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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Erste Abteilung. Analytik der teleologischen Urteilskraft
§ 65 Dinge, als Naturzwecke, sind organisierte Wesen
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§ 65
Dinge
, als
Naturzwecke
, sind
organisierte
Wesen
Nach dem im
vorigen
§
angeführten
Charakter
muß
ein
Ding
,
welches
, als
Naturprodukt
, doch
zugleich
nur als
Naturzweck
möglich
erkannt
werden
soll
, sich zu sich selbst
wechselseitig
als
Ursache
und
Wirkung
verhalten
,
welches
ein etwas
uneigentlicher
und
unbestimmter
Ausdruck
ist, der einer
Ableitung
von einem
bestimmten
Begriffe
bedarf
.
Die
Kausalverbindung
,
sofern
sie
bloß
durch den
Verstand
gedacht
wird, ist eine
Verknüpfung
die eine
Reihe
(von
Ursachen
und
Wirkungen
)
ausmacht
,
welche
immer
abwärts
geht
; und die
Dinge
selbst,
welche
als
Wirkungen
andere
als
Ursache
voraussetzen
,
können
von diesen nicht
gegenseitig
zugleich
Ursache
sein
. Diese
Kausalverbindung
nennt
man die der
wirkenden
Ursachen
(
nexus
effectivus
).
Dagegen
aber kann doch auch eine
Kausalverbindung
nach einem
Vernunftbegriffe
(von
Zwecken
)
gedacht
werden,
welche
, wenn man sie als
Reihe
betrachtete
, sowohl
abwärts
als
aufwärts
Abhängigkeit
bei sich
führen
würde
, in der das
Ding
,
welches
einmal
als
Wirkung
bezeichnet
ist,
dennoch
aufwärts
den
Namen
einer
Ursache
desjenigen
Dinges
verdient
,
wovon
es die
Wirkung
ist. Im
Praktischen
(
nämlich
der
Kunst
)
findet
man
leicht
dergleichen
Verknüpfung
, wie
z
.
B
. das
Haus
zwar die
Ursache
der
Gelder
ist, die
für
Miete
eingenommen
werden, aber doch auch
umgekehrt
die
Vorstellung
von diesem
möglichen
Einkommen
die
Ursache
der
Erbauung
des
Hauses
war. Eine solche
Kausalverknüpfung
wird die der
Endursachen
(
nexus
finalis
)
genannt
. Man
könnte
die
erstere
vielleicht
schicklicher
die
Verknüpfung
der
realen
, die
zweite
der
idealen
Ursachen
nennen
, weil bei dieser
Benennung
zugleich
begriffen
wird, daß es nicht mehr als diese zwei
Arten
der
Kausalität
geben
könne
.
Zu einem
Dinge
als
Naturzwecke
wird nun
erstlich
erfordert
, daß die
Teile
(ihrem
Dasein
und der
Form
nach) nur durch ihre
Beziehung
auf das
Ganze
möglich
sind.
Denn
das
Ding
selbst ist ein
Zweck
,
folglich
unter einem
Begriffe
oder einer
Idee
befaßt
, die alles, was in
ihm
enthalten
sein
soll
,
a
priori
bestimmen
muß
.
Sofern
aber ein
Ding
nur auf diese
Art
als
möglich
gedacht
wird, ist es
bloß
ein
Kunstwerk
,
d.i.
das
Produkt
einer von der
Materie
(den
Teilen
)
desselben
unterschiedenen
vernünftigen
Ursache
, deren
Kausalität
(in
Herbeischaffung
und
Verbindung
der
Teile
) durch ihre
Idee
von einem
dadurch
möglichen
Ganzen
(
mithin
nicht durch die
Natur
außer
ihm
)
bestimmt
wird.
Soll
aber ein
Ding
, als
Naturprodukt
, in sich selbst und seiner
innern
Möglichkeit
doch eine
Beziehung
auf
Zwecke
enthalten
,
d.i.
nur als
Naturzweck
und ohne die
Kausalität
der
Begriffe
von
vernünftigen
Wesen
außer
ihm
möglich
sein
; so wird
zweitens
dazu
erfordert
: daß die
Teile
desselben
sich
dadurch
zur
Einheit
eines
Ganzen
verbinden
, daß sie von
einander
wechselseitig
Ursache
und
Wirkung
ihrer
Form
sind.
