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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Erstes Buch Analytik des Schönen
Zweites Moment des Geschmacksurteils, nämlich seiner Quantität nach
§ 7 Vergleichung des Schönen mit dem Angenehmen und Guten durch obiges Merkmal
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§ 7
Vergleichung
des
Schönen
mit dem
Angenehmen
und
Guten
durch
obiges
Merkmal
In
Ansehung
des
Angenehmen
bescheidet
sich ein jeder: daß
sein
Urteil
,
welches
er auf ein
Privatgefühl
gründet
, und
wodurch
er von einem
Gegenstande
sagt
, daß er
ihm
gefalle
, sich auch
bloß
auf seine
Person
einschränke
. Daher ist er es
gern
zufrieden
, daß, wenn er
sagt
: der
Kanariensekt
ist
angenehm
,
ihm
ein anderer den
Ausdruck
verbessere
und
ihn
erinnere
, er
solle
sagen
: er ist mir
angenehm
; und so nicht allein im
Geschmack
der
Zunge
, des
Gaumens
und des
Schlundes
,
sondern
auch in dem, was
für
Augen
und
Ohren
jedem
angenehm
sein
mag
. Dem einen ist die
violette
Farbe
sanft
und
lieblich
, dem
andern
tot
und
erstorben
. Einer
liebt
den
Ton
der
Blasinstrumente
, der
andre
den von den
Saiteninstrumenten
.
Darüber
in der
Absicht
zu
streiten
um das
Urteil
anderer,
welches
von dem
unsrigen
verschieden ist,
gleich
als ob es diesem
logisch
entgegengesetzt
wäre
,
für
unrichtig
zu
schelten
,
wäre
Torheit
; in
Ansehung
des
Angenehmen
gilt
also der
Grundsatz
: ein jeder hat seinen
eigenen
Geschmack
(der
Sinne
).
Mit dem
Schönen
ist es
ganz
anders
bewandt
. Es
wäre
(
gerade
umgekehrt
)
lächerlich
, wenn
jemand
, der sich auf seinen
Geschmack
etwas
einbildete
, sich damit zu
rechtfertigen
gedächte
: dieser
Gegenstand
(das
Gebäude
, was wir
sehen
, das
Kleid
, was
jener
trägt
, das
Konzert
, was wir
hören
, das
Gedicht
,
welches
zur
Beurteilung
aufgestellt
ist) ist
für
mich
schön
.
Denn
er
muß
es nicht
schön
nennen
, wenn es
bloß
ihm
gefällt
.
Reiz
und
Annehmlichkeit
mag
für
ihn
vieles
haben, darum
bekümmert
sich niemand; wenn er aber etwas
für
schön
ausgibt
, so
mutet
er
andern
eben
dasselbe
Wohlgefallen
zu: er
urteilt
nicht
bloß
für
sich,
sondern
für
jedermann
, und
spricht
alsdann
von der
Schönheit
, als
wäre
sie eine
Eigenschaft
der
Dinge
. Er
sagt
daher, die
Sache
ist
schön
; und
rechnet
nicht etwa darum auf anderer
Einstimmung
in
sein
Urteil
des
Wohlgefallens
, weil er sie
mehrmalen
mit dem
seinigen
einstimmig
befunden
hat,
sondern
fordert
es von ihnen. Er
tadelt
sie, wenn sie anders
urteilen
, und
spricht
ihnen den
Geschmack
ab, von dem er doch
verlangt
, daß sie
ihn
haben
sollen
; und
sofern
kann man nicht
sagen
: ein jeder hat seinen
besondern
Geschmack
. Dieses
würde
so viel
heißen
, als: es
gibt
gar
keinen
Geschmack
,
d.i.
kein
ästhetisches
Urteil
,
welches
auf
jedermanns
Beistimmung
rechtmäßigen
Anspruch
machen
könnte
.
Gleichwohl
findet
man auch in
Ansehung
des
Angenehmen
, daß in der
Beurteilung
desselben
sich
Einhelligkeit
unter
Menschen
antreffen
lasse
, in
Absicht
auf
welche
man doch
einigen
den
Geschmack
abspricht
,
andern
ihn
zugesteht
, und zwar nicht in der
Bedeutung
als
Organsinn
,
sondern
als
Beurteilungsvermögen
in
Ansehung
des
Angenehmen
überhaupt
. So
sagt
man von
jemanden
, der seine
Gäste
mit
Annehmlichkeiten
(des
Genusses
durch alle
Sinne
) so zu
unterhalten
weiß
, daß es ihnen
insgesamt
gefällt
: er habe
Geschmack
. Aber hier wird die
Allgemeinheit
nur
komparativ
genommen
; und
da
gibt
es nur
generale
(wie die
empirischen
alle sind), nicht
universale
Regeln
,
welche
letzteren
das
Geschmacksurteil
über das
Schöne
sich
unternimmt
oder darauf
Anspruch
macht
. Es ist ein
Urteil
in
Beziehung
auf die
Geselligkeit
,
sofern
sie auf
empirischen
Regeln
beruht
. In
Ansehung
des
Guten
machen
die
Urteile
zwar auch mit
Recht
auf
Gültigkeit
für
jedermann
Anspruch
; allein das
Gute
wird nur durch einen
Begriff
als
Objekt
eines
allgemeinen
Wohlgefallens
vorgestellt
,
welches
weder beim
Angenehmen
noch beim
Schönen
der
Fall
ist.
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