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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Erste Abteilung. Analytik der teleologischen Urteilskraft
§ 62 Von der objektiven Zweckmäßigkeit die bloß formal ist, zum Unterschiede von der materialen
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Erste
Abteilung
.
Analytik
der
teleologischen
Urteilskraft
§ 62
Von der
objektiven
Zweckmäßigkeit
die
bloß
formal
ist, zum
Unterschiede
von der
materialen
Alle
geometrische
Figuren
, die nach einem
Prinzip
gezeichnet
werden,
zeigen
eine
mannigfaltige
,
oft
bewunderte
,
objektive
Zweckmäßigkeit
,
nämlich
der
Tauglichkeit
zur
Auflösung
vieler
Probleme
nach einem
einzigen
Prinzip
, und auch
wohl
eines
jeden
derselben
auf
unendlich
verschiedene
Art
an sich. Die
Zweckmäßigkeit
ist hier
offenbar
objektiv
und
intellektuell
, nicht aber
bloß
subjektiv
und
ästhetisch
.
Denn
sie
drückt
die
Angemessenheit
der
Figur
zur
Erzeugung
vieler
abgezweckten
Gestalten
aus, und wird durch
Vernunft
erkannt
. Allein die
Zweckmäßigkeit
macht
doch den
Begriff
von dem
Gegenstande
selbst nicht
möglich
,
d.i.
er wird nicht
bloß
in
Rücksicht
auf diesen
Gebrauch
als
möglich
angesehen
.
In einer so
einfachen
Figur
, als der
Zirkel
ist,
liegt
der
Grund
zu einer
Auflösung
einer
Menge
von
Problemen
, deren jedes
für
sich
mancherlei
Zurüstung
erfordern
würde
, und die als eine von den
unendlich
vielen
vortrefflichen
Eigenschaften
dieser
Figur
sich
gleichsam
von selbst
ergibt
. Ist es
z
.
B
. darum zu tun, aus der
gegebenen
Grundlinie
und dem ihr
gegenüberstehenden
Winkel
einen
Triangel
zu
konstruieren
, so ist die
Aufgabe
unbestimmt
,
d.i.
sie
läßt
sich auf
unendlich
mannigfaltige
Art
auflösen
. Allein der
Zirkel
befaßt
sie doch alle
insgesamt
, als der
geometrische
Ort
für
alle
Dreiecke
, die dieser
Bedingung
gemäß
sind. Oder zwei
Linien
sollen
sich
einander
so
schneiden
, daß das
Rechteck
aus den zwei
Teilen
der einen dem
Rechteck
aus den zwei
Teilen
der
andern
gleich
sei
: so hat die
Auflösung
der
Aufgabe
dem
Ansehen
nach viele
Schwierigkeit
. Aber alle
Linien
, die sich
innerhalb
dem
Zirkel
, dessen
Umkreis
jede
derselben
begrenzt
,
schneiden
,
teilen
sich von selbst in dieser
Proportion
. Die
andern
krummen
Linien
geben
wiederum
andere
zweckmäßige
Auflösungen
an die
Hand
, an die in der
Regel
, die ihre
Konstruktion
ausmacht
,
gar
nicht
gedacht
war. Alle
Kegelschnitte
für
sich, und in
Vergleichung
miteinander
, sind
fruchtbar
an
Prinzipien
zur
Auflösung
einer
Menge
möglicher
Probleme
, so
einfach
auch ihre
Erklärung
ist,
welche
ihren
Begriff
bestimmt
. - Es ist eine
wahre
Freude
, den
Eifer
der
alten
Geometer
anzusehen
, mit dem sie diesen
Eigenschaften
der
Linien
dieser
Art
nachforschten
, ohne sich durch die
Frage
eingeschränkter
Köpfe
irre
machen
zu
lassen
: wozu
denn
diese
Kenntnis
nützen
sollte
?
z
.