Denn
auf solche
Weise
ist es allein
möglich
, daß
umgekehrt
(
wechselseitig
) die
Idee
des
Ganzen
wiederum
die
Form
und
Verbindung
aller
Teile
bestimme
: nicht als
Ursache
-
denn
da
wäre
es ein
Kunstprodukt-
,
sondern
als
Erkenntnisgrund
der
systematischen
Einheit
der
Form
und
Verbindung
alles
Mannigfaltigen
, was in der
gegebenen
Materie
enthalten
ist,
für
den, der es
beurteilt
.
Zu einem
Körper
also, der an sich und seiner
innern
Möglichkeit
nach als
Naturzweck
beurteilt
werden
soll
, wird
erfordert
, daß die
Teile
desselben
einander
insgesamt
, ihrer
Form
sowohl als
Verbindung
nach,
wechselseitig
, und so ein
Ganzes
aus eigener
Kausalität
hervorbringen
, dessen
Begriff
wiederum
umgekehrt
(in einem
Wesen
,
welches
die einem
solchen
Produkt
angemessene
Kausalität
nach
Begriffen
besäße
)
Ursache
von demselben nach einem
Prinzip
sein
,
folglich
die
Verknüpfung
der
wirkenden
Ursachen
zugleich
als
Wirkung
durch
Endursachen
beurteilt
werden
könnte
.
In einem
solchen
Produkte
der
Natur
wird ein jeder
Teil
so, wie er nur durch alle
übrige
da
ist, auch als um der
andern
und des
Ganzen
willen
existierend
,
d.i.
als
Werkzeug
(
Organ
)
gedacht
:
welches
aber nicht genug ist (
denn
er
könnte
auch
Werkzeug
der
Kunst
sein
, und so nur als
Zweck
überhaupt
möglich
vorgestellt
werden);
sondern
als ein die
andern
Teile
(
folglich
jeder den
andern
wechselseitig
)
hervorbringendes
Organ
,
dergleichen
kein
Werkzeug
der
Kunst
,
sondern
nur der
allen
Stoff
zu
Werkzeugen
(selbst denen der
Kunst
)
liefernden
Natur
sein
kann: und nur dann und darum wird ein
solches
Produkt
, als
organisiertes
und sich selbst
organisierendes
Wesen
, ein
Naturzweck
genannt
werden
können
.
In einer
Uhr
ist ein
Teil
das
Werkzeug
der
Bewegung
der
andern
, aber nicht ein
Rad
die
wirkende
Ursache
der
Hervorbringung
der
andern
; ein
Teil
ist zwar um des
andern
willen
, aber nicht durch
denselben
da
. Daher ist auch die
hervorbringende
Ursache
derselben
und ihrer
Form
nicht in der
Natur
(dieser
Materie
),
sondern
außer
ihr in einem
Wesen
,
welches
nach
Ideen
eines durch seine
Kausalität
möglichen
Ganzen
wirken
kann,
enthalten
. Daher
bringt
auch so wenig wie ein
Rad
in der
Uhr
das
andere
, noch
weniger
eine
Uhr
andere
Uhren
hervor
, so daß sie
andere
Materie
dazu
benutzte
(sie
organisierte
); daher
ersetzt
sie auch nicht von selbst die ihr
entwandten
Teile
, oder
vergütet
ihren
Mangel
in der
ersten
Bildung
durch den
Beitritt
der
übrigen
, oder
bessert
sich etwa selbst aus, wenn sie in
Unordnung
geraten
ist:
welches
alles wir
dagegen
von der
organisierten
Natur
erwarten
können
. - Ein
organisiertes
Wesen
ist also nicht
bloß
Maschine
:
denn
die hat
lediglich
bewegende
Kraft
;
sondern
es
besitzt
in sich
bildende
Kraft
und zwar eine solche, die es den
Materien
mitteilt
,
welche
sie nicht haben (sie
organisiert
): also eine sich
fortpflanzende
bildende
Kraft
,
welche
durch das
Bewegungsvermögen
allein (den
Mechanism
) nicht
erklärt
werden kann.
Man
sagt
von der
Natur
und ihrem
Vermögen
in
organisierten
Produkten
bei
weitem
zu wenig, wenn man dieses ein
Analogon
der
Kunst
nennt
;
denn
da
denkt
man sich den
Künstler
(ein
vernünftiges
Wesen
)
außer
ihr. Sie
organisiert
sich
vielmehr
selbst, und in jeder
Spezies
ihrer
organisierten
Produkte
, zwar nach
einerlei
Exemplar
im
Ganzen
, aber doch auch mit
schicklichen
Abweichungen
, die die
Selbsterhaltung
nach den
Umständen
erfordert
.
