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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Zweite Abteilung. Dialektik der teleologischen Urteilskraft
§ 75 Der Begriff einer objektiven Zweckmäßigkeit der Natur ist ein kritisches Prinzip der Vernunft für die reflektierende Urteilskraft
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§ 75
Der
Begriff
einer
objektiven
Zweckmäßigkeit
der
Natur
ist ein
kritisches
Prinzip
der
Vernunft
für
die
reflektierende
Urteilskraft
Es ist doch etwas
ganz
anderes
, ob ich
sage
: die
Erzeugung
gewisser
Dinge
der
Natur
, oder auch der
gesamten
Natur
ist nur durch eine
Ursache
, die sich nach
Absichten
zum
Handeln
bestimmt
,
möglich
; oder: ich kann nach der
eigentümlichen
Beschaffenheit
meiner
Erkenntnisvermögen
über die
Möglichkeit
jener
Dinge
und ihre
Erzeugung
nicht anders
urteilen
, als wenn ich mir zu dieser eine
Ursache
, die nach
Absichten
wirkt
,
mithin
ein
Wesen
denke
,
welches
nach der
Analogie
mit der
Kausalität
eines
Verstandes
,
produktiv
ist. Im
ersteren
Falle
will ich etwas über das
Objekt
ausmachen
, und bin
verbunden
, die
objektive
Realität
eines
angenommenen
Begriffs
darzutun
; im
zweiten
bestimmt
die
Vernunft
nur den
Gebrauch
meiner
Erkenntnisvermögen
,
angemessen
ihrer
Eigentümlichkeit
, und den
wesentlichen
Bedingungen
, ihres
Umfanges
sowohl, als ihrer
Schranken
. Also ist das
erste
Prinzip
ein
objektiver
Grundsatz
für
die
bestimmende
, das
zweite
ein
subjektiver
Grundsatz
bloß
für
die
reflektierende
Urteilskraft
,
mithin
eine
Maxime
derselben
, die ihr die
Vernunft
auferlegt
.
Wir haben
nämlich
unentbehrlich
nötig
, der
Natur
den
Begriff
einer
Absicht
unterzulegen
, wenn wir ihr auch nur in ihren
organisierten
Produkten
durch
fortgesetzte
Beobachtung
nachforschen
wollen
: und dieser
Begriff
ist also schon
für
den
Erfahrungsgebrauch
unserer
Vernunft
eine
schlechterdings
notwendige
Maxime
. Es ist
offenbar
: daß,
da
einmal
ein
solcher
Leitfaden
die
Natur
zu
studieren
aufgenommen
und
bewährt
gefunden
ist, wir die
gedachte
Maxime
der
Urteilskraft
auch am
Ganzen
der
Natur
wenigstens
versuchen
müssen
, weil sich nach
derselben
noch
manche
Gesetze
derselben
dürften
auffinden
lassen
, die uns, nach der
Beschränkung
unserer
Einsichten
in das
Innere
des
Mechanisms
derselben
, sonst
verborgen
bleiben
würden
. Aber in
Ansehung
des
letztern
Gebrauchs
ist
jene
Maxime
der
Urteilskraft
zwar
nützlich
, aber nicht
unentbehrlich
, weil uns die
Natur
im
Ganzen
als
organisiert
(in der oben
angeführten
engsten
Bedeutung
des
Worts
) nicht
gegeben
ist.
Hingegen
in
Ansehung
der
Produkte
derselben
,
welche
nur als
absichtlich
so und nicht anders
geformt
müssen
beurteilt
werden, um auch nur eine
Erfahrungserkenntnis
ihrer
innern
Beschaffenheit
zu
bekommen
, ist
jene
Maxime
der
reflektierenden
Urteilskraft
wesentlich
notwendig
: weil selbst der
Gedanke
von ihnen, als
organisierten
Dingen
, ohne den
Gedanken
einer
Erzeugung
mit
Absicht
damit zu
verbinden
,
unmöglich
ist.
