Kunstausdrücke
einzuführen
. Ich
glaube
, man
werde
nichts
dawider
haben, wenn ich einige in
Vorschlag
bringe
. -
Ideen
in der
allgemeinsten
Bedeutung
sind nach einem
gewissen
(
subjektiven
oder
objektiven
)
Prinzip
, auf einen
Gegenstand
bezogene
Vorstellungen
,
sofern
sie doch
nie
eine
Erkenntnis
desselben
werden
können
. Sie sind entweder nach einem
bloß
subjektiven
Prinzip
der
Übereinstimmung
der
Erkenntnisvermögen
untereinander
(der
Einbildungskraft
und des
Verstandes
) auf eine
Anschauung
bezogen
: und
heißen
alsdann
ästhetische
; oder nach einem
objektiven
Prinzip
auf einen
Begriff
bezogen
,
können
aber doch
nie
eine
Erkenntnis
des
Gegenstandes
abgeben
: und
heißen
Vernunftideen
; in
welchem
Falle
der
Begriff
ein
transzendenter
Begriff
ist,
welcher
vom
Verstandesbegriffe
, dem
jederzeit
eine
adäquat
korrespondierende
Erfahrung
untergelegt
werden kann, und der darum
immanent
heißt
,
unterschieden
ist.
Eine
ästhetische
Idee
kann keine
Erkenntnis
werden, weil sie eine
Anschauung
(der
Einbildungskraft
) ist, der
niemals
ein
Begriff
adäquat
gefunden
werden kann. Eine
Vernunftidee
kann
nie
Erkenntnis
werden, weil sie einen
Begriff
(vom
Übersinnlichen
)
enthält
, dem
niemals
eine
Anschauung
angemessen
gegeben
werden kann.
Nun
glaube
ich, man
könne
die
ästhetische
Idee
eine
inexponible
Vorstellung
der
Einbildungskraft
, die
Vernunftidee
aber einen
indemonstrabeln
Begriff
der
Vernunft
nennen
. Von
beiden
wird
vorausgesetzt
, daß sie nicht etwa
gar
grundlos
,
sondern
(nach der
obigen
Erklärung
einer
Idee
überhaupt
)
gewissen
Prinzipien
der
Erkenntnisvermögen
, wozu sie
gehören
(
jene
den
subjektiven
, diese
objektiven
Prinzipien
),
gemäß
erzeugt
seien
.
Verstandesbegriffe
müssen
, als solche,
jederzeit
demonstrabel
sein
(wenn unter
demonstrieren
, wie in der
Anatomie
,
bloß
das
Darstellen
verstanden
wird);
d.i.
der ihnen
korrespondierende
Gegenstand
muß
jederzeit
in der
Anschauung
(
reinen
oder
empirischen
)
gegeben
werden
können
:
denn
dadurch
allein
können
sie
Erkenntnisse
werden. Der
Begriff
der
Größe
kann in der
Raumesanschauung
a
priori
,
z
.
B
. einer
geraden
Linie
usw
.,
gegeben
werden; der
Begriff
der
Ursache
an der
Undurchdringlichkeit
, dem
Stoße
der
Körper
,
usw
.
Mithin
können
beide
durch eine
empirische
Anschauung
belegt
,
d.i.
der
Gedanke
davon an einem
Beispiele
gewiesen
(
demonstriert
,
aufgezeigt
) werden; und dieses
muß
geschehen
können
:
widrigenfalls
man nicht
gewiß
ist, ob der
Gedanke
nicht
leer
,
d.i.
ohne alles
Objekt
sei
.