Näher
tritt
man vielleicht dieser
unerforschlichen
Eigenschaft
, wenn man sie ein
Analogon
des
Lebens
nennt
: aber
da
muß
man entweder die
Materie
als
bloße
Materie
mit einer
Eigenschaft
(
Hylozoism
)
begaben
, die ihrem
Wesen
widerstreitet
; oder ihr ein
fremdartiges
mit ihr in
Gemeinschaft
stehendes
Prinzip
(eine
Seele
)
beigesellen
: wozu man aber, wenn ein
solches
Produkt
ein
Naturprodukt
sein
soll
,
organisierte
Materie
als
Werkzeug
jener
Seele
entweder schon
voraussetzt
, und
jene
also nicht im
mindesten
begreiflicher
macht
, oder die
Seele
zur
Künstlerin
dieses
Bauwerks
machen
, und so das
Produkt
der
Natur
(der
körperlichen
)
entziehen
muß
.
Genau
zu
reden
, hat also die
Organisation
der
Natur
nichts
Analogisches
mit irgendeiner
Kausalität
die wir
kennen
25
.
Schönheit
der
Natur
, weil sie den
Gegenständen
nur in
Beziehung
auf die
Reflexion
über die
äußere
Anschauung
derselben
,
mithin
nur der
Form
der
Oberfläche
wegen
beigelegt
wird, kann mit
Recht
ein
Analogon
der
Kunst
genannt
werden. Aber
innere
Naturvollkommenheit
, wie sie
diejenigen
Dinge
besitzen
,
welche
nur als
Naturzwecke
möglich
sind und darum
organisierte
Wesen
heißen
, ist nach keiner
Analogie
irgendeines
uns
bekannten
physischen
,
d.i.
Naturvermögens
, ja
da
wir selbst zur
Natur
im
weitesten
Verstande
gehören
, selbst nicht
einmal
durch eine
genau
angemessene
Analogie
mit
menschlicher
Kunst
denkbar
und
erklärlich
.
Der
Begriff
eines
Dinges
, als an sich
Naturzwecks
, ist also kein
konstitutiver
Begriff
des
Verstandes
oder der
Vernunft
, kann aber doch ein
regulativer
Begriff
für
die
reflektierende
Urteilskraft
sein
, nach einer
entfernten
Analogie
mit unserer
Kausalität
nach
Zwecken
überhaupt
die
Nachforschung
über
Gegenstände
dieser
Art
zu
leiten
und über ihren
obersten
Grund
nachzudenken
; das
letztere
zwar nicht zum
Behuf
der
Kenntnis
der
Natur
, oder
jenes
Urgrundes
derselben
,
sondern
vielmehr
ebendesselben
praktischen
Vernunftvermögens
in uns, mit
welchem
wir die
Ursache
jener
Zweckmäßigkeit
in
Analogie
betrachteten
.
Organisierte
Wesen
sind also die
einzigen
in der
Natur
,
welche
, wenn man sie auch
für
sich und ohne ein
Verhältnis
auf
andere
Dinge
betrachtet
, doch nur als
Zwecke
derselben
möglich
gedacht
werden
müssen
, und die also
zuerst
dem
Begriffe
eines
Zwecks
, der nicht ein
praktischer
,
sondern
Zweck
der
Natur
ist,
objektive
Realität
, und
dadurch
für
die
Naturwissenschaft
den
Grund
zu einer
Teleologie
,
d.i.
einer
Beurteilungsart
ihrer
Objekte
nach einem
besondern
Prinzip
,
verschaffen
,
dergleichen
man in sie
einzuführen
(weil man die
Möglichkeit
einer
solchen
Art
Kausalität
gar
nicht
a
priori
einsehen
kann) sonst
schlechterdings
nicht
berechtigt
sein
würde
.
25
Man kann
umgekehrt
einer
gewissen
Verbindung
, die aber auch mehr in der
Idee
als in der
Wirklichkeit
angetroffen
wird, durch eine
Analogie
mit den
genannten
unmittelbaren
Naturzwecken
Licht
geben
. So hat man sich, bei einer
neuerlich
unternommenen
gänzlichen
Umbildung
eines
großen
Volks
zu einem
Staat
, des
Worts
Organisation
häufig
für
Einrichtung
der
Magistraturen
usw
. und selbst des
ganzen
Staatskörpers
sehr
schicklich
bedient
.
Denn
jedes
Glied
soll
freilich
in einem
solchen
Ganzen
nicht
bloß
Mittel
,
sondern
zugleich
auch
Zweck
und,
indem
es zu der
Möglichkeit
des
Ganzen
mitwirkt
, durch die
Idee
des
Ganzen
wiederum
, seiner
Stelle
und
Funktion
nach,
bestimmt
sein
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