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Immanuel Kant
Kritik der Urteilskraft
IntraText CT - Text
Erster Teil. Kritik der ästhetischen Urteilskraft
Erster Abschnitt. Analytik der ästhetischen Urteilskraft
Zweites Buch Analytik des Erhabenen
§ 23 Übergang von dem Beurteilungsvermögen des Schönen zu dem des Erhabenen
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Zweites
Buch
Analytik
des
Erhabenen
§ 23
Übergang
von dem
Beurteilungsvermögen
des
Schönen
zu dem des
Erhabenen
Das
Schöne
kommt
darin mit dem
Erhabenen
überein
, daß
beides
für
sich selbst
gefällt
. Ferner darin, daß
beides
kein
Sinnes-
noch ein
logisch-bestimmendes
,
sondern
ein
Reflexionsurteil
voraussetzt
:
folglich
das
Wohlgefallen
nicht an einer
Empfindung
, wie die des
Angenehmen
, noch an einem
bestimmten
Begriffe
, wie das
Wohlgefallen
am
Guten
,
hängt
;
gleichwohl
aber doch auf
Begriffe
,
obzwar
unbestimmt
welche
,
bezogen
wird,
mithin
das
Wohlgefallen
an der
bloßen
Darstellung
oder dem
Vermögen
derselben
geknüpft
ist,
wodurch
das
Vermögen
der
Darstellung
, oder die
Einbildungskraft
, bei einer
gegebenen
Anschauung
mit dem
Vermögen
der
Begriffe
des
Verstandes
oder der
Vernunft
, als
Beförderung
der
letztern
, in
Einstimmung
betrachtet
wird. Daher sind auch
beiderlei
Urteile
einzelne
, und doch sich
für
allgemeingültig
in
Ansehung
jedes
Subjekts
ankündigende
Urteile
, ob sie zwar
bloß
auf das
Gefühl
der
Lust
und auf kein
Erkenntnis
des
Gegenstandes
Anspruch
machen
.
Allein es sind auch
namhafte
Unterschiede
zwischen
beiden
in die
Augen
fallend
. Das
Schöne
der
Natur
betrifft
die
Form
des
Gegenstandes
, die in der
Begrenzung
besteht
; das
Erhabene
ist
dagegen
auch an einem
formlosen
Gegenstande
zu
finden
,
sofern
Unbegrenztheit
an
ihm
, oder durch dessen
Veranlassung
,
vorgestellt
und doch
Totalität
derselben
hinzugedacht
wird: so daß das
Schöne
für
die
Darstellung
eines
unbestimmten
Verstandesbegriffs
, das
Erhabene
aber eines
dergleichen
Vernunftbegriffs
,
genommen
zu werden
scheint
. Also ist das
Wohlgefallen
dort mit der
Vorstellung
der
Qualität
, hier aber der
Quantität
verbunden
. Auch ist das
letztere
der
Art
nach von dem
ersteren
Wohlgefallen
gar
sehr
unterschieden
:
indem
dieses (das
Schöne
)
direkt
ein
Gefühl
der
Beförderung
des
Lebens
bei sich
führt
, und daher mit
Reizen
und einer
spielenden
Einbildungskraft
vereinbar
ist;
jenes
aber (das
Gefühl
des
Erhabenen
) eine
Lust
ist,
welche
nur
indirekt
entspringt
,
nämlich
so daß sie durch das
Gefühl
einer
augenblicklichen
Hemmung
der
Lebenskräfte
und darauf
sogleich
folgenden
desto
stärkern
Ergießung
derselben
erzeugt
wird,
mithin
als
Rührung
kein
Spiel
,
sondern
Ernst
in der
Beschäftigung
der
Einbildungskraft
zu
sein
scheint
. Daher es auch mit
Reizen
unvereinbar
ist; und,
indem
das
Gemüt
von dem
Gegenstande
nicht
bloß
angezogen
,
sondern
wechselsweise
auch immer wieder
abgestoßen
wird, das
Wohlgefallen
am
Erhabenen
nicht sowohl
positive
Lust
als
vielmehr
Bewunderung
oder
Achtung
enthält
,
d.i.
negative
Lust
genannt
zu werden
verdient
.
Der
wichtigste
und
innere
Unterschied
aber des
Erhabenen
vom
Schönen
ist
wohl
dieser: daß, wenn wir, wie
billig
, hier
zuvörderst
nur das
Erhabene
an
Naturobjekten
in
Betrachtung
ziehen
(das der
Kunst
wird
nämlich
immer auf die
Bedingungen
der
Übereinstimmung
mit der
Natur
eingeschränkt
) die
Naturschönheit
(die
selbstständige
) eine
Zweckmäßigkeit
in ihrer
Form
,
wodurch
der
Gegenstand
für
unsere
Urteilskraft
gleichsam
vorherbestimmt
zu
sein
scheint
, bei sich
führt
, und so an sich einen
Gegenstand
des
Wohlgefallens
ausmacht
;
hingegen
das, was in uns, ohne zu
vernünfteln
,
bloß
in der
Auffassung
, das
Gefühl
des
Erhabenen
erregt
, der
Form
nach zwar
zweckwidrig
für
unsere
Urteilskraft
,
unangemessen
unserm
Darstellungsvermögen
, und
gleichsam
gewalttätig
für
die
Einbildungskraft
erscheinen
mag
, aber
dennoch
nur um
desto
erhabener
zu
sein
geurteilt
wird.
