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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Erste Abteilung. Analytik der teleologischen Urteilskraft
§ 64 Von dem eigentümlichen Charakter der Dinge als Naturzwecke
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§ 64
Von dem
eigentümlichen
Charakter
der
Dinge
als
Naturzwecke
Um
einzusehen
, daß ein
Ding
nur als
Zweck
möglich
sei
,
d
.
h
. die
Kausalität
seines
Ursprungs
nicht im
Mechanism
der
Natur
,
sondern
in einer
Ursache
, deren
Vermögen
zu
wirken
durch
Begriffe
bestimmt
wird,
suchen
zu
müssen
, dazu wird
erfordert
: daß seine
Form
nicht nach
bloßen
Naturgesetzen
möglich
sei
,
d.i.
solchen
,
welche
von uns durch den
Verstand
allein, auf
Gegenstände
der
Sinne
angewandt
,
erkannt
werden
können
;
sondern
daß selbst ihr
empirisches
Erkenntnis
, ihrer
Ursache
und
Wirkung
nach,
Begriffe
der
Vernunft
voraussetze
. Diese
Zufälligkeit
seiner
Form
bei
allen
empirischen
Naturgesetzen
in
Beziehung
auf die
Vernunft
,
da
die
Vernunft
,
welcher
an einer
jeden
Form
eines
Naturprodukts
auch die
Notwendigkeit
derselben
erkennen
muß
, wenn sie auch nur die mit seiner
Erzeugung
verknüpften
Bedingungen
einsehen
will,
gleichwohl
aber an
jener
gegebenen
Form
diese
Notwendigkeit
nicht
annehmen
kann, ist selbst ein
Grund
, die
Kausalität
desselben
so
anzunehmen
, als ob sie
eben
darum nur durch
Vernunft
möglich
sei
; diese aber ist
alsdann
das
Vermögen
, nach
Zwecken
zu
handeln
(ein
Wille
); und das
Objekt
,
welches
nur als aus diesem
möglich
vorgestellt
wird,
würde
nur als
Zweck
für
möglich
vorgestellt
werden.
Wenn
jemand
in einem
ihm
unbewohnt
scheinenden
Lande
eine
geometrische
Figur
,
allenfalls
ein
reguläres
Sechseck
, im
Sande
gezeichnet
wahrnähme
; so
würde
seine
Reflexion
,
indem
sie an einem
Begriffe
derselben
arbeitet
, der
Einheit
des
Prinzips
der
Erzeugung
desselben
, wenn
gleich
dunkel
,
vermittelst
der
Vernunft
inne
werden, und so, dieser
gemäß
, den
Sand
, das
benachbarte
Meer
, die
Winde
, oder auch
Tiere
mit ihren
Fußtritten
, die er
kennt
, oder jede
andere
vernunftlose
Ursache
nicht als einen
Grund
der
Möglichkeit
einer
solchen
Gestalt
beurteilen
: weil
ihm
die
Zufälligkeit
, mit einem
solchen
Begriffe
, der nur in der
Vernunft
möglich
ist,
zusammenzutreffen
, so
unendlich
groß
scheinen
würde
, daß es
ebensogut
wäre
, als ob es dazu
gar
kein
Naturgesetz
gebe
, daß
folglich
auch keine
Ursache
in der
bloß
mechanisch
wirkenden
Natur
,
sondern
nur der
Begriff
von einem
solchen
Objekt
, als
Begriff
, den nur
Vernunft
geben
und mit demselben den
Gegenstand
vergleichen
kann, auch die
Kausalität
zu einer
solchen
Wirkung
enthalten
,
folglich
diese
durchaus
als
Zweck
, aber nicht
Naturzweck
,
d.i.
als
Produkt
der
Kunst
,
angesehen
werden
könne
(
vestigium
hominis
video
).
Um aber etwas, das man als
Naturprodukt
erkennt
,
gleichwohl
doch auch als
Zweck
,
mithin
als
Naturzweck
, zu
beurteilen
: dazu, wenn nicht etwa hierin
gar
ein
Widerspruch
liegt
, wird schon mehr
erfordert
. Ich
würde
vorläufig
sagen
: ein
Ding
existiert
als
Naturzweck
, wenn es von sich selbst (obgleich in
zwiefachem
Sinne
)
Ursache
und
Wirkung
ist;
denn
hierin
liegt
eine
Kausalität
,
dergleichen
mit dem
bloßen
Begriffe
einer
Natur
, ohne ihr einen
Zweck
unterzulegen
, nicht
verbunden
, aber auch
alsdann
, zwar ohne
Widerspruch
gedacht
aber nicht
begriffen
werden kann. Wir
wollen
die
Bestimmung
dieser
Idee
von einem
Naturzwecke
zuvörderst
durch ein
Beispiel
erläutern
,
ehe
wir sie
völlig
auseinandersetzen
.