B
. die der
Parabel
, ohne das
Gesetz
der
Schwere
auf der
Erde
zu
kennen
,
welches
ihnen die
Anwendung
derselben
auf die
Wurfslinie
schwerer
Körper
(deren
Richtung
der
Schwere
in ihrer
Bewegung
als
parallel
angesehen
werden kann)
würde
an die
Hand
gegeben
haben; oder der
Ellipse
, ohne zu
ahnen
, daß auch eine
Schwere
an
Himmelskörpern
zu
finden
sei
, und ohne ihr
Gesetz
in
verschiedenen
Entfernungen
vom
Anziehungspunkte
zu
kennen
,
welches
macht
, daß sie diese
Linie
in
freier
Bewegung
beschreiben
.
Während
dessen, daß sie hierin, ihnen selbst
unbewußt
,
für
die
Nachkommenschaft
arbeiteten
,
ergötzten
sie sich an einer
Zweckmäßigkeit
in dem
Wesen
der
Dinge
, die sie doch
völlig
a
priori
in ihrer
Notwendigkeit
darstellen
konnten
.
Plato
, selbst
Meister
in dieser
Wissenschaft
,
geriet
über eine solche
ursprüngliche
Beschaffenheit
der
Dinge
,
welche
zu
entdecken
wir aller
Erfahrung
entbehren
können
, und über das
Vermögen
des
Gemüts
, die
Harmonie
der
Wesen
aus ihrem
übersinnlichen
Prinzip
schöpfen
zu
können
(wozu noch die
Eigenschaften
der
Zahlen
kommen
, mit denen das
Gemüt
in der
Musik
spielt
), in die
Begeisterung
,
welche
ihn
über die
Erfahrungsbegriffe
zu
Ideen
erhob
, die
ihm
nur durch eine
intellektuelle
Gemeinschaft
mit dem
Ursprunge
aller
Wesen
erklärlich
zu
sein
schienen
. Kein
Wunder
, daß er den der
Meßkunst
Unkundigen
aus seiner
Schule
verwies
,
indem
er das, was
Anaxagoras
aus
Erfahrungsgegenständen
und ihrer
Zweckverbindung
schloß
, aus der
reinen
, dem
menschlichen
Geiste
innerlich
beiwohnenden
,
Anschauung
abzuleiten
dachte
.
Denn
in der
Notwendigkeit
dessen was
zweckmäßig
ist, und so
beschaffen
ist, als ob es
für
unsern
Gebrauch
absichtlich
so
eingerichtet
wäre
,
gleichwohl
aber dem
Wesen
der
Dinge
ursprünglich
zuzukommen
scheint
, ohne auf unsern
Gebrauch
Rücksicht
zu
nehmen
,
liegt
eben
der
Grund
der
großen
Bewunderung
der
Natur
, nicht sowohl
außer
uns, als in unserer
eigenen
Vernunft
;
wobei
es
wohl
verzeihlich
ist, daß diese
Bewunderung
durch
Mißverstand
nach und nach bis zur
Schwärmerei
steigen
mochte
.
Diese
intellektuelle
Zweckmäßigkeit
aber, ob sie
gleich
objektiv
ist (nicht wie die
ästhetische
subjektiv
),
läßt
sich
gleichwohl
ihrer
Möglichkeit
nach als
bloß
formale
(nicht
reale
),
d.i.
als
Zeckmäßigkeit
, ohne daß doch ein
Zweck
ihr zum
Grunde
zu
legen
,
mithin
Teleologie
dazu
nötig
wäre
,
gar
wohl
, aber nur im
allgemeinen
,
begreifen
. Die
Zirkelfigur
ist eine
Anschauung
, die durch den
Verstand
nach einem
Prinzip
bestimmt
worden
; die
Einheit
dieses
Prinzips
,
welches
ich
willkürlich
annehme
und als
Begriff
zum
Grunde
lege
,
angewandt
auf eine
Form
der
Anschauung
(den
Raum
), die
gleichfalls
bloß
als
Vorstellung
und zwar
a
priori
in mir
angetroffen
wird,
macht
die
Einheit
vieler
sich aus der
Konstruktion
jenes
Begriffs
ergebender
Regeln
, die in
mancherlei
möglicher
Absicht
zweckmäßig
sind,
begreiflich
, ohne dieser
Zweckmäßigkeit
einen
Zweck
, oder
irgendeinen
andern
Grund
derselben
,
unterlegen
zu
dürfen
. Es ist
hiemit
nicht so
bewandt
, als wenn ich in einem, in
gewisse
Grenzen
eingeschlossenen
,
Inbegriffe
von
Dingen
außer
mir,
z
.
