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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Erstes Buch Analytik des Schönen
Erstes Moment des Geschmacksurteils, der Qualität nach
§ 4 Das Wohlgefallen am Guten ist mit Interesse verbunden
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§ 4
Das
Wohlgefallen
am
Guten
ist mit
Interesse
verbunden
Gut
ist das, was
vermittelst
der
Vernunft
, durch den
bloßen
Begriff
,
gefällt
. Wir
nennen
einiges
wozu
gut
(das
Nützliche
), was nur als
Mittel
gefällt
; ein
anderes
aber an sich
gut
, was
für
sich selbst
gefällt
. In
beiden
ist immer der
Begriff
eines
Zwecks
,
mithin
das
Verhältnis
der
Vernunft
zum (
wenigstens
möglichen
)
Wollen
,
folglich
ein
Wohlgefallen
am
Dasein
eines
Objekts
oder einer
Handlung
,
d.i.
irgendein
Interesse
,
enthalten
.
Um etwas
gut
zu
finden
,
muß
ich
jederzeit
wissen
, was der
Gegenstand
für
ein
Ding
sein
solle
,
d.i.
einen
Begriff
von demselben haben. Um
Schönheit
woran
zu
finden
, habe ich das nicht
nötig
.
Blumen
,
freie
Zeichnungen
, ohne
Absicht
ineinandergeschlungene
Züge
, unter dem
Namen
des
Laubwerks
,
bedeuten
nichts,
hängen
von
keinem
bestimmten
Begriffe
ab und
gefallen
doch. Das
Wohlgefallen
am
Schönen
muß
von der
Reflexion
über einen
Gegenstand
, die zu
irgendeinem
Begriffe
(
unbestimmt
welchem
)
führt
,
abhängen
; und
unterscheidet
sich
dadurch
auch vom
Angenehmen
,
welches
ganz
auf der
Empfindung
beruht
.
Zwar
scheint
das
Angenehme
mit dem
Guten
in
vielen
Fällen
einerlei
zu
sein
. So wird man
gemeiniglich
sagen
: alles (
vornehmlich
dauerhafte
)
Vergnügen
ist an sich selbst
gut
;
welches
ungefähr
so viel
heißt
, als
dauerhaft-angenehm
oder
gut
sein
, ist
einerlei
. Allein man kann
bald
bemerken
, daß dieses
bloß
eine
fehlerhafte
Wortvertauschung
sei
,
da
die
Begriffe
,
welche
diesen
Ausdrücken
eigentümlich
anhängen
,
keinesweges
gegeneinander
ausgetauscht
werden
können
. Das
Angenehme
, das, als ein
solches
, den
Gegenstand
lediglich
in
Beziehung
auf den
Sinn
vorstellt
,
muß
allererst
durch den
Begriff
eines
Zwecks
unter
Prinzipien
der
Vernunft
gebracht
werden, um es, als
Gegenstand
des
Willens
,
gut
zu
nennen
. Daß dieses aber
alsdann
eine
ganz
andere
Beziehung
auf das
Wohlgefallen
sei
, wenn ich das, was
vergnügt
,
zugleich
gut
nenne
, ist daraus zu
ersehen
, daß beim
Guten
immer die
Frage
ist, ob es
bloß
mittelbar-gut
oder
unmittelbar-gut
(ob
nützlich
oder an sich
gut
)
sei
;
da
hingegen
beim
Angenehmen
hierüber
gar
nicht die
Frage
sein
kann,
indem
das
Wort
jederzeit
etwas
bedeutet
, was
unmittelbar
gefällt
. (
Ebenso
ist es auch mit dem, was ich
schön
nenne
,
bewandt
.)
