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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Einleitung
III Von der Kritik der Urteilskraft, als einem Verbindungsmittel der zwei Teile der Philosophie zu einem Ganzen
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III
Von der
Kritik
der
Urteilskraft
, als einem
Verbindungsmittel
der zwei
Teile
der
Philosophie
zu einem
Ganzen
Die
Kritik
der
Erkenntnisvermögen
in
Ansehung
dessen, was sie
a
priori
leisten
können
, hat
eigentlich
kein
Gebiet
in
Ansehung
der
Objekte
; weil sie keine
Doktrin
ist,
sondern
nur, ob und wie, nach der
Bewandtnis
, die es mit
unseren
Vermögen
hat, eine
Doktrin
durch sie
möglich
sei
, zu
untersuchen
hat. Ihr
Feld
erstreckt
sich auf alle
Anmaßungen
derselben
, um sie in die
Grenzen
ihrer
Rechtmäßigkeit
zu
setzen
. Was aber nicht in die
Einteilung
der
Philosophie
kommen
kann, das kann doch, als ein
Hauptteil
, in die
Kritik
des
reinen
Erkenntnisvermögens
überhaupt
kommen
, wenn es
nämlich
Prinzipien
enthält
, die
für
sich weder zum
theoretischen
noch
praktischen
Gebrauche
tauglich
sind.
Die
Naturbegriffe
,
welche
den
Grund
zu allem
theoretischen
Erkenntnis
a
priori
enthalten
,
beruheten
auf der
Gesetzgebung
des
Verstandes
. - Der
Freiheitsbegriff
, der den
Grund
zu
allen
sinnlich-unbedingten
praktischen
Vorschriften
a
priori
enthielt
,
beruhete
auf der
Gesetzgebung
der
Vernunft
.
Beide
Vermögen
also haben,
außer
dem, daß sie der
logischen
Form
nach auf
Prinzipien
,
welchen
Ursprungs
sie auch
sein
mögen
,
angewandt
werden
können
,
überdem
noch jedes seine eigene
Gesetzgebung
dem
Inhalte
nach, über die es keine
andere
(
a
priori
)
gibt
, und die daher die
Einteilung
der
Philosophie
in die
theoretische
und
praktische
rechtfertigt
.
Allein in der
Familie
der
oberen
Erkenntnisvermögen
gibt
es doch noch ein
Mittelglied
zwischen dem
Verstande
und der
Vernunft
. Dieses ist die
Urteilskraft
, von
welcher
man
Ursache
hat, nach der
Analogie
zu
vermuten
, daß sie
ebensowohl
, wenn
gleich
nicht eine eigene
Gesetzgebung
, doch ein ihr eigenes
Prinzip
nach
Gesetzen
zu
suchen
,
allenfalls
ein
bloß
subjektives
a
priori
, in sich
enthalten
dürfte
;
welches
, wenn
ihm
gleich
kein
Feld
der
Gegenstände
als
sein
Gebiet
zustände
, doch
irgendeinen
Boden
haben kann, und eine
gewisse
Beschaffenheit
desselben
, wofür
gerade
nur dieses
Prinzip
geltend
sein
möchte
.
Hierzu
kommt
aber noch (nach der
Analogie
zu
urteilen
) ein
neuer
Grund
, die
Urteilskraft
mit einer
anderen
Ordnung
unserer
Vorstellungskräfte
in
Verknüpfung
zu
bringen
,
welche
von noch
größerer
Wichtigkeit
zu
sein
scheint
, als die der
Verwandtschaft
mit der
Familie
der
Erkenntnisvermögen
.
Denn
alle
Seelenvermögen
, oder
Fähigkeiten
,
können
auf die drei
zurückgeführt
werden,
welche
sich nicht ferner aus einem
gemeinschaftlichen
Grunde
ableiten
lassen
: das
Erkenntnisvermögen
, das
Gefühl
der
Lust
und
Unlust
, und das
Begehrungsvermögen
.
