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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Zweiter Teil. Kritik der teleologischen Urteilskraft
Anhang. Methodenlehre der teleologischen Urteilskraft
§ 89 Von dem Nutzen des moralischen Arguments
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§ 89
Von dem
Nutzen
des
moralischen
Arguments
Die
Einschränkung
der
Vernunft
, in
Ansehung
aller unserer
Ideen
vom
Übersinnlichen
, auf die
Bedingungen
ihres
praktischen
Gebrauchs
, hat, was die
Idee
von
Gott
betrifft
, den
unverkennbaren
Nutzen
: daß sie
verhütet
, daß
Theologie
sich nicht in
Theosophie
(in
vernunftverwirrende
überschwengliche
Begriffe
)
versteigen
oder zur
Dämonologie
(einer
anthropomorphistischen
Vorstellungsart
des
höchsten
Wesens
)
herabsinke
; daß
Religion
nicht in
Theurgie
(ein
schwärmerischer
Wahn
, von
anderen
übersinnlichen
Wesen
Gefühl
und auf sie
wiederum
Einfluß
haben zu
können
), oder in
Idololatrie
(ein
abergläubischer
Wahn
, dem
höchsten
Wesen
sich durch
andere
Mittel
, als durch eine
moralische
Gesinnung
,
wohlgefällig
machen
zu
können
)
gerate
35
.
Denn
, wenn man der
Eitelkeit
oder
Vermessenheit
des
Vernünftelns
in
Ansehung
dessen, was über die
Sinnenwelt
hinausliegt
, auch nur das
mindeste
theoretisch
(und
erkenntnis-erweiternd
) zu
bestimmen
einräumt
; wenn man mit
Einsichten
vom
Dasein
und von der
Beschaffenheit
der
göttlichen
Natur
, von seinem
Verstande
und
Willen
, den
Gesetzen
beider
und den daraus auf die
Welt
abfließenden
Eigenschaften
großzutun
verstattet
: so
möchte
ich
wohl
wissen
, wo und an
welcher
Stelle
man die
Anmaßungen
der
Vernunft
begrenzen
wolle
;
denn
, wo
jene
Einsichten
hergenommen
sind,
ebendaher
können
ja noch mehrere (wenn man nur, wie man
meint
,
sein
Nachdenken
anstrengte
)
erwartet
werden. Die
Begrenzung
solcher
Ansprüche
müßte
doch nach einem
gewissen
Prinzip
geschehen
, nicht etwa
bloß
aus dem
Grunde
, weil wir
finden
, daß alle
Versuche
mit
denselben
bisher
fehlgeschlagen
sind;
denn
das
beweiset
nichts wider die
Möglichkeit
eines
besseren
Ausschlags
. Hier aber ist kein
Prinzip
möglich
, als entweder
anzunehmen
: daß in
Ansehung
des
übersinnlichen
schlechterdings
gar
nichts
theoretisch
(als
lediglich
nur
negativ
)
bestimmt
werden
könne
, oder daß
unsere
Vernunft
eine noch
unbenutzte
Fundgrube
, zu wer
weiß
wie
großen
,
für
uns und
unsere
Nachkommen
aufbewahrten
erweiternden
Kenntnissen
, in sich
enthalte
. - Was aber
Religion
betrifft
,
d.i.
die
Moral
in
Beziehung
auf
Gott
als
Gesetzgeber
; so
muß
, wenn die
theoretische
Erkenntnis
desselben
vorhergehen
müßte
, die
Moral
sich nach der
Theologie
richten
, und, nicht allein, statt einer
inneren
notwendigen
Gesetzgebung
der
Vernunft
, eine
äußere
willkürliche
eines
obersten
Wesens
eingeführt
werden,
sondern
auch in dieser alles, was
unsere
Einsicht
in die
Natur
desselben
Mangelhaftes
hat, sich auf die
sittliche
Vorschrift
erstrecken
, und so die
Religion
unmoralisch
machen
und
verkehren
.
In
Ansehung
der
Hoffnung
eines
künftigen
Lebens
, wenn wir, statt des
Endzwecks
, den wir, der
Vorschrift
des
moralischen
Gesetzes
gemäß
, selbst zu
vollführen
haben, zum
Leitfaden
des
Vernunfturteils
über
unsere
Bestimmung
(
welches
also nur in
praktischer
Beziehung
als
notwendig
, oder
annehmungswürdig
,
betrachtet
wird) unser
theoretisches
Erkenntnisvermögen
befragen
,
gibt
die
Seelenlehre
in dieser
Absicht
, so wie oben die
Theologie
, nichts mehr als einen
negativen
Begriff
von unserm
denkenden
Wesen
: daß
nämlich
keine seiner
Handlungen
und
Erscheinungen
des
innern
Sinnes
materialistisch
erklärt
werden
könne
; daß also von ihrer
abgesonderten
Natur
, und der
Dauer
oder
Nichtdauer
ihrer
Persönlichkeit
nach dem
Tode
, uns
schlechterdings
kein
erweiterndes
bestimmendes
Urteil
aus
spekulativen
Gründen
durch unser
gesamtes
theoretisches
Erkenntnisvermögen
möglich
sei
.
Da
also alles hier der
teleologischen
Beurteilung
unseres
Daseins
in
praktischer
notwendiger
Rücksicht
und der
Annehmung
unserer
Fortdauer
, als der zu dem uns von der
Vernunft
schlechterdings
aufgegebenen
Endzweck
erforderlichen
Bedingung
,
überlassen
bleibt
, so
zeigt
sich hier
zugleich
der
Nutzen
(der zwar beim
ersten
Anblick
Verlust
zu
sein
scheint
): daß, so wie die
Theologie
für
uns
nie
Theosophie
werden kann, die
rationale
Psychologie
niemals
Pneumatologie
als
erweiternde
Wissenschaft
werden
könne
, so wie sie
andrerseits
auch
gesichert
ist, in
keinen
Materialism
zu
verfallen
;
sondern
daß sie
vielmehr
bloß
Anthropologie
des
innern
Sinnes
,
d.i.
Kenntnis
unseres
denkenden
Selbst im
Leben
sei
, und als
theoretisches
Erkenntnis
auch
bloß
empirisch
bleibe
;
dagegen
die
rationale
Psychologie
, was die
Frage
über
unsere
ewige
Existenz
betrifft
,
gar
keine
theoretische
Wissenschaft
ist,
sondern
auf einem
einzigen
Schlusse
der
moralischen
Teleologie
beruht
, wie
denn
auch ihr
ganzer
Gebrauch
,
bloß
der
letztern
als unserer
praktischen
Bestimmung
wegen,
notwendig
ist.
35
Abgötterei
in
praktischem
Verstande
ist noch immer
diejenige
Religion
,
welche
sich das
höchste
Wesen
mit
Eigenschaften
denkt
, nach denen noch etwas anders, als
Moralität
, die
für
sich
taugliche
Bedingung
sein
könne
, seinem
Willen
in dem, was der
Mensch
zu tun
vermag
,
gemäß
zu
sein
.
Denn
so
rein
und
frei
von
sinnlichen
Bildern
man auch in
theoretischer
Rücksicht
jenen
Begriff
gefaßt
haben
mag
, so ist er im
Praktischen
alsdann
dennoch
als ein
Idol
,
d.i.
der
Beschaffenheit
nach
anthropomorphistisch
,
vorgestellt
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