Man
bedient
sich in der
Logik
der
Ausdrücke
des
Demonstrabeln
oder
Indemonstrabeln
gemeiniglich
nur in
Ansehung
der
Sätze
:
da
die
ersteren
besser
durch die
Benennung
der nur
mittelbar
, die
zweiten
der
unmittelbar-gewissen
Sätze
könnten
bezeichnet
werden:
denn
die
reine
Philosophie
hat auch
Sätze
von
beiden
Arten
, wenn darunter
beweisfähige
und
beweisunfähige
wahre
Sätze
verstanden
werden. Allein aus
Gründen
a
priori
kann sie, als
Philosophie
, zwar
beweisen
, aber nicht
demonstrieren
; wenn man nicht
ganz
und
gar
von der
Wortbedeutung
abgehen
will, nach
welcher
demonstrieren
(
ostendere
,
exhibere
) soviel
heißt
, als (es
sei
im
Beweisen
oder auch
bloß
im
Definieren
) seinen
Begriff
zugleich
in der
Anschauung
darstellen
:
welche
, wenn sie
Anschauung
a
priori
ist, das
Konstruieren
desselben
heißt
, wenn sie aber auch
empirisch
ist,
gleichwohl
die
Vorzeigung
des
Objekts
bleibt
, durch
welche
dem
Begriffe
die
objektive
Realität
gesichert
wird. So
sagt
man von einem
Anatomiker
: er
demonstriere
das
menschliche
Auge
, wenn er den
Begriff
, den er
vorher
diskursiv
vorgetragen
hat,
vermittelst
der
Zergliederung
dieses
Organs
anschaulich
macht
.
Diesem
zufolge
ist der
Vernunftbegriff
vom
übersinnlichen
Substrat
aller
Erscheinungen
überhaupt
, oder auch von dem, was unserer
Willkür
in
Beziehung
auf
moralische
Gesetze
zum
Grunde
gelegt
werden
muß
,
nämlich
von der
transzendentalen
Freiheit
, schon der
Spezies
nach ein
indemonstrabler
Begriff
und
Vernunftidee
,
Tugend
aber ist dies dem
Grade
nach: weil dem
ersteren
an sich
gar
nichts der
Qualität
nach in der
Erfahrung
Korrespondierendes
gegeben
werden kann, in der
zweiten
aber kein
Erfahrungsprodukt
jener
Kausalität
den
Grad
erreicht
, den die
Vernunftidee
zur
Regel
vorschreibt
.
So wie an einer
Vernunftidee
die
Einbildungskraft
, mit ihren
Anschauungen
, den
gegebenen
Begriff
nicht
erreicht
; so
erreicht
bei einer
ästhetischen
Idee
der
Verstand
, durch seine
Begriffe
,
nie
die
ganze
innere
Anschauung
der
Einbildungskraft
,
welche
sie mit einer
gegebenen
Vorstellung
verbindet
.
Da
nun eine
Vorstellung
der
Einbildungskraft
auf
Begriffe
bringen
so viel
heißt
, als sie
exponieren
: so kann die
ästhetische
Idee
eine
inexponible
Vorstellung
derselben
(in ihrem
freien
Spiele
)
genannt
werden. Ich
werde
von dieser
Art
Ideen
in der
Folge
noch
einiges
auszuführen
Gelegenheit
haben; jetzt
bemerke
ich nur: daß
beide
Arten
von
Ideen
, die
Vernunftideen
sowohl als die
ästhetischen
, ihre
Prinzipien
haben
müssen
; und zwar
beide
in der
Vernunft
,
jene
in den
objektiven
, diese in den
subjektiven
Prinzipien
ihres
Gebrauchs
.
Man kann diesem
zufolge
Genie
auch durch das
Vermögen
ästhetischer
Ideen
erklären
:
wodurch
zugleich
der
Grund
angezeigt
wird, warum in
Produkten
des
Genies
die
Natur
(des
Subjekts
), nicht ein
überlegter
Zweck
, der
Kunst
(der
Hervorbringung
des
Schönen
) die
Regel
gibt
.