Nun ist der
Begriff
eines
Dinges
, dessen
Existenz
oder
Form
wir uns unter der
Bedingung
eines
Zwecks
als
möglich
vorstellen
, mit dem
Begriffe
einer
Zufälligkeit
desselben
(nach
Naturgesetzen
)
unzertrennlich
verbunden
. Daher
machen
auch die
Naturdinge
,
welche
wir nur als
Zwecke
möglich
finden
, den
vornehmsten
Beweis
für
die
Zufälligkeit
des
Weltganzen
aus, und sind der
einzige
für
den
gemeinen
Verstand
ebensowohl
als den
Philosophen
geltende
Beweisgrund
der
Abhängigkeit
und des
Ursprungs
desselben
von einem
außer
der
Welt
existierenden
, und zwar (um
jener
zweckmäßigen
Form
willen
)
verständigen
,
Wesens
: daß also die
Teleologie
keine
Vollendung
des
Aufschlusses
für
ihre
Nachforschungen
, als in einer
Theologie
,
findet
.
Was
beweiset
nun aber am
Ende
auch die
allervollständigste
Teleologie
?
Beweiset
sie etwa, daß ein
solches
verständiges
Wesen
da
sei
? Nein; nichts weiter, als daß wir nach
Beschaffenheit
unserer
Erkenntnisvermögen
, also in
Verbindung
der
Erfahrung
mit den
obersten
Prinzipien
der
Vernunft
, uns
schlechterdings
keinen
Begriff
von der
Möglichkeit
einer
solchen
Welt
machen
können
, als so, daß wir uns eine
absichtlich-wirkende
oberste
Ursache
derselben
denken
.
Objektiv
können
wir also nicht den
Satz
dartun
: es ist ein
verständiges
Urwesen
;
sondern
nur
subjektiv
für
den
Gebrauch
unserer
Urteilskraft
in ihrer
Reflexion
über die
Zwecke
in der
Natur
, die nach
keinem
anderen
Prinzip
als dem einer
absichtlichen
Kausalität
einer
höchsten
Ursache
gedacht
werden
können
.
Wollten
wir den
obersten
Satz
dogmatisch
, aus
teleologischen
Gründen
,
dartun
: so
würden
wir von
Schwierigkeiten
befangen
werden, aus denen wir uns nicht
herauswickeln
könnten
.
Denn
da
würde
diesen
Schlüssen
der
Satz
zum
Grunde
gelegt
werden
müssen
: die
organisierten
Wesen
in der
Welt
sind nicht anders, als durch eine
absichtlich-wirkende
Ursache
möglich
. Daß aber, weil wir diese
Dinge
nur unter der
Idee
der
Zwecke
in ihrer
Kausalverbindung
verfolgen
und diese nach ihrer
Gesetzmäßigkeit
erkennen
können
, wir auch
berechtigt
wären
,
eben
dieses auch
für
jedes
denkende
und
erkennende
Wesen
als
notwendige
,
mithin
dem
Objekte
und nicht
bloß
unserm
Subjekte
anhängende
Bedingung
,
vorauszusetzen
: das
müßten
wir
hiebei
unvermeidlich
behaupten
wollen
. Aber mit einer
solchen
Behauptung
kommen
wir nicht durch.
Denn
,
da
wir die
Zwecke
in der
Natur
als
absichtliche
eigentlich
nicht
beobachten
,
sondern
nur, in der
Reflexion
über ihre
Produkte
, diesen
Begriff
als einen
Leitfaden
der
Urteilskraft
hinzu
denken
; so sind sie uns nicht durch das
Objekt
gegeben
.
