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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Zweite Abteilung. Dialektik der teleologischen Urteilskraft
§ 73 Keines der obigen Systeme leistet das, was es vorgibt
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§ 73
Keines
der
obigen
Systeme
leistet
das, was es
vorgibt
Was
wollen
alle
jene
Systeme
? Sie
wollen
unsere
teleologischen
Urteile
über die
Natur
erklären
, und
gehen
damit so zu
Werke
, daß ein
Teil
die
Wahrheit
derselben
leugnet
,
mithin
sie
für
einen
Idealism
der
Natur
(als
Kunst
vorgestellt
)
erklärt
; der
andere
Teil
sie als
wahr
anerkennt
, und die
Möglichkeit
einer
Natur
nach der
Idee
der
Endursachen
darzutun
verspricht
.
1) Die
für
den
Idealism
der
Endursachen
in der
Natur
streitenden
Systeme
lassen
nun
einerseits
zwar an dem
Prinzip
derselben
ein
Kausalität
nach
Bewegungsgesetzen
zu (durch
welche
die
Naturdinge
zweckmäßig
existieren
); aber sie
leugnen
an ihr die
Intentionalität
,
d.i.
daß sie
absichtlich
zu dieser ihrer
zweckmäßigen
Hervorbringung
bestimmt
, oder, mit
anderen
Worten
, ein
Zweck
die
Ursache
sei
. Dieses ist die
Erklärungsart
Epikurs
, nach
welcher
der
Unterschied
einer
Technik
der
Natur
von der
bloßen
Mechanik
gänzlich
abgeleugnet
wird, und nicht allein
für
die
Übereinstimmung
der
erzeugten
Produkte
mit unsern
Begriffen
vom
Zwecke
,
mithin
für
die
Technik
,
sondern
selbst
für
die
Bestimmung
der
Ursachen
dieser
Erzeugung
nach
Bewegungsgesetzen
,
mithin
ihre
Mechanik
, der
blinde
Zufall
zum
Erklärungsgrunde
angenommen
, also nichts, auch nicht
einmal
der
Schein
in unserm
teleologischen
Urteile
erklärt
,
mithin
der
vorgebliche
Idealism
in demselben
keineswegs
dargetan
wird.
Andererseits
, will
Spinoza
uns aller
Nachfrage
nach dem
Grunde
der
Möglichkeit
der
Zwecke
der
Natur
dadurch
überheben
, und dieser
Idee
alle
Realität
nehmen
, daß er sie
überhaupt
nicht
für
Produkte
,
sondern
für
einem
Urwesen
inhärierende
Akzidenzen
gelten
läßt
, und diesem
Wesen
, als
Substrat
jener
Naturdinge
, in
Ansehung
derselben
nicht
Kausalität
,
sondern
bloß
Subsistenz
beilegt
, und (wegen der
unbedingten
Notwendigkeit
desselben
,
samt
allen
Naturdingen
, als
ihm
inhärierenden
Akzidenzen
) den
Naturformen
zwar die
Einheit
des
Grundes
, die zu aller
Zweckmäßigkeit
erforderlich
ist,
sichert
, aber
zugleich
die
Zufälligkeit
derselben
, ohne die keine
Zweckeinheit
gedacht
werden kann,
entreißt
, und mit ihr alles
Absichtliche
, so wie dem
Urgrunde
der
Naturdinge
allen
Verstand
,
wegnimmt
.
Der
Spinozism
leistet
aber das nicht, was er will. Er will einen
Erklärungsgrund
der
Zweckverknüpfung
(die er nicht
leugnet
) der
Dinge
der
Natur
angeben
, und
nennt
bloß
die
Einheit
des
Subjekts
, dem sie alle
inhärieren
. Aber, wenn man
ihm
auch diese
Art
zu
existieren
für
die
Weltwesen
einräumt
, so ist doch
jene
ontologische
Einheit
darum noch nicht
sofort
Zweckeinheit
, und
macht
diese
keineswegs
begreiflich
. Die
letztere
ist
nämlich
eine
ganz
besondere
Art
derselben
, die aus der
Verknüpfung
der
Dinge
(
Weltwesen
) in einem
Subjekte
(dem
Urwesen
)
gar
nicht
folgt
,
sondern
durchaus
die
Beziehung
auf eine
Ursache
, die
Verstand
hat, bei sich
führt
, und selbst, wenn man alle diese
Dinge
in einem
einfachen
Subjekte
vereinigte
, doch
niemals
eine
Zweckbeziehung
darstellt
:
wofern
man unter ihnen nicht
erstlich
innere
Wirkungen
der
Substanz
, als einer
Ursache
;
zweitens
eben
derselben
, als
Ursache
durch ihren
Verstand
,
denkt
. Ohne diese
formalen
Bedingungen
ist alle
Einheit
bloße
Naturnotwendigkeit
; und, wird sie
gleichwohl
Dingen
beigelegt
, die wir als
außer
einander
vorstellen
,
blinde
Notwendigkeit
. Will man aber das, was die
Schule
die
transzendentale
Vollkommenheit
der
Dinge
(in
Beziehung
auf ihr eigenes
Wesen
)
nennt
, nach
welcher
alle
Dinge
alles an sich haben, was
erfordert
wird, um so ein
Ding
und kein
anderes
zu
sein
,
Zweckmäßigkeit
der
Natur
nennen
: so ist das ein
kindisches
Spielwerk
mit
Worten
statt
Begriffen
.