B
. einem
Garten
,
Ordnung
und
Regelmäßigkeit
der
Bäume
,
Blumenbeete
,
Gänge
usw
.
anträfe
,
welche
ich
a
priori
aus meiner nach einer
beliebigen
Regel
gemachten
Umgrenzung
eines
Raums
zu
folgern
nicht
hoffen
kann: weil es
existierende
Dinge
sind, die
empirisch
gegeben
sein
müssen
, um
erkannt
werden zu
können
, und nicht eine
bloße
nach einem
Prinzip
a
priori
bestimmte
Vorstellung
in mir. Daher die
letztere
(
empirische
)
Zweckmäßigkeit
, als
real
, von dem
Begriffe
eines
Zwecks
abhängig
ist.
Aber auch der
Grund
der
Bewunderung
einer,
obzwar
in dem
Wesen
der
Dinge
(
sofern
ihre
Begriffe
konstruiert
werden
können
)
wahrgenommenen
,
Zweckmäßigkeit
läßt
sich sehr
wohl
und zwar als
rechtmäßig
einsehen
. Die
mannigfaltigen
Regeln
, deren
Einheit
(aus einem
Prinzip
) diese
Bewunderung
erregt
, sind
insgesamt
synthetisch
, und
folgen
nicht aus einem
Begriffe
des
Objekts
,
z
.
B
. des
Zirkels
,
sondern
bedürfen
es, daß dieses
Objekt
in der
Anschauung
gegeben
sei
.
Dadurch
aber
bekommt
diese
Einheit
das
Ansehen
, als ob sie
empirisch
einen von unserer
Vorstellungskraft
unterschiedenen
äußern
Grund
der
Regeln
habe, und also die
Übereinstimmung
des
Objekts
zu dem
Bedürfnis
der
Regeln
,
welches
dem
Verstande
eigen ist, an sich
zufällig
,
mithin
nur durch einen
ausdrücklich
darauf
gerichteten
Zweck
möglich
sei
. Nun
sollte
uns zwar
eben
diese
Harmonie
, weil sie, aller dieser
Zweckmäßigkeit
ungeachtet
,
dennoch
nicht
empirisch
,
sondern
a
priori
erkannt
wird, von selbst darauf
bringen
, daß der
Raum
, durch dessen
Bestimmung
(
vermittelst
der
Einbildungskraft
,
gemäß
einem
Begriffe
) das
Objekt
allein
möglich
war, nicht eine
Beschaffenheit
der
Dinge
außer
mir,
sondern
eine
bloße
Vorstellungsart
in mir
sei
, und ich also in die
Figur
, die ich einem
Begriffe
angemessen
zeichne
,
d.i.
in meine eigene
Vorstellungsart
von dem, was mir
äußerlich
, es
sei
an sich was es
wolle
,
gegeben
wird, die
Zweckmäßigkeit
hineinbringe
, nicht von diesem über
dieselbe
empirisch
belehrte
werde
,
folglich
zu
jener
keinen
besondern
Zweck
außer
mir am
Objekte
bedürfe
. Weil aber diese
Überlegung
schon einen
kritischen
Gebrauch
der
Vernunft
erfordert
,
mithin
in der
Beurteilung
des
Gegenstandes
nach seinen
Eigenschaften
nicht
sofort
mit
enthalten
sein
kann; so
gibt
mir die
letztere
unmittelbar
nichts als
Vereinigung
heterogener
Regeln
(sogar nach dem, was sie
Ungleichartiges
an sich haben) in einem
Prinzip
an die
Hand
,
welches
, ohne einen
außer
meinem
Begriffe
und
überhaupt
meiner
Vorstellung
a
priori
liegenden
besondern
Grund
dazu zu
fordern
,
dennoch
von mir
a
priori
als
wahrhaft
erkannt
wird. Nun ist die
Verwunderung
ein
Anstoß
des
Gemüts
an der
Unvereinbarkeit
einer
Vorstellung
und der durch sie
gegebenen
Regel
mit den schon in
ihm
zum
Grunde
liegenden
Prinzipien
,
welcher
also einen
Zweifel
, ob man auch
recht
gesehen
oder
geurteilt
habe,
hervorbringt
;
Bewunderung
aber eine immer
wiederkommende
Verwunderung
,
ungeachtet
der
Verschwindung
dieses
Zweifels
.
