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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Erstes Buch Analytik des Schönen
Drittes Moment der Geschmacksurteile nach der Relation der Zwecke, welche in ihnen in Betrachtung gezogen wird
§ 14 Erläuterung durch Beispiele
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§ 14
Erläuterung
durch
Beispiele
Ästhetische
Urteile
können
,
ebensowohl
als
theoretische
(
logische
), in
empirische
und
reine
eingeteilt
werden. Die
erstern
sind die,
welche
Annehmlichkeit
oder
Unannehmlichkeit
, die
zweiten
die,
welche
Schönheit
von einem
Gegenstande
, oder von der
Vorstellungsart
desselben
aussagen
;
jene
sind
Sinnenurteile
(
materiale
ästhetische
Urteile
), diese (als
formale
) allein
eigentliche
Geschmacksurteile
.
Ein
Geschmacksurteil
ist also nur
sofern
rein
, als kein
bloß
empirisches
Wohlgefallen
dem
Bestimmungsgrunde
desselben
beigemischt
wird. Dieses aber
geschieht
allemal
, wenn
Reiz
oder
Rührung
einen
Anteil
an dem
Urteile
haben,
wodurch
etwas
für
schön
erklärt
werden
soll
.
Nun tun sich wieder
manche
Einwürfe
hervor
, die
zuletzt
den
Reiz
nicht
bloß
zum
notwendigen
Ingredienz
der
Schönheit
,
sondern
wohl
gar
als
für
sich allein
hinreichend
, um
schön
genannt
zu werden,
vorspiegeln
. Eine
bloße
Farbe
,
z
.
B
. die
grüne
eines
Rasenplatzes
, ein
bloßer
Ton
(zum
Unterschiede
vom
Schalle
und
Geräusch
), wie etwa der einer
Violine
, wird von den
meisten
an sich
für
schön
erklärt
;
obzwar
beide
bloß
die
Materie
der
Vorstellungen
,
nämlich
lediglich
Empfindung
, zum
Grunde
zu haben
scheinen
und darum nur
angenehm
genannt
zu werden
verdienten
. Allein man wird doch
zugleich
bemerken
, daß die
Empfindungen
der
Farbe
sowohl als des
Tons
sich nur
sofern
für
schön
zu
gelten
berechtigt
halten
, als
beide
rein
sind;
welches
eine
Bestimmung
ist, die schon die
Form
betrifft
, und auch das
einzige
, was sich von diesen
Vorstellungen
mit
Gewißheit
allgemein
mitteilen
läßt
: weil die
Qualität
der
Empfindungen
selbst nicht in
allen
Subjekten
als
einstimmig
, und die
Annehmlichkeit
einer
Farbe
vorzüglich
vor
der
andern
, oder des
Tons
eines
musikalischen
Instruments
vor
dem eines
andern
sich
schwerlich
bei
jedermann
als auf
gleiche
Art
beurteilt
annehmen
läßt
.
Nimmt
man, mit
Eulern
, an, daß die
Farben
gleichzeitig
auf
einander
folgende
Schläge
(
pulsus
) des
Äthers
, so wie
Töne
der im
Schalle
erschütterten
Luft
sind, und, was das
Vornehmste
ist, das
Gemüt
nicht
bloß
, durch den
Sinn
, die
Wirkung
davon auf die
Belebung
des
Organs
,
sondern
auch, durch die
Reflexion
, das
regelmäßige
Spiel
der
Eindrücke
(
mithin
die
Form
in der
Verbindung
verschiedener
Vorstellungen
)
wahrnehme
(
woran
ich doch
gar
nicht
zweifle
); so
würde
Farbe
und
Ton
nicht
bloße
Empfindungen
,
sondern
schon
formale
Bestimmung
der
Einheit
eines
Mannigfaltigen
derselben
sein
, und
alsdann
auch
für
sich zu
Schönheiten
gezählt
werden
können
.
Das
Reine
aber einer
einfachen
Empfindungsart
bedeutet
: daß die
Gleichförmigkeit
derselben
durch keine
fremdartige
Empfindung
gestört
und
unterbrochen
wird, und
gehört
bloß
zur
Form
; weil man dabei von der
Qualität
jener
Empfindungsart
(ob, und
welche
Farbe
, oder ob, und
welchen
Ton
sie
vorstelle
)
abstrahieren
kann. Daher werden alle
einfache
Farben
,
sofern
sie
rein
sind,
für
schön
gehalten
; die
gemischten
haben diesen
Vorzug
nicht:
eben
darum, weil,
da
sie nicht
einfach
sind, man
keinen
Maßstab
der
Beurteilung
hat, ob man sie
rein
oder
unrein
nennen
solle
.