Denn
, wenn alle
Dinge
als
Zwecke
gedacht
werden
müssen
, also ein
Ding
sein
und
Zweck
sein
einerlei
ist, so
gibt
es im
Grunde
nichts, was
besonders
als
Zweck
vorgestellt
zu werden
verdiente
.
Man
sieht
hieraus
wohl
: daß
Spinoza
dadurch
, daß er
unsere
Begriffe
von dem
Zweckmäßigen
in der
Natur
auf das
Bewußtsein
unserer selbst in einem
allbefassenden
(doch
zugleich
einfachen
)
Wesen
zurückführte
, und
jene
Form
bloß
in der
Einheit
des
letztern
suchte
, nicht den
Realism
,
sondern
bloß
den
Idealism
der
Zweckmäßigkeit
derselben
zu
behaupten
die
Absicht
haben
mußte
, diese aber selbst doch nicht
bewerkstelligen
konnte, weil die
bloße
Vorstellung
der
Einheit
des
Substrats
auch nicht
einmal
die
Idee
von einer, auch nur
unabsichtlichen
,
Zweckmäßigkeit
bewirken
kann.
2) Die,
welche
den
Realism
der
Naturzwecke
nicht
bloß
behaupten
,
sondern
ihn
auch zu
erklären
vermeinen
,
glauben
eine
besondere
Art
der
Kausalität
,
nämlich
absichtlich
wirkender
Ursachen
,
wenigstens
ihrer
Möglichkeit
nach
einsehen
zu
können
; sonst
könnten
sie es nicht
unternehmen
jene
erklären
zu
wollen
.
Denn
zur
Befugnis
selbst der
gewagtesten
Hypothese
muß
wenigstens
die
Möglichkeit
dessen, was man als
Grund
annimmt
,
gewiß
sein
, und man
muß
dem
Begriffe
desselben
seine
objektive
Realität
sichern
können
.
Aber die
Möglichkeiten
einer
lebenden
Materie
(deren
Begriff
einen
Widerspruch
enthält
, weil
Leblosigkeit
,
inertia
, den
wesentlichen
Charakter
derselben
ausmacht
)
läßt
sich nicht
einmal
denken
; die einer
belebten
Materie
und der
gesamten
Natur
, als eines
Tiers
, kann nur
sofern
(zum
Behuf
einer
Hypothese
der
Zweckmäßigkeit
im
Großen
der
Natur
)
dürftigerweise
gebraucht
werden, als sie uns an der
Organisation
derselben
, im
Kleinen
, in der
Erfahrung
offenbart
wird,
keinesweges
aber
a
priori
ihrer
Möglichkeit
nach
eingesehen
werden. Es
muß
also ein
Zirkel
im
Erklären
begangen
werden, wenn man die
Zweckmäßigkeit
der
Natur
an
organisierten
Wesen
aus dem
Leben
der
Materie
ableiten
will, und dieses
Leben
wiederum
nicht anders als in
organisierten
Wesen
kennt
, also ohne
dergleichen
Erfahrung
sich
keinen
Begriff
von der
Möglichkeit
derselben
machen
kann. Der
Hylozoism
leistet
also das nicht, was er
verspricht
.
Der
Theism
kann
endlich
die
Möglichkeit
der
Naturzwecke
als einen
Schlüssel
zur
Teleologie
ebensowenig
dogmatisch
begründen
; ob er zwar
vor
allen
Erklärungsgründen
derselben
darin den
Vorzug
hat, daß er durch einen
Verstand
, den er dem
Urwesen
beilegt
, die
Zweckmäßigkeit
der
Natur
dem
Idealism
am
besten
entreißt
und eine
absichtliche
Kausalität
für
die
Erzeugung
derselben
einführt
.
Denn
da
müßte
allererst
,
für
die
bestimmende
Urteilskraft
hinreichend
, die
Unmöglichkeit
der
Zweckeinheit
in der
Materie
durch den
bloßen
Mechanism
derselben
bewiesen
werden, um
berechtigt
zu
sein
, den
Grund
derselben
über die
Natur
hinaus auf
bestimmte
Weise
zu
setzen
. Wir
können
aber nichts weiter
herausbringen
, als daß nach der
Beschaffenheit
und den
Schranken
unserer
Erkenntnisvermögen
(
indem
wir den
ersten
,
inneren
Grund
selbst dieses
Mechanisms
nicht
einsehen
) wir auf
keinerlei
Weise
in der
Materie
ein
Prinzip
bestimmter
Zweckbeziehungen
suchen
müssen
,
sondern
für
uns keine
andere
Beurteilungsart
der
Erzeugung
ihrer
Produkte
, als
Naturzwecke
,
übrigbleibe
, als die durch einen
obersten
Verstand
als
Weltursache
. Das ist aber nur ein
Grund
für
die
reflektierende
, nicht
für
die
bestimmende
Urteilskraft
, und kann
schlechterdings
zu keiner
objektiven
Behauptung
berechtigen
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