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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
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Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Erstes Buch Analytik des Schönen
Drittes Moment der Geschmacksurteile nach der Relation der Zwecke, welche in ihnen in Betrachtung gezogen wird
§ 16 Das Geschmacksurteil, wodurch ein Gegenstand unter der Bedingung eines bestimmten Begriffs für schön erklärt wird, ist nicht rein
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§ 16
Das
Geschmacksurteil
,
wodurch
ein
Gegenstand
unter der
Bedingung
eines
bestimmten
Begriffs
für
schön
erklärt
wird, ist nicht
rein
Es
gibt
zweierlei
Arten
von
Schönheit
:
freie
Schönheit
(
pulchritudo
vaga
), oder die
bloß
anhängende
Schönheit
(
pulchritudo
adhaerens
). Die
erstere
setzt
keinen
Begriff
von dem
voraus
, was der
Gegenstand
sein
soll
; die
zweite
setzt
einen
solchen
und die
Vollkommenheit
des
Gegenstandes
nach demselben
voraus
. Die
Arten
der
erstern
heißen
(
für
sich
bestehende
)
Schönheiten
dieses oder
jenes
Dinges
; die
andere
wird als einem
Begriffe
anhängend
(
bedingte
Schönheit
),
Objekten
, die unter dem
Begriffe
eines
besondern
Zwecks
stehen
,
beigelegt
.
Blumen
sind
freie
Naturschönheiten
. Was eine
Blume
für
ein
Ding
sein
soll
,
weiß
,
außer
dem
Botaniker
,
schwerlich
sonst
jemand
; und selbst dieser, der daran das
Befruchtungsorgan
der
Pflanze
erkennt
,
nimmt
, wenn er
darüber
durch
Geschmack
urteilt
, auf diesen
Naturzweck
keine
Rücksicht
. Es wird also keine
Vollkommenheit
von irgendeiner
Art
, keine
innere
Zweckmäßigkeit
, auf
welche
sich die
Zusammensetzung
des
Mannigfaltigen
beziehe
, diesem
Urteile
zum
Grunde
gelegt
. Viele
Vögel
(der
Papagei
, der
Kolibri
, der
Paradiesvogel
), eine
Menge
Schaltiere
des
Meeres
, sind
für
sich
Schönheiten
, die
gar
keinem
nach
Begriffen
in
Ansehung
seines
Zwecks
bestimmten
Gegenstande
zukommen
,
sondern
frei
und
für
sich
gefallen
. So
bedeuten
die
Zeichnungen
à
la
grecque
, das
Laubwerk
zu
Einfassungen
oder auf
Papiertapeten
usw
.
für
sich nichts: sie
stellen
nichts
vor
, kein
Objekt
unter einem
bestimmten
Begriffe
, und sind
freie
Schönheiten
. Man kann auch das, was man in der
Musik
Phantasien
(ohne
Thema
)
nennt
, ja die
ganze
Musik
ohne
Text
, zu
derselben
Art
zählen
.
In der
Beurteilung
einer
freien
Schönheit
(der
bloßen
Form
nach) ist das
Geschmacksurteil
rein
. Es ist kein
Begriff
von
irgendeinem
Zwecke
, wozu das
Mannigfaltige
dem
gegebenen
Objekte
dienen
, und was dieses also
vorstellen
solle
,
vorausgesetzt
,
wodurch
die
Freiheit
der
Einbildungskraft
, die in
Beobachtung
der
Gestalt
gleichsam
spielt
, nur
eingeschränkt
werden
würde
.
Allein die
Schönheit
eines
Menschen
(und unter dieser
Art
die eines
Mannes
, oder
Weibes
, oder
Kindes
), die
Schönheit
eines
Pferdes
, eines
Gebäudes
(als
Kirche
,
Palast
,
Arsenal
, oder
Gartenhaus
)
setzt
einen
Begriff
vom
Zwecke
voraus
,
welcher
bestimmt
, was das
Ding
sein
soll
,
mithin
einen
Begriff
seiner
Vollkommenheit
; und ist also
bloß
adhärierende
Schönheit
. So wie nun die
Verbindung
des
Angenehmen
(der
Empfindung
) mit der
Schönheit
, die
eigentlich
nur die
Form
betrifft
, die
Reinigkeit
des
Geschmacksurteils
verhinderte
; so tut die
Verbindung
des
Guten
(wozu
nämlich
das
Mannigfaltige
dem
Dinge
selbst, nach seinem
Zwecke
,
gut
ist) mit der
Schönheit
der
Reinigkeit
desselben
Abbruch
.