1
Für
das
Erkenntnisvermögen
ist allein der
Verstand
gesetzgebend
, wenn
jenes
(wie es auch
geschehen
muß
, wenn es
für
sich, ohne
Vermischung
mit dem
Begehrungsvermögen
,
betrachtet
wird) als
Vermögen
eines
theoretischen
Erkenntnisses
auf die
Natur
bezogen
wird, in
Ansehung
deren allein (als
Erscheinung
) es uns
möglich
ist, durch
Naturbegriffe
a
priori
,
welche
eigentlich
reine
Verstandesbegriffe
sind,
Gesetze
zu
geben
. -
Für
das
Begehrungsvermögen
, als ein
oberes
Vermögen
nach dem
Freiheitsbegriffe
, ist allein die
Vernunft
(in der allein dieser
Begriff
statthat
)
a
priori
gesetzgebend
. - Nun ist zwischen dem
Erkenntnis-
und dem
Begehrungsvermögen
das
Gefühl
der
Lust
, so wie zwischen dem
Verstande
und der
Vernunft
die
Urteilskraft
,
enthalten
. Es ist also
wenigstens
vorläufig
zu
vermuten
, daß die
Urteilskraft
eben
so
wohl
für
sich ein
Prinzip
a
priori
enthalte
, und,
da
mit dem
Begehrungsvermögen
notwendig
Lust
oder
Unlust
verbunden
ist (es
sei
daß sie, wie beim
unteren
,
vor
dem
Prinzip
desselben
vorhergehe
, oder, wie beim
oberen
, nur aus der
Bestimmung
desselben
durch das
moralische
Gesetz
folge
),
ebensowohl
einen
Übergang
vom
reinen
Erkenntnisvermögen
,
d.i.
vom
Gebiete
der
Naturbegriffe
zum
Gebiete
des
Freiheitsbegriffs
,
bewirken
werde
, als sie im
logischen
Gebrauche
den
Übergang
vom
Verstande
zur
Vernunft
möglich
macht
.
Wenn also
gleich
die
Philosophie
nur in zwei
Hauptteile
, die
theoretische
und die
praktische
,
eingeteilt
werden kann; wenn
gleich
alles, was wir von den
eignen
Prinzipien
der
Urteilskraft
zu
sagen
haben
möchten
, in ihr zum
theoretischen
Teile
,
d.i.
dem
Vernunfterkenntnis
nach
Naturbegriffen
,
gezählt
werden
müßte
; so
besteht
doch die
Kritik
der
reinen
Vernunft
, die alles dieses
vor
der
Unternehmung
jenes
Systems
, zum
Behuf
der
Möglichkeit
desselben
,
ausmachen
muß
, aus drei
Teilen
: der
Kritik
des
reinen
Verstandes
, der
reinen
Urteilskraft
und der
reinen
Vernunft
,
welche
Vermögen
darum
rein
genannt
werden, weil sie
a
priori
gesetzgebend
sind.
1
Es ist von
Nutzen
: zu
Begriffen
,
welche
man als
empirische
Prinzipien
braucht
, wenn man
Ursache
hat zu
vermuten
, daß sie mit dem
reinen
Erkenntnisvermögen
a
priori
in
Verwandtschaft
stehen
, dieser
Beziehung
wegen, eine
transzendentale
Definition
zu
versuchen
:
nämlich
durch
reine
Kategorien
,
sofern
diese allein schon den
Unterschied
des
vorliegenden
Begriffs
von
anderen
hinreichend
angeben
. Man
folgt
hierin dem
Beispiel
des
Mathematikers
, der die
empirischen
Data
seiner
Aufgabe
unbestimmt
läßt
, und nur ihr
Verhältnis
in der
reinen
Synthesis
derselben
unter die
Begriffe
der
reinen
Arithmetik
bringt
und sich
dadurch
die
Auflösung
derselben
verallgemeinert
. - Man hat mir aus einem
ähnlichen
Verfahren
(
Krit
. der
prakt
.