Man
sieht
aber
hieraus
sofort
, daß wir uns
überhaupt
unrichtig
ausdrücken
, wenn wir
irgendeinen
Gegenstand
der
Natur
erhaben
nennen
, ob wir zwar
ganz
richtig sehr viele
derselben
schön
nennen
können
;
denn
wie kann das mit einem
Ausdrucke
des
Beifalls
bezeichnet
werden, was an sich als
zweckwidrig
aufgefaßt
wird? Wir
können
nicht mehr
sagen
, als daß der
Gegenstand
zur
Darstellung
einer
Erhabenheit
tauglich
sei
, die im
Gemüte
angetroffen
werden kann;
denn
das
eigentliche
Erhabene
kann in keiner
sinnlichen
Form
enthalten
sein
,
sondern
trifft
nur
Ideen
der
Vernunft
:
welche
, obgleich keine ihnen
angemessene
Darstellung
möglich
ist,
eben
durch diese
Unangemessenheit
,
welche
sich
sinnlich
darstellen
läßt
,
rege
gemacht
und
ins
Gemüt
gerufen
werden. So kann der
weite
, durch
Stürme
empörte
Ozean
nicht
erhaben
genannt
werden.
Sein
Anblick
ist
gräßlich
; und man
muß
das
Gemüt
schon mit
mancherlei
Ideen
angefüllt
haben, wenn es durch eine solche
Anschauung
zu einem
Gefühl
gestimmt
werden
soll
,
welches
selbst
erhaben
ist,
indem
das
Gemüt
die
Sinnlichkeit
zu
verlassen
und sich mit
Ideen
, die
höhere
Zweckmäßigkeit
enthalten
, zu
beschäftigen
angereizt
wird.
Die
selbstständige
Naturschönheit
entdeckt
uns eine
Technik
der
Natur
,
welche
sie als ein
System
nach
Gesetzen
, deren
Prinzip
wir in unserm
ganzen
Verstandesvermögen
nicht
antreffen
,
vorstellig
macht
,
nämlich
dem einer
Zweckmäßigkeit
respektiv
auf den
Gebrauch
der
Urteilskraft
in
Ansehung
der
Erscheinungen
, so daß diese nicht
bloß
als zur
Natur
in ihrem
zwecklosen
Mechanism
,
sondern
auch als zur
Analogie
mit der
Kunst
gehörige
,
beurteilt
werden
müssen
. Sie
erweitert
also
wirklich
zwar nicht
unsere
Erkenntnis
der
Naturobjekte
, aber doch unsern
Begriff
von der
Natur
,
nämlich
als
bloßem
Mechanism
, zu dem
Begriff
von
eben
derselben
als
Kunst
:
welches
zu
tiefen
Untersuchungen
über die
Möglichkeit
einer
solchen
Form
einladet
. Aber in dem, was wir an ihr
erhaben
zu
nennen
pflegen
, ist so
gar
nichts, was auf
besondere
objektive
Prinzipien
und diesen
gemäße
Formen
der
Natur
führte
, daß diese
vielmehr
in ihrem
Chaos
oder in ihrer
wildesten
,
regellosesten
Unordnung
und
Verwüstung
, wenn sich nur
Größe
und
Macht
blicken
läßt
, die
Ideen
des
Erhabenen
am
meisten
erregt
. Daraus
sehen
wir, daß der
Begriff
des
Erhabenen
der
Natur
bei
weitem
nicht so
wichtig
und an
Folgerungen
reichhaltig
sei
, als der des
Schönen
in
derselben
; und daß er
überhaupt
nichts
Zweckmäßiges
in der
Natur
selbst,
sondern
nur in dem
möglichen
Gebrauche
ihrer
Anschauungen
, um eine von der
Natur
ganz
unabhängige
Zweckmäßigkeit
in uns selbst
fühlbar
zu
machen
,
anzeige
. Zum
Schönen
der
Natur
müssen
wir einen
Grund
außer
uns
suchen
, zum
Erhabenen
aber
bloß
in uns und der
Denkungsart
, die in die
Vorstellung
der
ersteren
Erhabenheit
hineinbringt
; eine sehr
nötige
vorläufige
Bemerkung
,
welche
die
Ideen
des
Erhabenen
von der einer
Zweckmäßigkeit
der
Natur
ganz
abtrennt
, und aus der
Theorie
desselben
einen
bloßen
Anhang
zur
ästhetischen
Beurteilung
der
Zweckmäßigkeit
der
Natur
macht
, weil
dadurch
keine
besondere
Form
in dieser
vorgestellt
,
sondern
nur ein
zweckmäßiger
Gebrauch
, den die
Einbildungskraft
von ihrer
Vorstellung
macht
,
entwickelt
wird.
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