Man
würde
vieles
unmittelbar
in der
Anschauung
Gefallende
an einem
Gebäude
anbringen
können
, wenn es nur nicht eine
Kirche
sein
sollte
; eine
Gestalt
mit
allerlei
Schnörkeln
und
leichten
doch
regelmäßigen
Zügen
, wie die
Neuseeländer
mit ihrem
Tätowieren
tun,
verschönern
können
, wenn es nur nicht ein
Mensch
wäre
; und dieser
könnte
viel
feinere
Züge
und einen
gefälligeren
,
sanftern
Umriß
der
Gesichtsbildung
haben, wenn er nur nicht einen Mann, oder
gar
einen
kriegerischen
vorstellen
sollte
.
Nun ist das
Wohlgefallen
an dem
Mannigfaltigen
in einem
Dinge
in
Beziehung
auf den
innern
Zweck
, der seine
Möglichkeit
bestimmt
, ein auf einem
Begriffe
gegründetes
Wohlgefallen
; das an der
Schönheit
aber ist ein
solches
,
welches
keinen
Begriff
voraussetzt
,
sondern
mit der
Vorstellung
,
wodurch
der
Gegenstand
gegeben
(nicht
wodurch
er
gedacht
) wird,
unmittelbar
verbunden
ist. Wenn nun das
Geschmacksurteil
, in
Ansehung
des
letzteren
, vom
Zwecke
in dem
ersteren
, als
Vernunfturteile
,
abhängig
gemacht
und
dadurch
eingeschränkt
wird, so ist
jenes
nicht mehr ein
freies
und
reines
Geschmacksurteil
.
Zwar
gewinnt
der
Geschmack
durch diese
Verbindung
des
ästhetischen
Wohlgefallens
mit dem
intellektuellen
darin, daß er
fixiert
wird und zwar nicht
allgemein
ist,
ihm
aber doch in
Ansehung
gewisser
zweckmäßig
bestimmten
Objekte
Regeln
vorgeschrieben
werden
können
. Diese sind aber
alsdann
auch keine
Regeln
des
Geschmacks
,
sondern
bloß
der
Vereinbarung
des
Geschmacks
mit der
Vernunft
,
d.i.
des
Schönen
mit dem
Guten
, durch
welche
jenes
zum
Instrument
der
Absicht
in
Ansehung
des
letztern
brauchbar
wird, um
diejenige
Gemütsstimmung
, die sich selbst
erhält
und von
subjektiver
allgemeiner
Gültigkeit
ist,
derjenigen
Denkungsart
unterzulegen
, die nur durch
mühsamen
Vorsatz
erhalten
werden kann, aber
objektiv
allgemein
gültig
ist.
Eigentlich
aber
gewinnt
weder die
Vollkommenheit
durch die
Schönheit
, noch die
Schönheit
durch die
Vollkommenheit
;
sondern
, weil es nicht
vermieden
werden kann, wenn wir die
Vorstellung
,
wodurch
uns ein
Gegenstand
gegeben
wird, mit dem
Objekte
(in
Ansehung
dessen was es
sein
soll
) durch einen
Begriff
vergleichen
, sie
zugleich
mit der
Empfindung
im
Subjekte
zusammenzuhalten
, so
gewinnt
das
gesamte
Vermögen
der
Vorstellungskraft
, wenn
beide
Gemütszustände
zusammenstimmen
.
Ein
Geschmacksurteil
würde
in
Ansehung
eines
Gegenstandes
von
bestimmtem
innern
Zwecke
nur
alsdann
rein
sein
, wenn der
Urteilende
entweder von diesem
Zwecke
keinen
Begriff
hätte, oder in seinem
Urteile
davon
abstrahierte
. Aber
alsdann
würde
dieser, ob er
gleich
ein
richtiges
Geschmacksurteil
fällete
,
indem
er den
Gegenstand
als
freie
Schönheit
beurteilete
,
dennoch
von dem
andern
,
welcher
die
Schönheit
an
ihm
nur als
anhängende
Beschaffenheit
betrachtet
(auf den
Zweck
des
Gegenstandes
sieht
)
getadelt
und eines
falschen
Geschmacks
beschuldigt
werden, obgleich
beide
in ihrer
Art
richtig
urteilen
: der eine nach dem, was er
vor
den
Sinnen
; der
andere
nach dem, was er in
Gedanken
hat. Durch diese
Unterscheidung
kann man
manchen
Zwist
der
Geschmacksrichter
über
Schönheit
beilegen
,
indem
man ihnen
zeigt
, daß der eine sich an die
freie
, der
andere
an die
anhängende
Schönheit
halte
, der
erstere
ein
reines
, der
zweite
ein
angewandtes
Geschmacksurteil
fälle
.
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