Folglich
ist die
letzte
eine
ganz
natürliche
Wirkung
jener
beobachteten
Zweckmäßigkeit
in dem
Wesen
der
Dinge
(als
Erscheinungen
), die auch
sofern
nicht
getadelt
werden kann,
indem
die
Vereinbarung
jener
Form
der
sinnlichen
Anschauung
(
welche
der
Raum
heißt
) mit dem
Vermögen
der
Begriffe
(dem
Verstande
) nicht allein deswegen, daß sie
gerade
diese und keine
andere
ist, uns
unerklärlich
,
sondern
überdem
noch
für
das
Gemüt
erweiternd
ist, noch etwas über
jene
sinnliche
Vorstellungen
Hinausliegendes
gleichsam
zu
ahnen
,
worin
,
obzwar
uns
unbekannt
, der
letzte
Grund
jener
Einstimmung
angetroffen
werden
mag
. Diesen zu
kennen
, haben wir zwar auch nicht
nötig
, wenn es
bloß
um
formale
Zweckmäßigkeit
unserer
Vorstellungen
a
priori
zu tun ist; aber, auch nur
da
hinaussehen
zu
müssen
,
flößt
für
den
Gegenstand
, der uns dazu
nötigt
,
zugleich
Bewunderung
ein.
Man ist
gewohnt
, die
erwähnten
Eigenschaften
, sowohl der
geometrischen
Gestalten
, als auch
wohl
der
Zahlen
, wegen einer
gewissen
, aus der
Einfachheit
ihrer
Konstruktion
nicht
erwarteten
,
Zweckmäßigkeit
derselben
a
priori
zu
allerlei
Erkenntnisgebrauch
,
Schönheit
zu
nennen
; und
spricht
z
.
B
. von dieser oder
jener
schönen
Eigenschaft
des
Zirkels
,
welche
auf diese oder
jene
Art
entdeckt
wäre
. Allein es ist keine
ästhetische
Beurteilung
, durch die wir sie
zweckmäßig
finden
; keine
Beurteilung
ohne
Begriff
, die eine
bloße
subjektive
Zweckmäßigkeit
im
freien
Spiele
unserer
Erkenntnisvermögen
bemerklich
macht
:
sondern
eine
intellektuelle
nach
Begriffen
,
welche
eine
objektive
Zweckmäßigkeit
,
d.i.
Tauglichkeit
zu
allerlei
(
ins
Unendliche
mannigfaltigen
)
Zwecken
deutlich
zu
erkennen
gibt
. Man
müßte
sie
eher
eine
relative
Vollkommenheit
, als eine
Schönheit
der
mathematischen
Figur
nennen
. Die
Benennung
einer
intellektuellen
Schönheit
kann auch
überhaupt
nicht
füglich
erlaubt
werden; weil sonst das
Wort
Schönheit
alle
bestimmte
Bedeutung
, oder das
intellektuelle
Wohlgefallen
allen
Vorzug
vor
dem
sinnlichen
verlieren
müßte
.
Eher
würde
man eine
Demonstration
solcher
Eigenschaften
, weil durch diese der
Verstand
, als
Vermögen
der
Begriffe
, und die
Einbildungskraft
, als
Vermögen
der
Darstellung
derselben
,
a
priori
sich
gestärkt
fühlen
(
welches
mit der
Präzision
, die die
Vernunft
hineinbringt
,
zusammen
, die
Eleganz
derselben
genannt
wird),
schön
nennen
können
:
indem
hier doch
wenigstens
das
Wohlgefallen
, obgleich der
Grund
desselben
in
Begriffen
liegt
,
subjektiv
ist,
da
die
Vollkommenheit
ein
objektives
Wohlgefallen
bei sich
führt
.
zurück
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