Ein
Baum
zeugt
erstlich
einen
andern
Baum
nach einem
bekannten
Naturgesetze
. Der
Baum
aber, den er
erzeugt
, ist von
derselben
Gattung
; und so
erzeugt
er sich selbst der
Gattung
nach, in der er,
einerseits
als
Wirkung
,
andrerseits
als
Ursache
, von sich selbst
unaufhörlich
hervorgebracht
, und
ebenso
, sich selbst
oft
hervorbringend
, sich, als
Gattung
,
beständig
erhält
.
Zweitens
erzeugt
ein
Baum
sich auch selbst als
Individuum
. Diese
Art
von
Wirkung
nennen
wir zwar nur das
Wachstum
; aber dieses ist in
solchem
Sinne
zu
nehmen
, daß es von jeder
andern
Größenzunahme
nach
mechanischen
Gesetzen
gänzlich
unterschieden
, und einer
Zeugung
,
wiewohl
unter einem
andern
Namen
,
gleich
zu
achten
ist. Die
Materie
, die er zu sich
hinzusetzt
,
verarbeitet
dieses
Gewächs
vorher
zu
spezifisch-eigentümlicher
Qualität
,
welche
der
Naturmechanism
außer
ihm
nicht
liefern
kann, und
bildet
sich selbst weiter aus,
vermittelst
eines
Stoffes
, der, seiner
Mischung
nach,
sein
eignes
Produkt
ist.
Denn
, ob er zwar, was die
Bestandteile
betrifft
, die er von der
Natur
außer
ihm
erhält
, nur als
Edukt
angesehen
werden
muß
; so ist doch in der
Scheidung
und
neuen
Zusammensetzung
dieses
rohen
Stoffs
eine solche
Originalität
des
Scheidungs-
und
Bildungsvermögens
dieser
Art
Naturwesen
anzutreffen
, daß alle
Kunst
davon
unendliche
weit
entfernt
bleibt
, wenn sie es
versucht
, aus den
Elementen
, die sie durch
Zergliederung
derselben
erhält
, oder auch dem
Stoff
, den die
Natur
zur
Nahrung
derselben
liefert
,
jene
Produkte
des
Gewächsreichs
wieder
herzustellen
.
Drittens
erzeugt
ein
Teil
dieses
Geschöpfs
auch sich selbst so: daß die
Erhaltung
des einen von der
Erhaltung
der
andern
wechselsweise
abhängt
. Das
Auge
an einem
Baumblatt
, dem
Zweige
eines
andern
eingeimpft
,
bringt
an einem
fremdartigen
Stocke
ein
Gewächs
von seiner
eignen
Art
hervor
, und
ebenso
das
Pfropfreis
auf einem
andern
Stamme
. Daher kann man auch an demselben
Baume
jeden
Zweig
oder
Blatt
als
bloß
auf diesem
gepfropft
oder
okuliert
,
mithin
als einen
für
sich selbst
bestehenden
Baum
, der sich nur an einen
andern
anhängt
und
parasitisch
nährt
,
ansehen
.
Zugleich
sind die
Blätter
zwar
Produkte
des
Baums
,
erhalten
aber diesen doch auch
gegenseitig
;
denn
die
wiederholte
Entblätterung
würde
ihn
töten
, und
sein
Wachstum
hängt
von ihrer
Wirkung
auf den
Stamm
ab. Der
Selbsthilfe
der
Natur
in diesen
Geschöpfen
bei ihrer
Verletzung
, wo der
Mangel
eines
Teils
, der zur
Erhaltung
der
benachbarten
gehörte
, von den
übrigen
ergänzt
wird; der
Mißgeburten
oder
Mißgestalten
im
Wachstum
,
da
gewisse
Teile
, wegen
vorkommender
Mängel
oder
Hindernisse
, sich auf
ganz
neue
Art
formen
, um das, was
da
ist, zu
erhalten
, und ein
anomalisches
Geschöpf
hervorzubringen
: will ich hier nur im
Vorbeigehen
erwähnen
,
ungeachtet
sie unter die
wundersamsten
Eigenschaften
organisierter
Geschöpfe
gehören
.
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