Was aber die dem
Gegenstande
seiner
Form
wegen
beigelegte
Schönheit
,
sofern
sie, wie man
meint
, durch
Reiz
wohl
gar
könne
erhöht
werden,
anlangt
, so ist dies ein
gemeiner
und dem
echten
,
unbestochenen
,
gründlichen
Geschmacke
sehr
nachteiliger
Irrtum
; ob sich zwar
allerdings
neben der
Schönheit
auch noch
Reize
hinzufügen
lassen
, um das
Gemüt
durch die
Vorstellung
des
Gegenstandes
,
außer
dem
trockenen
Wohlgefallen
, noch zu
interessieren
, und so dem
Geschmacke
und dessen
Kultur
zur
Anpreisung
zu
dienen
,
vornehmlich
wenn er noch
roh
und
ungeübt
ist. Aber sie tun
wirklich
dem
Geschmacksurteile
Abbruch
, wenn sie die
Aufmerksamkeit
als
Beurteilungsgründe
der
Schönheit
auf sich
ziehen
.
Denn
es ist so
weit
gefehlt
, daß sie dazu
beitrugen
, daß sie
vielmehr
als
Fremdlinge
, nur
sofern
sie
jene
schöne
Form
nicht
stören
, wenn der
Geschmack
noch
schwach
und
ungeübt
ist, mit
Nachsicht
müssen
aufgenommen
werden.
In der
Malerei
,
Bildhauerkunst
, ja
allen
bildenden
Künsten
, in der
Baukunst
,
Gartenkunst
,
sofern
sie
schöne
Künste
sind, ist die
Zeichnung
das
Wesentliche
, in
welcher
nicht, was in der
Empfindung
vergnügt
,
sondern
bloß
, was durch seine
Form
gefällt
, den
Grund
aller
Anlage
für
den
Geschmack
ausmacht
. Die
Farben
,
welche
den
Abriß
illuminieren
,
gehören
zum
Reiz
; den
Gegenstand
an sich
können
sie zwar
für
die
Empfindung
belebt
, aber nicht
anschauungswürdig
und
schön
machen
:
vielmehr
werden sie durch das, was die
schöne
Form
erfordert
,
mehrenteils
gar
sehr
eingeschränkt
, und selbst
da
, wo der
Reiz
zugelassen
wird, durch die
erstere
allein
veredelt
.
Alle
Form
der
Gegenstände
der
Sinne
(der
äußern
sowohl als
mittelbar
auch des
innern
) ist entweder
Gestalt
, oder
Spiel
: im
letztern
Falle
entweder
Spiel
der
Gestalten
(im
Raume
, die
Mimik
und der
Tanz
); oder
bloßes
Spiel
der
Empfindungen
(in der
Zeit
). Der
Reiz
der
Farben
, oder
angenehmer
Töne
des
Instruments
, kann
hinzukommen
, aber die
Zeichnung
in der
ersten
und die
Komposition
in dem
letzten
machen
den
eigentlichen
Gegenstand
des
reinen
Geschmacksurteils
aus; und daß die
Reinigkeit
der
Farben
sowohl als der
Töne
, oder auch die
Mannigfaltigkeit
derselben
und ihre
Abstechung
zur
Schönheit
beizutragen
scheint
, will nicht so viel
sagen
, daß sie darum, weil sie
für
sich
angenehm
sind,
gleichsam
einen
gleichartigen
Zusatz
zu dem
Wohlgefallen
an der
Form
abgeben
,
sondern
weil sie diese
letztere
nur
genauer
,
bestimmter
und
vollständiger
anschaulich
machen
und
überdem
durch ihren
Reiz
die
Vorstellung
beleben
,
indem
sie die
Aufmerksamkeit
auf den
Gegenstand
selbst
erwecken
und
erhalten
.
Selbst was man
Zieraten
(
Parerga
)
nennt
,
d.i.
dasjenige
, was nicht in die
ganze
Vorstellung
des
Gegenstandes
als
Bestandstück
innerlich
,
sondern
nur
äußerlich
als
Zutat
gehört
und das
Wohlgefallen
des
Geschmacks
vergrößert
, tut dieses doch auch nur durch seine
Form
: wie
Einfassungen
der
Gemälde
, oder
Gewänder
an
Statuen
, oder
Säulengänge
um
Prachtgebäude
.
Besteht
aber der
Zierat
nicht selbst in der
schönen
Form
, ist er, wie der
goldene
Rahmen
,
bloß
um durch seinen
Reiz
das
Gemälde
dem
Beifall
zu
empfehlen
angebracht
; so
heißt
er
alsdann
Schmuck
, und tut der
echten
Schönheit
Abbruch
.
Rührung
, eine
Empfindung
, wo
Annehmlichkeit
nur
vermittelst
augenblicklicher
Hemmung
und darauf
erfolgender
stärkerer
Ergießung
der
Lebenskraft
gewirkt
wird,
gehört
gar
nicht zur
Schönheit
.
Erhabenheit
(mit
welcher
das
Gefühl
der
Rührung
verbunden
ist) aber
erfordert
einen
andern
Maßstab
der
Beurteilung
, als der
Geschmack
sich zum
Grunde
legt
; und so hat ein
reines
Geschmacksurteil
weder
Reiz
noch
Rührung
, mit einem
Worte
keine
Empfindung
, als
Materie
des
ästhetischen
Urteils
, zum
Bestimmungsgrunde
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