V
.,
S
.16 der
Vorrede
) einen
Vorwurf
gemacht
und die
Definition
des
Begehrungsvermögens
, als
Vermögens
, durch seine
Vorstellungen
Ursache
von der
Wirklichkeit
der
Gegenstände
dieser
Vorstellungen
zu
sein
,
getadelt
: weil
bloße
Wünsche
doch auch
Begehrungen
wären
, von denen sich doch jeder
bescheidet
, daß er durch
dieselben
allein ihr
Objekt
nicht
hervorbringen
könne
. - Dieses aber
beweiset
nichts weiter, als daß es auch
Begehrungen
im
Menschen
gebe
,
wodurch
derselbe
mit sich selbst im
Widerspruche
steht
:
indem
er durch seine
Vorstellung
allein zur
Hervorbringung
des
Objekts
hinwirkt
, von der er doch
keinen
Erfolg
erwarten
kann, weil er sich
bewußt
ist, daß seine
mechanischen
Kräfte
(wenn ich die nicht
psychologischen
so
nennen
soll
), die durch
jene
Vorstellung
bestimmt
werden
müßten
, um das
Objekt
(
mithin
mittelbar
) zu
bewirken
, entweder nicht
zulänglich
sind, oder
gar
auf etwas
Unmögliches
gehen
,
z
.
B
. das
Geschehene
ungeschehen
zu
machen
(
Omihi
praeteritos
,
etc
.), oder im
ungeduldigen
Harren
die
Zwischenzeit
bis zum
herbeigewünschten
Augenblick
,
vernichten
zu
können
. - Ob wir uns
gleich
in
solchen
phantastischen
Begehrungen
der
Unzulänglichkeit
unserer
Vorstellungen
(oder
gar
ihrer
Untauglichkeit
),
Ursache
ihrer
Gegenstände
zu
sein
,
bewußt
sind; so ist doch die
Beziehung
derselben
als
Ursache
,
mithin
die
Vorstellung
ihrer
Kausalität
, in jedem
Wunsche
enthalten
, und
vornehmlich
alsdann
sichtbar
, wenn dieser ein
Affekt
,
nämlich
Sehnsucht
, ist.
Denn
diese
beweisen
dadurch
, daß sie das
Herz
ausdehnen
und
welk
machen
und so die
Kräfte
erschöpfen
, daß die
Kräfte
durch
Vorstellungen
wiederholentlich
angespannt
werden, aber das
Gemüt
bei der
Rücksicht
auf die
Unmöglichkeit
unaufhörlich
wiederum
in
Ermattung
zurücksinken
lassen
. Selbst die
Gebete
um
Abwendung
großer
und so viel man
einsieht
,
unvermeidlicher
Übel
, und
manche
abergläubische
Mittel
zu
Erreichung
natürlicherweise
unmöglicher
Zwecke
,
beweisen
die
Kausalbeziehung
der
Vorstellungen
auf ihre
Objekte
, die sogar durch das
Bewußtsein
ihrer
Unzulänglichkeit
zum
Effekt
von der
Bestrebung
dazu nicht
abgehalten
werden kann. - Warum aber in
unsere
Natur
der
Hang
zu mit
Bewußtsein
leeren
Begehrungen
gelegt
worden
, das ist eine
anthropologisch-teleologische
Frage
. Es
scheint
: daß,
sollten
wir nicht
eher
, als bis wir uns von der
Zulänglichkeit
unseres
Vermögens
zu
Hervorbringung
eines
Objekts
versichert
hätten
, zur
Kraftanwendung
bestimmt
werden, diese
großenteils
unbenutzt
bleiben
würde
.
Denn
gemeiniglich
lernen
wir
unsere
Kräfte
nur
dadurch
allererst
kennen
, daß wir sie
versuchen
. Diese
Täuschung
in
leeren
Wünschen
ist also nur die
Folge
von einer
wohltätigen
Anordnung
in unserer
Natur
.
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