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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Zweiter Abschnitt. Die Dialektik der ästhetischen Urteilskraft
§ 60 Anhang Von der Methodenlehre des Geschmacks
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§ 60
Anhang
Von der
Methodenlehre
des
Geschmacks
Die
Einteilung
einer
Kritik
in
Elementarlehre
und
Methodenlehre
,
welche
vor
der
Wissenschaft
vorhergeht
,
läßt
sich auf die
Geschmackskritik
nicht
anwenden
: weil es keine
Wissenschaft
des
Schönen
gibt
noch
geben
kann, und das
Urteil
des
Geschmacks
nicht durch
Prinzipien
bestimmbar
ist.
Denn
was das
Wissenschaftliche
in jeder
Kunst
anlangt
,
welches
auf
Wahrheit
in der
Darstellung
ihres
Objekts
geht
, so ist dieses zwar die
unumgängliche
Bedingung
(
conditio
sine
qua
non
) der
schönen
Kunst
, aber diese nicht
selber
. Es
gibt
also
für
die
schöne
Kunst
nur eine
Manier
(
modus
), nicht
Lehrart
(
methodus
). Der
Meister
muß
es
vormachen
, was und wie es der
Schüler
zustande
bringen
soll
; und die
allgemeinen
Regeln
,
worunter
er
zuletzt
sein
Verfahren
bringt
,
können
eher
dienen
, die
Hauptmomente
desselben
gelegentlich
in
Erinnerung
zu
bringen
, als sie
ihm
vorzuschreiben
.
Hierbei
muß
dennoch
auf ein
gewisses
Ideal
Rücksicht
genommen
werden,
welches
die
Kunst
vor
Augen
haben
muß
, ob sie es
gleich
in ihrer
Ausübung
nie
völlig
erreicht
. Nur durch die
Aufweckung
der
Einbildungskraft
des
Schülers
zur
Angemessenheit
mit einem
gegebenen
Begriffe
, durch die
angemerkte
Unzulänglichkeit
des
Ausdrucks
für
die
Idee
,
welche
der
Begriff
selbst nicht
erreicht
, weil sie
ästhetisch
ist, und durch
scharfe
Kritik
, kann
verhütet
werden, daß die
Beispiele
, die
ihm
vorgelegt
werden, von
ihm
nicht
sofort
für
Urbilder
und etwa keiner noch
höhern
Norm
und eigener
Beurteilung
unterworfene
Muster
der
Nachahmung
gehalten
, und so das
Genie
, mit
ihm
aber auch die
Freiheit
der
Einbildungskraft
selbst in ihrer
Gesetzmäßigkeit
erstickt
werde
, ohne
welche
keine
schöne
Kunst
, selbst nicht
einmal
ein
richtiger
sie
beurteilender
eigener
Geschmack
,
möglich
ist.
Die
Propädeutik
zu aller
schönen
Kunst
,
sofern
es auf den
höchsten
Grad
ihrer
Vollkommenheit
angelegt
ist,
scheint
nicht in
Vorschriften
,
sondern
in der
Kultur
der
Gemütskräfte
durch
diejenigen
Vorkenntnisse
zu
liegen
,
welche
man
humaniora
nennt
:
vermutlich
, weil
Humanität
einerseits
das
allgemeine
Teilnehmungsgefühl
,
andererseits
das
Vermögen
sich
innigst
und
allgemein
mitteilen
zu
können
bedeutet
;
welche
Eigenschaften
zusammen
verbunden
, die der
Menschheit
angemessene
Glückseligkeit
ausmachen
,
wodurch
sie sich von der
tierischen
Eingeschränktheit
unterscheidet
. Das
Zeitalter
sowohl, als die
Völker
, in
welchen
der
rege
Trieb
zur
gesetzlichen
Geselligkeit
,
wodurch
ein
Volk
ein
dauerndes
gemeines
Wesen
ausmacht
, mit den
großen
Schwierigkeiten
rang
,
welche
die
schwere
Aufgabe
,
Freiheit
(und also auch
Gleichheit
) mit einem
Zwange
(mehr der
Achtung
und
Unterwerfung
aus
Pflicht
, als
Furcht
) zu
vereinigen
,
umgeben
: ein
solches
Zeitalter
und ein
solches
Volk
mußte
die
Kunst
der
wechselseitigen
Mitteilung
der
Ideen
des
ausgebildetesten
Teils
mit dem
roheren
, die
Abstimmung
der
Erweiterung
und
Verfeinerung
der
ersteren
zur
natürlichen
Einfalt
und
Originalität
des
letzteren
, und auf diese
Art
dasjenige
Mittel
zwischen der
höheren
Kultur
und der
genügsamen
Natur
zuerst
erfinden
,
welches
den
richtigen
, nach
keinen
allgemeinen
Regeln
anzugebenden
Maßstab
auch
für
den
Geschmack
, als
allgemeinen
Menschensinn
,
ausmacht
.
Schwerlich
wird ein
späteres
Zeitalter
jene
Muster
entbehrlich
machen
: weil es der
Natur
immer
weniger
nahe
sein
wird, und sich
zuletzt
, ohne
bleibende
Beispiele
von ihr zu haben,
kaum
einen
Begriff
von der
glücklichen
Vereinigung
des
gesetzlichen
Zwanges
der
höchsten
Kultur
mit der
Kraft
und
Richtigkeit
der ihren
eigenen
Wert
fühlenden
freien
Natur
in einem und demselben
Volke
zu
machen
imstande
sein
möchte
.
Da
aber der
Geschmack
im
Grunde
ein
Beurteilungsvermögen
der
Versinnlichung
sittlicher
Ideen
(
vermittelst
einer
gewissen
Analogie
der
Reflexion
über
beide
) ist,
wovon
auch, und von der darauf zu
gründenden
größeren
Empfänglichkeit
für
das
Gefühl
aus den
letzteren
(
welches
das
moralische
heißt
)
diejenige
Lust
sich
ableitet
,
welche
der
Geschmack
, als
für
die
Menschheit
überhaupt
, nicht
bloß
für
eines
jeden
Privatgefühl
,
gültig
erklärt
: so
leuchtet
ein, daß die
wahre
Propädeutik
zur
Gründung
des
Geschmacks
die
Entwicklung
sittlicher
Ideen
und die
Kultur
des
moralischen
Gefühls
sei
;
da
, nur wenn mit diesem die
Sinnlichkeit
in
Einstimmung
gebracht
wird, der
echte
Geschmack
eine
bestimmte
unveränderliche
Form
annehmen
kann.
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