A
priori
ist es sogar
für
uns
unmöglich
, einen
solchen
Begriff
, seiner
objektiven
Realität
nach, als
annehmungsfähig
zu
rechtfertigen
. Es
bleibt
also
schlechterdings
ein nur auf
subjektiven
Bedingungen
,
nämlich
der,
unseren
Erkenntnisvermögen
angemessenen
reflektierenden
Urteilskraft
,
beruhender
Satz
, der, wenn man
ihn
als
objektiv-dogmatisch
geltend
ausdrückte
,
heißen
würde
: Es ist ein
Gott
; nun aber,
für
uns
Menschen
, nur die
eingeschränkte
Formel
erlaubt
: Wir
können
uns die
Zweckmäßigkeit
, die selbst unserer
Erkenntnis
der
inneren
Möglichkeit
vieler
Naturdinge
zum
Grunde
gelegt
werden
muß
,
gar
nicht anders
denken
und
begreiflich
machen
, als
indem
wir sie und
überhaupt
die
Welt
uns als ein
Produkt
einer
verständigen
Ursache
(eines
Gottes
)
vorstellen
.
Wenn nun dieser auf einer
unumgänglich
notwendigen
Maxime
unserer
Urteilskraft
gegründete
Satz
allem sowohl
spekulativen
als
praktischen
Gebrauche
unserer
Vernunft
in jeder
menschlichen
Absicht
vollkommen
genugtuend
ist; so
möchte
ich
wohl
wissen
, was uns dann darunter
abgehe
, daß wir
ihn
nicht auch
für
höhere
Wesen
gültig
,
nämlich
aus
reinen
objektiven
Gründen
(die
leider
unser
Vermögen
übersteigen
)
beweisen
können
. Es ist
nämlich
ganz
gewiß
, daß wir die
organisierten
Wesen
und deren
innere
Möglichkeit
nach
bloß
mechanischen
Prinzipien
der
Natur
nicht
einmal
zureichend
kennenlernen
, viel
weniger
uns
erklären
können
; und zwar so
gewiß
, daß man
dreist
sagen
kann, es ist
für
Menschen
ungereimt
, auch nur einen
solchen
Anschlag
zu
fassen
, oder zu
hoffen
, daß noch etwa
dereinst
ein
Newton
aufstehen
könne
, der auch nur die
Erzeugung
eines
Grashalms
nach
Naturgesetzen
, die keine
Absicht
geordnet
hat,
begreiflich
machen
werde
:
sondern
man
muß
diese
Einsicht
den
Menschen
schlechterdings
absprechen
. Daß dann aber auch in der
Natur
, wenn wir bis zum
Prinzip
derselben
in der
Spezifikation
ihrer
allgemeinen
uns
bekannten
Gesetze
durchdringen
könnten
, ein
hinreichender
Grund
der
Möglichkeit
organisierter
Wesen
, ohne ihrer
Erzeugung
eine
Absicht
unterzulegen
(also im
bloßen
Mechanism
derselben
),
gar
nicht
verborgen
liegen
könne
, das
wäre
wiederum
von uns zu
vermessen
geurteilt
;
denn
woher
wollen
wir das
wissen
?
Wahrscheinlichkeiten
fallen
hier
gar
weg
, wo es auf
Urteile
der
reinen
Vernunft
ankommt
. - Also
können
wir über den
Satz
: ob ein nach
Absichten
handelndes
Wesen
als
Weltursache
(
mithin
als
Urheber
) dem, was wir mit
Recht
Naturzwecke
nennen
, zum
Grunde
liege
,
objektiv
gar
nicht, weder
bejahend
noch
verneinend
,
urteilen
; nur soviel ist
sicher
, daß, wenn wir doch
wenigstens
nach dem, was uns
einzusehen
durch
unsere
eigene
Natur
vergönnt
ist (nach den
Bedingungen
und
Schranken
unserer
Vernunft
)
urteilen
sollen
, wir
schlechterdings
nichts anders als ein
verständiges
Wesen
der
Möglichkeit
jener
Naturzwecke
zum
Grunde
legen
können
:
welches
der
Maxime
unserer
reflektierenden
Urteilskraft
,
folglich
einem
subjektiven
, aber dem
menschlichen
Geschlecht
unnachlaßlich
anhängenden
Grunde
allein
gemäß
ist.
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