Denn
da
das
Schöne
nicht nach
Begriffen
beurteilt
werden
muß
,
sondern
nach der
zweckmäßigen
Stimmung
der
Einbildungskraft
zur
Übereinstimmung
mit dem
Vermögen
der
Begriffe
überhaupt
; so kann nicht
Regel
und
Vorschrift
,
sondern
nur das, was
bloß
Natur
im
Subjekte
ist, aber nicht unter
Regeln
oder
Begriffe
gefaßt
werden kann,
d.i.
das
übersinnliche
Substrat
aller seiner
Vermögen
(
welches
kein
Verstandesbegriff
erreicht
),
folglich
das, auf
welches
in
Beziehung
alle
unsere
Erkenntnisvermögen
zusammenstimmend
zu
machen
, der
letzte
durch das
Intelligible
unserer
Natur
gegebene
Zweck
ist,
jener
ästhetischen
aber
unbedingten
Zweckmäßigkeit
in der
schönen
Kunst
, die
jedermann
gefallen
zu
müssen
rechtmäßigen
Anspruch
machen
soll
, zum
subjektiven
Richtmaße
dienen
. So ist es auch allein
möglich
, daß dieser, der man kein
objektives
Prinzip
vorschreiben
kann, ein
subjektives
und doch
allgemeingültiges
Prinzip
a
priori
zum
Grunde
liege
.
Anmerkung
II
Folgende
wichtige
Bemerkung
bietet
sich hier von selbst
dar
: daß es
nämlich
dreierlei
Arten
der
Antinomie
der
reinen
Vernunft
gebe
, die aber alle darin
übereinkommen
, daß sie
dieselbe
zwingen
, von der sonst sehr
natürlichen
Voraussetzung
, die
Gegenstände
der
Sinne
für
die
Dinge
an sich selbst zu
halten
,
abzugehen
, sie
vielmehr
bloß
für
Erscheinungen
gelten
zu
lassen
, und ihnen ein
intelligibles
Substrat
(etwas
Übersinnliches
,
wovon
der
Begriff
nur
Idee
ist und keine
eigentliche
Erkenntnis
zuläßt
)
unterzulegen
. Ohne eine solche
Antinomie
würde
die
Vernunft
sich
niemals
zu
Annehmung
eines
solchen
das
Feld
ihrer
Spekulation
so sehr
verengenden
Prinzips
, und zu
Aufopferungen
,
wobei
so viele sonst sehr
schimmernde
Hoffnungen
gänzlich
verschwinden
müssen
,
entschließen
können
;
denn
selbst jetzt,
da
sich ihr zur
Vergütung
dieser
Einbuße
ein um
desto
größerer
Gebrauch
in
praktischer
Rücksicht
eröffnet
,
scheint
sie sich nicht ohne
Schmerz
von
jenen
Hoffnungen
trennen
und von der
alten
Anhänglichkeit
losmachen
zu
können
.
Daß es drei
Arten
der
Antinomie
gibt
, hat seinen
Grund
darin, daß es drei
Erkenntnisvermögen
:
Verstand
,
Urteilskraft
und
Vernunft
gibt
, deren jedes (als
oberes
Erkenntnisvermögen
) seine
Prinzipien
a
priori
haben
muß
;
da
denn
die
Vernunft
,
sofern
sie über diese
Prinzipien
selbst und ihren
Gebrauch
urteilt
, in
Ansehung
ihrer aller zu dem
gegebenen
Bedingten
unnachlaßlich
das
Unbedingte
fordert
,
welches
sich doch
nie
finden
läßt
, wenn man das
Sinnliche
, als zu den
Dingen
an sich selbst
gehörig
betrachtet
, und
ihm
nicht
vielmehr
, als
bloßer
Erscheinung
, etwas
Übersinnliches
(das
intelligible
Substrat
der
Natur
außer
uns und in uns) als
Sache
an sich selbst
unterlegt
.