Selbst in den
gemeinsten
Reden
unterscheidet
man das
Angenehme
vom
Guten
. Von einem durch
Gewürze
und
andere
Zusätze
den
Geschmack
erhebenden
Gerichte
sagt
man ohne
Bedenken
, es
sei
angenehm
, und
gesteht
zugleich
, daß es nicht
gut
sei
: weil es zwar
unmittelbar
den
Sinnen
behagt
,
mittelbar
aber,
d.i.
durch die
Vernunft
, die auf die
Folgen
hinaus
sieht
,
betrachtet
,
mißfällt
. Selbst in der
Beurteilung
der
Gesundheit
kann man noch diesen
Unterschied
bemerken
. Sie ist jedem, der sie
besitzt
,
unmittelbar
angenehm
(
wenigstens
negativ
,
d.i.
als
Entfernung
aller
körperlichen
Schmerzen
). Aber, um zu
sagen
, daß sie
gut
sei
,
muß
man sie noch durch die
Vernunft
auf
Zwecke
richten
,
nämlich
daß sie ein
Zustand
ist, der uns zu
allen
unsern
Geschäften
aufgelegt
macht
. In
Absicht
der
Glückseligkeit
glaubt
endlich
doch
jedermann
, die
größte
Summe
(der
Menge
sowohl als
Dauer
nach) der
Annehmlichkeiten
des
Lebens
, ein
wahres
, ja sogar das
höchste
Gut
nennen
zu
können
. Allein auch
dawider
sträubt
sich die
Vernunft
.
Annehmlichkeit
ist
Genuß
. Ist es aber auch auf diesen allein
angelegt
, so
wäre
es
töricht
,
skrupulös
in
Ansehung
der
Mittel
zu
sein
, die
ihn
uns
verschaffen
, ob er
leidend
, von der
Freigebigkeit
der
Natur
, oder durch
Selbsttätigkeit
und unser
eignes
Wirken
erlangt
wäre
. Daß aber eines
Menschen
Existenz
an sich einen
Wert
habe,
welcher
bloß
lebt
(und in dieser
Absicht
noch so sehr
geschäftig
ist) um zu
genießen
, sogar wenn er dabei
andern
, die alle
ebensowohl
nur aufs
Genießen
ausgehen
, als
Mittel
dazu aufs
beste
beförderlich
wäre
, und zwar darum, weil er durch
Sympathie
alles
Vergnügen
mitgenösse
: das wird sich die
Vernunft
nie
überreden
lassen
. Nur durch das, was er tut, ohne
Rücksicht
auf
Genuß
, in
voller
Freiheit
und
unabhängig
von dem, was
ihm
die
Natur
auch
leidend
verschaffen
könnte
,
gibt
er seinem
Dasein
als der
Existenz
einer
Person
einen
absoluten
Wert
; und die
Glückseligkeit
ist, mit der
ganzen
Fülle
ihrer
Annehmlichkeit
, bei
weitem
nicht ein
unbedingtes
Gut
6
.
Aber,
ungeachtet
aller dieser
Verschiedenheit
zwischen dem
Angenehmen
und
Guten
,
kommen
beide
doch darin
überein
: daß sie
jederzeit
mit einem
Interesse
an ihrem
Gegenstande
verbunden
sind, nicht allein das
Angenehme
§3, und das
mittelbar
Gute
(das
Nützliche
),
welches
als
Mittel
zu irgendeiner
Annehmlichkeit
gefällt
,
sondern
auch das
schlechterdings
und in aller
Absicht
Gute
,
nämlich
das
moralische
,
welches
das
höchste
Interesse
bei sich
führt
.
Denn
das
Gute
ist das
Objekt
des
Willens
(
d.i.
eines durch
Vernunft
bestimmten
Begehrungsvermögens
). Etwas aber
wollen
, und an dem
Dasein
desselben
ein
Wohlgefallen
haben
d.i.
daran ein
Interesse
nehmen
, ist
identisch
.
6
Eine
Verbindlichkeit
zum
Genießen
ist eine
offenbare
Ungereimtheit
.
Eben
das
muß
also auch eine
vorgegebene
Verbindlichkeit
zu
allen
Handlungen
sein
, die zu ihrem
Ziele
bloß
das
Genießen
haben: dieses
mag
nun so
geistig
ausgedacht
(oder
verbrämt
)
sein
, wie es
wolle
, und wenn es auch ein
mystischer
sogenannter
himmlischer
Genuß
wäre
.
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