Da
gibt
es dann 1)eine
Antinomie
der
Vernunft
in
Ansehung
des
theoretischen
Gebrauchs
des
Verstandes
bis zum
Unbedingten
hinauf
für
das
Erkenntnisvermögen
; 2)eine
Antinomie
der
Vernunft
in
Ansehung
des
ästhetischen
Gebrauchs
der
Urteilskraft
für
das
Gefühl
der
Lust
und
Unlust
; 3)eine
Antinomie
in
Ansehung
des
praktischen
Gebrauchs
der an sich selbst
gesetzgebenden
Vernunft
für
das
Begehrungsvermögen
:
sofern
alle diese
Vermögen
ihre
obere
Prinzipien
a
priori
haben, und,
gemäß
einer
unumgänglichen
Forderung
der
Vernunft
, nach diesen
Prinzipien
auch
unbedingt
müssen
urteilen
und ihr
Objekt
bestimmen
können
.
In
Ansehung
zweier
Antinomien
, der des
theoretischen
und der des
praktischen
Gebrauchs
,
jener
obern
Erkenntnisvermögen
haben wir die
Unvermeidlichkeit
derselben
, wenn
dergleichen
Urteile
nicht auf ein
übersinnliches
Substrat
der
gegebenen
Objekte
, als
Erscheinungen
,
zurücksehen
,
dagegen
aber auch die
Auflöslichkeit
derselben
,
sobald
das
letztere
geschieht
, schon
anderwärts
gezeigt
. Was nun die
Antinomie
im
Gebrauch
der
Urteilskraft
,
gemäß
der
Forderung
der
Vernunft
und deren hier
gegebene
Auflösung
betrifft
: so
gibt
es kein
anderes
Mittel
,
derselben
auszuweichen
, als entweder zu
leugnen
, daß dem
ästhetischen
Geschmacksurteile
irgendein
Prinzip
a
priori
zum
Grunde
liege
, so daß aller
Anspruch
auf
Notwendigkeit
allgemeiner
Beistimmung
grundloser
leerer
Wahn
sei
, und ein
Geschmacksurteil
nur
sofern
für
richtig
gehalten
zu werden
verdiene
, weil es sich
trifft
, daß viele in
Ansehung
desselben
übereinkommen
, und auch dieses
eigentlich
nicht um
deswillen
, weil man hinter dieser
Einstimmung
ein
Prinzip
a
priori
vermutet
,
sondern
(wie im
Gaumengeschmack
), weil die
Subjekte
zufälligerweise
gleichförmig
organisiert
seien
; oder man
müßte
annehmen
, daß das
Geschmacksurteil
eigentlich
ein
verstecktes
Vernunfturteil
über die an einem
Dinge
und die
Beziehung
des
Mannigfaltigen
in
ihm
zu einem
Zwecke
entdeckte
Vollkommenheit
sei
,
mithin
nur um der
Verworrenheit
willen
, die dieser unserer
Reflexion
anhängt
,
ästhetisch
genannt
werde
, ob es
gleich
im
Grunde
teleologisch
sei
: in
welchem
Falle
man die
Auflösung
der
Antinomie
durch
transzendentale
Ideen
für
unnötig
und
nichtig
erklären
, und so mit den
Objekten
der
Sinne
nicht als
bloßen
Erscheinungen
,
sondern
auch als
Dingen
an sich selbst,
jene
Geschmacksgesetze
vereinigen
könnte
. Wie wenig aber die eine sowohl als die
andere
Ausflucht
verschlage
, ist an
mehrern
Orten
in der
Exposition
der
Geschmacksurteile
gezeigt
worden
.
Räumt
man aber unserer
Deduktion
wenigstens
so viel ein, daß sie auf dem
rechten
Wege
geschehe
, wenn
gleich
noch nicht in
allen
Stücken
hell
genug
gemacht
sei
, so
zeigen
sich drei
Ideen
:
erstlich
des
Übersinnlichen
überhaupt
, ohne
weitere
Bestimmung
, als
Substrats
der
Natur
;
zweitens
ebendesselben
, als
Prinzips
der
subjektiven
Zweckmäßigkeit
der
Natur
für
unser
Erkenntnisvermögen
;
drittens
ebendesselben
, als
Prinzips
der
Zwecke
der
Freiheit
und
Prinzips
der
Übereinstimmung
derselben
mit
jener
im
Sittlichen
.
zurück
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